Ambivalentes Bloggen: Wer will das schon?

Kaum bin ich die Frage „Und was schreibst so in deine Blogs?“ los, komme ich mit dem nächsten Ding daher: Was soll denn ambivalentes Bloggen schon wieder sein? Ich muss dazu sagen, dass es mir immer darum geht, den Begriff „Blog“ oder eben „Bloggen“ möglichst so zu verwenden, wie das mal gedacht war. Natürlich kann man nicht auf der Stelle treten. Aber ein bisschen muss das doch auch heute noch mit dem zu tun haben, was das mal war. Und irgendwie fehlt mir da die Fantasie. Deshalb schreibe ich das gerade mal.

Ambivalentes Bloggen? Komm mir nicht mit Fachbegriffen!

Ambivalenz ist eine Art Zwiespältigkeit oder auch eine Doppeldeutigkeit. Damit werden Wünsche und all das beschrieben, die grundsätzlich gegensätzlich sind, aber irgendwie doch nebeneinander bestehen. Das Alles kann zu ziemlichen Spannungen führen. Wenn ich hier ambivalentes Bloggen anspreche, dann geht das in die Richtung, dass es ursprüngliche Blogger gibt, die sich einen Dreck um alles mögliche scheren, und daneben News-Blogger. Also auch die Techblogger, wo ich nie dazugehören wollte.

Mir geht es auch darum, dass ich es auch für ambivalent halte, wenn man sich sagt, dass man unbedingt hier und da und dort dabei sein muss und „BLOGGEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ muss, aber dann wieder behauptet, alles wäre nur ein privates Projekt. Nee, Leute so nicht. Ich mache das hier im Blog schon zu lang, als dass ich das nicht komisch finden darf. Um es klar festzustellen: Genau das ist für mich ambivalentes Bloggen. Ganz genau das. Und wer will mir das verbieten?

Ja, ich hatte auch so meine Parolen, aber ich bin geheilt

Meine Güte, ich hatte den Begriff im Oberstübchen. Ich wollte unbedingt irgendwas über ambivalentes Bloggen von mir geben. Weil mir der Begriff irgendwie zusagt. Und dann hockst du dich hin und recherchierst dazu. Was mir da vor die krumme Nase gejagt wurde, könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Wow, da behauptet jemand, die Zeit des Bloggens sei vorbei, und schreibt das in den eigenen Blog. Echt jetzt? Und dann gibt es eine Liste von Gründen, warum das nicht stimmt.

Listen? Alter, da war doch mal irgendwas hier im Blog. Ich hasse solche Schwafeleien wie die Pest. Deshalb verlinke ich auch nicht auf dieses Machwerk. Warum ich das wie die Pest hasse? Ich war mal genau so. Mir hatte Pinterest eine ganze Weile lang vorgegaukelt, dass man genau so bloggen sollte. Ich hatte dann auch so Parolen wie „Hands on blogging“ und so einen Schwachsinn. Prinzipiell war das ja auch so ambivalentes Bloggen. Ich habe es ja wenigstens gemerkt, andere tun sich da schwer.

Ich bin seit Jahresanfang 2023 wieder bei der Bloggerei registriert. Das war vor Jahren mal DER Tummelplatz für Blogartikel. Heutzutage landest du schon in den „Top 10“ der Blogartikel mit einer Handvoll Aufrufen. Das hat alles irgendwie mal anders ausgesehen. Aber wer weiß, vielleicht gibt sich das wieder. Jedenfalls sind dort ganz merkwürdige Themen von Interesse. Und das muss ich erstmal sehen. Mit dem Bloggen hat da nicht jeder Artikel etwas zu tun. Aber das kann auch nur meine Wahrnehmung sein.

Schuld sind die sozialen Netzwerke und Suchmaschinen

Ich verrate euch mal was: Das Schlüsselwort (im SEO-Deutsch: das Keyword) zu diesem Artikel lautet „Ambivalentes Bloggen“. Rank Math zeigt mir die ganze Zeit schon an, dass der Artikel „grün“ ist und somit über 80 der 100 erreichbaren Punkte erreicht. Genau das ist die Scheiße, in die wir Blogger uns reingeritten haben. Wie viele Artikel habe ich denn gelesen, die einzig und allein dafür da waren, den Netzwerken und Google zu gefallen? Und auch das hatte ich oft genug kritisiert und mache es dann doch.

Naja, fast: Ich halte mich von allen Plattformen fern. Und wie ich „die SERPs“ beeinflussen kann (falls ich es wollte), habe ich eh nie verstanden. Und darüber hinaus ist es mir egal. Aber wir alle, die wir unsere Blogs führen und zum Teil auch höchst heroisch gegen alle möglichen Widrigkeiten verteidigen, verfallen immer wieder in ambivalentes Bloggen. Ganz einfach, weil so ein Blog ja doch Publikum braucht. Es ist ein schmaler Grat. Und das Bloggen ist da manchmal ein Balanceakt.

Wenn ich so meine Blogartikel schreibe, will ich meistens auch ein Artikelbild haben. Dazu nutze ich oft wie oben das Portal „Pixabay“. Dort habe ich den Suchbegriff „blogger“ eingegeben. Wenn ich da so manches Ergebnis sehe, habe ich so eine Ahnung, wie sehr uns ambivalentes Bloggen beschäftigt. Die Notebook-Kaffeetasse-Notizblock-Bilder sind das Eine. Statistiken-und-Verdienst-Bilder das Andere. Mir macht das ehrlich Sorge, wohin uns all dieser Mist gebracht hat.

Wie kommen wir da raus?

Es ist ja nicht immer nur so, dass man wie ein Weltuntergangs-Prophet irgendwas vor sich hin quengelt. Man muss ja auch eine Lösung in der Hosentasche haben. Meine Lösung sieht nun seit Mitte Dezember so aus, dass ich mich aus vielem heraushalte. Ich muss kein Ranking erfüllen, keine News zuerst haben, das meiste Geld verdienen. Das und die Tatsache, dass ich mich as den sozialen Netzwerken raushalte, hat viel bewirkt. Und das ist es doch, was wir wollen.

Wir wollen doch nicht wirklich so ein ambivalentes Bloggen, das zwar Social Media und Google gefällt, aber uns nicht erfüllt. Wir wollen doch mehr solcher Blut-Schweiß-und-Tränen-Artikel, vor denen sich die Leser dann verneigen. Das geht nur rau, grob, mit Ecken und Kanten und vor allem ohne Algorithmus. Wenn ich eure Artikel lese, will ich erfahren, dass ihr dabei geschwitzt habt. Und ihr wollt das bei mir ja auch. Diese dämliche Ambivalenz müssen wir ablegen.

Als Suchmaschine bietet sich alles außer Google und Bing an. Als soziales Netzwerk die Verbindung zwischen Lese-Leuten und Schreib-Leuten. Und News? Einmal am Tag reicht das aus. Wir können eh nicht alles verarbeiten. Und manches ist auch ganz gut, nicht von uns verarbeitet zu werden. Konzentrieren wir uns auf uns, das ist dabei eh das Beste. Ich fühle mich inzwischen wieder beim Bloggen wohl. Deshalb war das meine Lösung. Wenn ihr eigene Lösungen habt, dann mal raus damit.

10 Replies to “Ambivalentes Bloggen: Wer will das schon?”

  1. Hallo,
    ach deswegen hab ich dich bei den neuen Blogs bei der Bloggerei gefunden ;-)
    Sind wir doch mal ehrlich – Blogs sind sowas von tot! Ich bekomme das bei mir mit – viele Leser kommen mobil daher und haben die Aufmerksamkeitsspanne in Länge eines Tiktok-Videos. Von daher muss ich dir da ein bisschen widersprechen. Die Blogger haben sich da nicht selbst reingeritten, sondern sind ein Auslaufmodell. Blogger waren früher (d.h. Anfang der 2000er) das fehlende Bindeglied zwischen Internet und realer Welt. Den Content, den Blogger damals geliefert haben, haben sie mehr oder weniger aus der analogen Welt geklaut, weil die es noch nicht für nötig hielt online präsent zu sein. Und ab dem Zeitpunkt, wo die Medien selbst online veröffentlicht haben, wurden Blogger obsolet. Von daher bleiben Bloggern nur Nischen vorbehalten, wo keiner der Meinung ist, dass sie jemand bedient oder es sich nicht mit verhältnismäßigem Aufwand lohnt, da Gewinn zu erzielen.

    Und von daher ist es mir total Banane, wenn irgendjemand meine Artikel nicht liest. Ich schreibe sie in erster Linie für mich. Das war ein langer Prozess, weil ich am Anfang ständig versucht habe, Content zu finden, der andere interessieren könnte. Schaue ich heute auf damals zurück, muss ich über die meisten Artikel lachen, weil es totaler Blödsinn ist.

    1. Ja, Jan, da hast du nicht unrecht. Und natürlich ist es immer ein Prozess. Ich kann aber nicht so tun, als würde ich Lagerfeuer-Romantik in meinen Blog zimmern, und dann wie die FAZ oder die Computer-Bild Artikel in die Welt belzen. Das funktioniert vielleicht mal kurz. Aber die Besucher merken ziemlich schnell, wenn du denen was vormachst. Und am Ende zahlst du mit deiner Gesundheit einen verflucht hohen Preis.

      Das haben aber viele Blogger so gemacht. Ich weiß das, ich hab mich mit denen in Chats ausgetauscht. Und es gab auch bei mir Zeiten, in denen ich 4, 5 Artikel in die Runde gehauen hatte. Und ich wollte lange Zeit als „ernsthaftes Medium“ anerkannt sein. Das ist auch ziemlicher Blödsinn.

      Du meinst, dass du die Artikel in erster Linie für dich schreibst. Ja, so ungefähr ist das hier auch. Ich schreibe ausschließlich das, womit ich mich gut fühle. Ob ich damit irgendeinen Nerv treffe, weiß ich nicht. Und erst, wenn es einem egal ist, findet man seinen eigenen Stil und kann den Blog so führen, wie man will.

      1. Gutes Fazit, das gefällt mir. Das unterschreibe ich so.
        Ich habe jetzt schon seit vielen Jahren den Newsletter von der Bloggerei abonniert. Und um mal ein Lob loszuwerden: Dein Blog war der erste, der aus der grauen Masse der „Ich zeig dir, wie SEO / Kapital / Aktien / Vater/Mutter sein / Reisen / Computer/Internet funktioniert“ herausragt.
        Denn merkwürdigerweise findet man Blogs, wo es um Inhalt geht, der die Leute bewegt, ohne dass sie damit was verdienen wollen oder einfach angeben, immer schwerer.

        1. Hallo Jan,

          oha, da freut sich das Bloggerherz, wenn es so ein Lob mal gibt. Das geht dann immer gleich runter wie Öl. Aber leider hast du Recht, die Blogs, denen es wirklich noch um den Inhalt geht, werden tatsächlich rar. Wenn man so einen findet, muss man den dann eigentlich direkt in den Feed Reader schmeißen. Wer weiß, wann der nächste von der Sorte mal kommt.

          1. Also, ich finde nicht, dass Blogs tot sind. Sie sind nur weniger geworden bzw. werden von der Öffentlichkeit nicht mehr so achtet wie früher. Außerdem meinte jeder früher, dass er auch bloggen muss. Man hatte eine private Homepage bzw. einen Blog. Aber es gibt heute durchaus noch gute Blogs wie zum Beispiel diesen hier. Man muss nur mal suchen.

            Auf meinem Blog geht es auch um den Inhalt.

            Lorenzo

          2. Uiii, Lorenzo, vielen Dank. Bei dir gibt es ja zum Glück auch ein paar interessante Themen zu lesen.
            Stimmt, ich bin damals zu meiner Seite gekommen, weil es in meiner Umschulung hieß, dass man in meiner Branche eine Seite haben muss. Später hieß es dann, dass ich doch WordPress nehmen soll, wenn ich nicht ständig das Rad neu erfinden will. Und so ist das dann zu diesem Blog hier geworden.

  2. Beim Stöbern durch mein Blog-Magazin (du weißt ja wo) ist mir die Überschrift dieses Artikels ins Auge gesprungen, und sie hat mich sofort neugierig gemacht: Ambivalentes Bloggen – was will der Henning denn damit ausdrücken?! Jetzt bin ich schlauer. Und inhaltlich komplett bei dir: Ambivalenz müssen wir alle ablegen.

    Beste Grüße,
    Eddy

    1. Jawoll, Eddy, so sehe ich das. Und du weißt, wo ich auch so manches Schätzchen der Ambivalenz immer wieder finde. Es ist witzig, mit Kumbaya-Lagerfeuern einen auf Axel Springer machen zu wollen. Das war der Anreiz, diesen Artikel zu schreiben. Nicht unbedingt durch das, was wir beide meinen. Aber so grundsätzlich über so manche Blogger.

  3. Hi Henning,
    „ambivalentes bloggen“ ist so ungefähr wie der Beziehungsstatus: „es ist kompliziert“ bei einem nicht namentlich genannten sozialem Netzwerk, welches ich schon vor langer Zeit verlassen habe.
    Einen Tod sterben wir doch immer – entweder Du feilst deine Beiträge etwas SEO-Konform, sonst kannst Du froh sein, dass Du irgendwo auf der letzten Seite (wenn überhaupt) bei google auftauchst, oder Du kannst Dir den Luxus leisten und schreibst einfach drauf los – doch das kann man sich eigentlich nur erlauben, wenn man schon genug Reichweite und Abonnenten hat.
    Ich gebe auch offen zu, dass ich das schreiben nicht mache, um irgendwo auf Seite 35 in der google Suche zu versauern – will ich im Ranking weiter oben sein, dann muss ich mich halt an die google Vorgaben halten. Das SEO Feintuning ist ein bisschen wie ein Brief schreiben in Word: erst schreibt man ohne Formatierungen einfach los – steht der Text, dann kommt das Layout, passende Bilder, Absätze, Überschriften, Inhaltsangabe, usw.
    So ganz unegal ist es Dir ja auch scheinbar nicht – sonst hättest Du nicht RankMath im Einsatz. Was die Suchmaschinen angeht – ich weiss nicht welche Algorithem die benutzen – vielleicht sogar selber google nutzen, aber das Tracking verhindern? Wer weiss.. es kommen jedenfalls auch über DuckDuckGo oder andere alternative Suchmaschinen Leser auf meinen Blog.
    Ich denke beim Thema ambivalentes bloggen schließt das eine, das andere nicht aus. Ich kann für die große Maße sachliche und SEO-konforme Beiträge schreiben um bei google ein gutes Ranking zu haben und auf der anderen Seite für Stammleser auch schon mal meine privaten Gedanken rausrotzen. Jetzt zum Jahreswechsel wär eine böse Aufarbeitung von 2022 ja vielleicht mal ganz nett. Dumm nur, dass durch den freiwilligen Verzicht auf die toxischen sozialen Netzwerken mit Ihren ganzen Bekloppten bei mir eine gewisse „Altersmilde“ eingetreten ist – dazu kommt: es ist ja irgendwie schon alles einmal gesagt worden – nur sind die Wörter anders aneinandergereiht.
    Ich möchte mit meinem Blog noch den einen oder anderen Test schreiben, der sich vor die üblichen Verdächtigen bei google platziert und wer weiß vielleicht verkaufe ich irgendwann mal die Domain, wenn ich so 100.000 Aufrufe pro Woche habe. Ich brauch ja im Alter auch etwas Geld.. ;-)
    Bleib (oder werde) gesund!
    CU
    P.

    1. Moin,

      beim ersten Absatz ist mir doch glatt das volle Champagnerglas über die Tastatur geschwappt. Ja, das mit SEO und all dem Quark ist schon ein Kreuz. Eigentlich will man das nicht, man macht es aber dennoch. Du hast schon Recht: So ganz egal isses halt dann doch nicht.
      Aber: Man kann sich das SEO-lose Drauflos-Bloggen sehr gut erlauben, wenn einem halt irgendeine Charts-Platzierung (so nenne ich Ranking ab jetzt) vollkommen egal ist. Es ist wie bei OMD: Deren Singles zwischen 2010 und 2017 hatten sich nirgendwo platziert, die Konzerte waren dennoch ausverkauft. So muss man das machen.
      Es wäre schade, wenn du dich tatsächlich zurückziehen würdest. Ich schaue ja täglich in meinen Feed Reader rein, um zu sehen, ob mal von dir wieder ein Artikel kam. Du kannst halt mit einem Blognamen, der NICHT dein Name ist, eben nicht drauflos ins Internet rülpsen. Da habe ich schon etwas mehr Komfort. Aber dennoch würde ich mich über neue Inhalte freuen. Auch gern abseits vom „Kerngeschäft“.
      Ich bin aber sowas von auf dem Weg, innerlich meine Baustellen auf die Reihe zu bekommen. So langsam komme ich wieder richtig in Fahrt. Ich muss halt aufpassen, dass ich es nicht übertreibe. Deshalb dosiere ich bewusst, wie sehr ich die Leute beschimpfe. :-)

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