Blogtexte müssen niemals passend sein!

Meine Güte, was ist denn mit den Blogs passiert? Wo sind die geilen Blogtexte hin? Für mich wirkt vieles nur noch gekünstelt. Vielleicht ist das hier ja auch so. Das müsst ihr mir mal ehrlich sagen. Ich palavere ja gern einen daher, dass man der Stein im Schuh sein soll. Und dann? Ich glaube, wenn wir uns alle nicht mehr so sehr an irgendeine Vorgabe halten, dann wird es wieder diese geilen Abräumer geben. Und die Vorgabe heißt: Algorithmus.

Was sind das denn für Blogtexte?

Ja, ich mache es auch: Wir zünden irgendein SEO-Plugin und lassen uns von irgendwelchen Ampeln oder so leiten. Nix da. Blogtexte mussten immer schon unbequem sein, weiterhelfen, den Finger in die Wunde bohren und all sowas. Nicht einer davon muss irgendwo hinein passen. Sie müssen sperrig sein, weil sie nur dann wirken können. Denn mal ehrlich: Uns Bloggern werfen sie ja gern mal vor, dass wir nur nichtssagendes Gebrabbel ins Netz kippen, um steinreich zu werden.

Vielleicht liegt es aber auch am betreuten Bloggen, seit dem es sowas wie den Gutenberg-Editor gibt. Ich kann es selbst nicht nachvollziehen. Aber dieser Artikel erzählt uns was. Ist das wirklich so, dass bei kostenlosen Blog-Installationen der Gutenberg irgendwelchen Unsinn als Hinweis in die Runde haut? Wenn das stimmt und dir noch dazu irgendwelche Laberköpfe erzählen, was du alles machen sollst, um „in den SERPs“ gut da zu stehen, dann wundert mich so rein gar nichts mehr.

Da gibt es Blogtexte darüber, wie man erfolgreich bloggt oder den drölfzigsten „erfolgreichen Blogstart“ hinlegt. Ehrlich, Leute? Will ich sowas lesen? Ich habe in verschiedenen Blog-Suchmaschinen herum geschaut, was da derzeit so abgeht. Und das scheint wohl ein generelles Phänomen zu sein. Da kann ich auch zurück in die Plattformen gehen und mir glatt gebügelte und Algorithmus-freundliche Posts auf LinkedIN und Co. angucken. Das will ich aber nicht, weil es mich so nervt.

Seid doch mal sperrig

Nein, ich brauche nicht die tausendste „Giveaway-Parade“, die weich auf Sponsoren-Links gepolstert ist. Als ich mit dem Bloggen angefangen habe, ging das noch anders. Es gibt schlicht und ergreifend viel zu viele Erklärbär-Artikel, die einem unterm Strich nur irgendwas andrehen wollen. Soll ich denjenigen, die sowas als einzige Inhaltsform in ihre Blogs pressen, mal was sagen? Niemand wartet auf solche Artikel. Seid doch mal sperrig, wenn ihr eure Blogtexte fabriziert.

Ja, es gab bei mir auch eine längere Phase, in der ich solche geschliffenen Dinge zusammen geklöppelt hatte. Das löste dann aber eine Art Flucht in mir aus. Ich wollte dann letztlich gar keine Blogtexte mehr schreiben. So eine geleckte Pomade langweilt doch nur und interessiert niemanden, nicht mal die Schreibenden selbst. Wer hat denn Zeit und Lust auf die tausendste Checkliste zu irgendeinem beliebigen Thema? Richtig: Niemand.

Wer einen Blog schreibt, hat nur sich, sein eigenes Wesen und seine Schreibe. Das ist alles, was man hat und braucht. Ich tippe darauf, dass mehr als 90% der eigentlichen „Hard Facts“ hier im Blog schon hunderte Male woanders standen. Warum dann dennoch jemand hierher findet? Vielleicht mag man ja, wie ich schreibe. Ich will meine Blogtexte vor dem Veröffentlichen nicht waschen, bleichen, trocknen und bügeln. Die will ich einfach nur raus rotzen. Und das meine ich.

Traut euch

Ja doch, ich hab mir auch oft genug gesagt: Nee, Alter, das kannst du nicht raus kübeln. Aber das lag vielleicht auch daran, weil man sich in eine Art Abhängigkeit von den sozialen Netzwerken und Suchmaschinen begeben hat. Ich habe mich ja aus gutem Grund von den Plattformen zurückgezogen. Tja, und nun bewerfe ich euch mit vielleicht immer mehr ungeschliffenem Material. Ich dachte mir, ich traue mich das einfach mal. Vielleicht wollt ihr das ja auch lesen.

Naja, und wer sonst so bloggt, kann sich das ja auch mal trauen, oder? Was hindert euch daran, aus der Komfortzone der optimierten Texte herauszukommen? Wir wollen doch alle erkennbar sein bei all dem Chaos im Internet. Das schaffen wir doch am Ende nur, wenn wir uns nicht an irgendeiner Best Practices Ampel orientieren und möglichst oft anecken. Ihr seid dann sonst nicht mehr erkennbar. Und dann braucht auch niemand eure Blogtexte.

6 Replies to “Blogtexte müssen niemals passend sein!”

  1. Applaus, Applaus! Ich hoffe, viele Blogger lesen hier mit – und befolgen deinen Rat: traut euch und schreibt persönlich und subjektiv, habt eine eigene Meinung – und diskutiert dann auch gern darüber.

    Beste Grüße,
    Eddy

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