Ich bin nicht der einzige, der sich über HTC aufregt. Das machen noch viele andere. Und das hat Folgen für den taiwanesischen Konzern. Mittlerweile ist es so, dass HTC nur noch ein Schlafwandler ist, bei dem man nur noch darauf wartet, dass er sich vertritt und im großen Nichts verschwindet. HTC ist auf einer grandiosen Talfahrt. Und es scheint so, als hätten sie es sich selbst zuzuschreiben.
Das große Sahnestück der Taiwanesen war das überragende HTC One M7 aus dem Jahr 2013. Der Nachfolger, das HTC One M8, das ich besitze, schnitt auch noch ziemlich gut bei Tests ab, aber die Kamera machte Sorgen. Und das tut sie irgendwie bis heute. Das Gerät verkaufte sich aber schon relativ schlecht, weil es eben nicht mit Wow-Effekten daher kam. Und dann kam das HTC One M9 in diesem Jahr. Das interessiert inzwischen so gut wie niemanden mehr.
Das war irgendwie auch schon mal 2013 der Fall, obwohl es da das M7 gab. Seither versucht der Konzern, diesem Trend entgegen zu wirken. Und nun kam es, wie es kommen musste: HTC ist inzwischen an der Börse weniger als die eigenen Bar-Reserven wert. Das taiwanesische Muster-Unternehmen ist zum Ramsch verkommen. Jetzt helfen keine Durchhalteparolen mehr. Jetzt nützt es auch nichts mehr, die Kunden mit allerlei seltsamen Geräten zu nerven oder mit Werbung in der Start-Oberfläche zu erzürnen.
Nachdem sich HTC nur in Wir-schaffen-das-Sprüchen gewälzt hat und die besten Leute vertrieben hat, hat es nun geknallt. HTC ist jetzt eine Ramsch-Aktie. Da konnte man als besorgter Fan schreiben, was man wollte, es hat die Konzernlenker im Elfenbeinturm schlicht nicht interessiert. Man konnte HTC fragen, was bei dem Laden los ist, geändert hat sich da nichts. Ich denke, die Zentrale in Taoyuan ist sehenden Auges auf die jetzige Katastrophe zugerast. Sie haben es kommen sehen und haben sich einen feuchten Kehricht darum gekümmert.
Und HTC holte sich – gerade in der jüngeren Vergangenheit – eine blutige Nase nach der anderen. Deshalb schieben die auch immer mehr fast völlig gleiche Smartphones auf den chinesischen und internationalen Markt. 28 Stück sind es im Moment. Wer die alle braucht? Niemand weiß es. Samsung hat ja auch eine sehr dichte Matte aus Smartphones, aber das ist ein Schweizer Käse im Vergleich zu HTC. Und HTC wirft da mit einem Werbeetat um sich, über den Apple oder Microsoft mal bei einem Kaffee laut lachen.
HTC hat wirklich alles versaut, was sie sich mal aufgebaut haben. Ob es nun Update-Versprechen sind, die seit Monaten keinen im Konzern mehr interessieren. Ob es Geräte sind, auf deren Veröffentlichung man seit Monaten wartet. Ob es die undurchschaubare Menge an Geräten ist, die da feilgeboten wird. Ob es der lächerliche Support ist, von dessen Glanztaten ich in einem privaten Chat erfahren habe. Ob es die Verärgerung der Kunden ist, die mit nicht abschaltbarer Werbung genervt wird. Die Liste ist lang. Wenn die da so weitermachen, wird man in kaum 2 Jahren mal sagen: „HTC? Das war doch der Tech-Unfall, der sich alles selbst kaputt gemacht hat.“
So und nicht anders ist das wohl zu sehen, was da bei HTC gerade abgeht. Statements vom Unternehmen? Keine. Demnach wird man wohl auch auf eine kritische Selbsteinschätzung ewig warten. Im Elfenbeinturm nahe der Hauptstadt Taipeh werden die sicherlich immernoch zusammenhocken und bei leckerem Tee sich einen runterholen, weil die noch über 1 Milliarde an Bar-Reserven haben. Die Konkurrenz wird aber HTC zerdrücken. Gründe gibt es viele. Für HTC muss es aber irgendwie unsinnig sein, darüber nachzudenken. Wie es eben Schlafwandler machen.
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