23 Jahre „Mama Said“ von Lenny Kravitz

Lenny Kravitz – Der Beau der jüngeren Musikgeschichte. Man kann ihn mögen, man kann ihn hassen. Irgendwas dazwischen geht nicht. Vielen ist der Amerikaner bekannt durch die Peugeot-Werbung, zu der er „Fly away“ beisteuerte. Aber es gab Jahre vorher Musik von ihm, mit der er klare Kante zeigte.

„Mama Said“ ist das zweite Album von Lenny Kravitz. Es vollführt eine halsbrecherische Mischung aus Rock, Funk, Psychodelic und Soul. Man könnte fast denken, dass Jimi Hndricks und Frank Zappa durch einen Fleischwolf gedreht wurden und mit den Beatles abgeschmeckt wurden. Ja, klingt martialisch, trifft aber zeitweise auf das Album zu.

Das Album beginnt mit dem entspannten „Fields of Joy„. In Falsetto bringt er die Blues-Nummer von Michael Kamen eindrucksvoll zu Gehör. Das Lied klingt wie in den 70ern irgendwo liegen gelassen. Dem folgt dann eine der 7 Singles. Slash (von Guns’n’Roses) und Lenny schrammeln die Bluesrock-Nummer „Always on the Run„, das eigentliche Titelstück, da jede Zeile des Textes mit „My Mama said“ (Also: Meine Mama sagte immer) beginnt.

Eins der besten Stücke dieses hörenswerten Albums ist das fantastische „Stand by my Woman„. Das Liebeslied, das von Trennungsschmerz erzählt, ist eine der schönsten Soul-Nummern, die es von Lenny Kravitz gibt. Die bekannteste Single des Albums folgt dann in Form des verspielten – tja, wie beschreibt man das? – Freestyle-Liedes „It ain’t over till it’s over„. Es ist wohl am ehesten Soul, das da der Amerikaner im Falsetto singt.

Dann wird es wieder geschmeidiger mit „More Than Anything in This World„. Die Psycho-Nummer lässt vermuten, dass irgendetwas bei der Aufnahme schief gegangen sein musste. Dem ist aber nicht so. Sonntagnachmittag passt solche Musik gut. Vorbild für Leute wie Pharrell Williams muss das Lied „What Goes Around Comes Around“ sein. Jazz, Soul, Freestyle werden hier mutig zusammengewürfelt.

Es folgt der langsame Blues „The Difference is why„. Dann wird es rockiger. Lenny Kravitz gibt sich für das spätere „Are you gonna go my way“ die ideale Vorlage mit „Stop Draggin‘ Around„. Schön verspielt kommt er danach mit dem kunterbunten Liedchen „Flowers for Zoe“ um die Ecke. Leise, langsam und zuckersüß kommt die Psychodelic-Sache daher. Und dann kommt eine sehr übersteuerte und experimentelle Reprise des Eröffners „Fields of Joy“.

Mit Slash hatte Lenny Kravitz begeistert, aber es geht auch mit Sean Ono Lennon. Mit dem präsentiert er die geniale Soul-Ballade „All I ever wanted„, für mich ein sehr gelungenes Sahnestück kravitz’schen Schaffens. Und genauso hochwertig geht es weiter, denn es folgt die Antidrogen-Hymne „When the Morning Turns to Night“ im sanften Blues-Walzer-Rhythmus.

Das beste Stück aber ist die zweite Kravitz-Lennon-Koproduktion „What the Fuck are we sayin‘„, eine bitterböse Kritik an den Zuständen der Welt. Der düstere Soul mit treibendem Rhythmus und vielen Sound-Effekten klingt teilweise schief, verdeutlicht aber die Haltung von Kravitz gegenüber der Regierung und dem Establishment. Abgeschlossen wird das Album mit dem leisen Liebesliedchen „Butterfly„. Das Folk-angehauchte leise Liedchen versöhnt nach dem sehr düsteren Lied davor.

Nein, Lenny Kravitz war nicht angepasst. Er ließ die 60er und 70er hochleben und kümmerte sich einen feuchten Kehricht darum, was die Welt davon hielt. Das war authentisch, das war gut. Wie gesagt, es muss nicht jedem gefallen. Wird es auch nicht. Das hatte Kravitz auch gar nicht vor. Er wollte niemandem gefallen und sich auch mit niemanden arrangieren, weshalb er eine Vielzahl von Instrumenten selbst spielte.

„Mama Said“ ist in meinen Ohren das beste Album, das Lenny Kravitz veröffentlicht hat. Mag sein, dass da irgendwann nochmal etwas besseres kommt. Aber die glatt gebügelten Werke späterer Jahre kommen an „Mama Said“ nicht mehr heran. Und das macht das Album aus. Deshalb ist es auch etwas besonderes, oder was meinen Sie?

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