SNAP! – Die beiden durchgeknallten Deutschen mit dem dicken GI und allerlei hübschen Mädchen. Millionen von Leute haben diese Musik gehört. Die kam aus Frankfurt / Main und war irgendwie so anders. Wahrscheinlich, weil sie sich unverblümt an allem bedienten, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Ewig ist das her. 25 Jahre. Meine Fresse, ist das eine lange Zeit!
„World Power“ beginnt mit dem unverhohlenen Klau „The Power„, was sie sich von Chill Rob G. – nun ja – ausgeborgt hatten. Es heißt, da wären „Let the Words flow“ von Chill Rob G., „Love’s gonna get you“ von Jocelyn Brown und „King of the Beats“ von Mantronix verwurstet worden. Aber dieses Lied bestimmte in der Form mit Turbo B. und Penny Ford / Jackie Harris monatelang die deutschen Diskotheken.
Und es geht weiter mit „Ooops up„, einem Klau von „I don’t believe you want to get up and dance (Ooops!“ der Gap Band. Die soulige Nummer erzählt über Murphy’s Gesetz. Also Tagen, an dem alles schief geht. Ob es nun die lange Schlange an der Kasse im Supermarkt ist, in der man feststellt, dass man kein Geld mit hat. Ob es eine bevorstehende abenteuerliche Nacht mit einer Schönheit ist, bei der der Körper nicht mitmacht. Jeder hat solche gebrauchten Tage erlebt. Und ich finde „Ooops up“ besser als „The Power“.
Viel Aufsehen erregte „The Cult of Snap„. Busch-Rhythmen, beschwörendes „Zoomba hey“, hypnotisierende Klänge aus dem Regenwald. „Der Rhythmus ist groß, dick aber kein Trick“. Nun gut. Hier wurden sie selbst beklaut. Von irgendwelchen Holländern, das weiß ich noch. Und sie haben sich oft selbst geremixt bei diesem Lied. Aber diese Original-Version ist die beste, oder?
„Glaubt einfach nicht dem ganzen Rummel. Es ist doch eh egal!“ – „Believe the Hype“ zeigt dann, dass Snap! auch elektrisch losmetern konnten. Diese Schiene haben sie dann auf den Folgealben konsequent durchgesetzt. Man kann sagen, das hier war der Grundstein zu „Rhythm is a Dancer“. Man stellt sich bei diesem Lied automatisch wild umher hüpfende Break Dancer vor. Wie es eben so war, Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger.
Ein richtiger Hinhörer ist dann aber das wunderschöne „I’m Gonna Get You (To Whom It May Concern)„. Die große Liebe aus vergangener Zeit kommt ihm in Erinnerung. Sie waren erst nur Freunde, aber die Gefühle für sie wurden stärker. Die Zeit verrinnt so schnell, wenn es einem gut geht. Und irgendwann wird er sie für sich gewinnen können. Unter dem Lied soll „Fast Car“ von Tracy Chapman liegen. Ich bin mir da nicht so sicher. Aber das Lied ist sehr gut, finde ich.
„Witness the Strength“ zeigt uns dann wahren Hip Hop. So hatte man den damals gemacht. Auch mit „Whole lotta love“ dabei. Das Lied mahnt an, Stärke zu zeigen. Trocken und direkt kommt es daher, und Turbo B. ist hier irgendwie in Höchstform. Wer hier also eine „The Power“-Fortsetzung vermutet, ist enttäuscht.
Ja, Snap! hatten auch ein Weihnachtslied: „Mary Had a Little Boy„. Das kennt jeder, oder? Snap! hatten sich hier an Masterboy orientiert und klangen so wie viele Eurodance-Formationen der damaligen Zeit. Natürlich ist Mary eine ziemlich sexy Frau, und Sie können sich denken, worum es geht. Es ist irgendwie wahrscheinlich als Persiflage zu „Mary had a little Lamb“ oder so gedacht. Ich bin nicht sicher.
Abgeschlossen wird „World Power“ mit dem eigenwilligen „Blasé Blasé„. Ich habe keine Ahnung, was das heißt. Ich finde das Stückchen am Ende einfach nur witzig und will mich hier eigentlich mit irgendwelchen Bedeutungen herumschlagen. Es geht irgendwie um das irre Fan-Sein einem DJ gegenüber. Wie auch immer, Turbo B. sieht sich als „Super-Dooper“ an. Und das stimmte zu der Zeit auch.
Das Album war gigantisch erfolgreich. Und niemand hatte daran gedacht, dass so etwas aus Deutschland kommen kann. Denn man hatte deutsche Pop-Musik immer mit Dieter Bohlen verbunden. „World Power“ hatte neue Maßstäbe gesetzt, wie von Deutschland aus die Tanzflächen der Welt beherrscht werden können. Das hatte lange Zeit gut geklappt. Und ich kenne niemanden in meinem Alter, der nicht große Teile des Albums kennt.
Es erhielt grundsätzlich positive Resonanzen, auch von der Fachpresse. Tja, Luca Anzilotti und Michael Münzing wissen eben, wie Sie die Massen begeistern, waren Sie doch vor SNAP! erst 16BIT (unter anderem mit diesem) und gemeinsam mit Sven Väth OFF (Mit dem da zum Beispiel). Aber mit SNAP! wurden die Maßstäbe noch einmal angezogen. Und dieser Tage ist das Album ein viertel Jahrhundert alt.
Wow! Schon ein viertel Jahrhundert, Hammer!
Danke für diese Erinnerung
Na aber gern geschehen. Daran merkt man, wie die Zeit vergeht.