Cover-Version: Ich habe es ziemlich satt

Ich wollte jetzt schon zum wiederholten Mal eine Cover-Version eines Stücks bauen und habe um Erlaubnis gebeten. Ihr glaubt ja gar nicht, was dann so passierte. Ich bin darüber ziemlich enttäuscht und habe deshalb etwas beschlossen. Mir ist meine Musik enorm wichtig. Ich mache das echt gern. Aber ich werde eben niemanden am Allerwertesten lecken, wenn ich mal etwas bekanntes in ein neues Gewand stecken möchte. Das ist es mir dann einfach nicht wert. Vielleicht klappt das ja nochmal, aber ich sehe halt schwarz. Darüber müssen wir reden.

Warum eine Cover-Version?

Unter einer Cover-Version versteht man die Neuinterpretation eines Musikstücks durch jemand anderes als den erstaufführenden Musiker. Das Problem dabei ist, dass es da das Urheberrecht gibt. Das wird ja immer mal wieder erneuert und reformiert. Aber so als Faustformel kann man wohl sagen: Wenn dir jemand die Erlaubnis gibt, kannst du „es“ auch verwenden. Wenn nicht, dann nicht. Ja, das ist kurz gefasst. Aber grundsätzlich kann man das so halten.

Jedenfalls ist es bei Musik dann so, dass einem dann gehörig etwas an dem Original liegen muss, wenn man eine Cover-Version machen will. Es gibt ja einige Dinge zu beachten. Ich würde das also nicht einfach so machen für fünf Minuten Berühmtheit. Nein, wenn ich eine Cover-Version von einem Original machen will, dann liegt mir gewöhnlich einiges am Original. Drei Anläufe habe ich nun genommen, aber nicht einfach so. Es sind allesamt Stücke, die mich irgendwie beeinflusst hatten.

Drei Versuche, alle gescheitert

Ich hatte euch doch davon erzählt, dass ich mich am „Adagio For Strings“ von Samuel Barber versucht hatte. Ich habe das Projekt noch. Aber ich werde es nicht veröffentlichen. Nachdem ich mehrere Versuche gestartet hatte, mit den Rechteinhabern irgendwie überein zu kommen, hielten sie die Hände auf und wollten einen dreistelligen Betrag unter diesen und jenen Voraussetzungen. Bei einem Projekt wie meinem? Nein, dann nicht. Ich wollte es in diese Richtung machen.

Ihr kennt doch alle SNAP! aus Frankfurt. Auf dem ersten Album „World Power“ befindet sich die Ballade „I’m gonna get you (To whom it may concern)“, das ich auch gern gecovert hätte. Das ist dieses wundervolle Stück. Ich hatte diese Leute auch mal angeschrieben. Leute, ihr werdet lachen, die hatten nicht mal ansatzweise reagiert. So ein schönes Stück, dessen Inhalt ich so ungefähr erlebt hatte. Und ich kann es einfach nicht veröffentlichen. Dann eben nicht.

Der dritte Versuch war dann General Base. Das Trance-Projekt hatte das Album „First“ vor 30 Jahren. Bekannt ist es durch „Poison“ oder „Base of Love“. Auf dem Album befindet sich auch das Stück „Peace“. Ich meine das Ding da. Nach kurzem Hin und Her mit dem Produzenten hatte ich dann die Cover-Version gemacht und ihm zum Absegnen geschickt. Und dann? Na, nix „und dann“. Man zieht es eben vor, einfach gar nichts mehr von sich zu geben. OK, dann sei es so.

Dann eben nicht

Ob es da Adagio ist oder Snap! oder General Base, ich will einfach kein Risiko eingehen. Der Mutterverlag der Rechteinhaber vom Adagio meinte sogar: „Hey, das ist ein Zitat, also alles gut.“ – Aber dann hatten sie nicht mit der deutschen Firma gerechnet. DJ Tiesto oder William Orbit / Ferry Corsten hatten ja eben auch Samuel Barber zitiert. Aber das sind halt keine Deutschen, ich schon. Ein Scheißspiel. Die dänische Mutter wollte sogar vermitteln, aber die Deutschen halten halt lieber die Hand auf.

Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, das Thema Cover-Version nicht mehr weiter zu verfolgen. Es geht ja nicht darum, mich an irgendwas zu bereichern. Ich verdiene mit meiner Musik keinen müden Heller. Sie ist halt ein Hobby. Aus diesem Grund versuche ich dann lieber, noch besser mit meiner Musik zu werden. Ich habe viel zu lernen, ich probiere aus und experimentiere. Dann sollen sie mich mit dem Thema alle in Ruhe lassen.

Wie sonst kommt denn sowas sonst zustande? Und so mache ich weiterhin mit meinem eigenen Kram rum. Ich versuche mich gerade daran, das eine oder andere Stück aus meiner früheren Zeit, als ich mit dem Amiga gearbeitet hatte, nachzubauen. Davon kann ich euch zwar noch nichts vorspielen. Aber da kommt was. Außerdem fummle ich gerade mit dem freien Software-Synthesizer „Surge XT“ herum. Insofern können mir die oben genannten gestohlen bleiben. Dann mache ich halt keine Cover-Version.

„Mirrors“ ist dann halt keine Cover-Version, so nämlich!

3 Replies to “Cover-Version: Ich habe es ziemlich satt”

  1. Das Problem bei Covers, gerade im Bereich „Dance“ ist, dass die meisten Typen von den Tantiemen heute noch ihr Weihnachtsfest finanzieren. Ich persönlich kenne einen Fall, bei dem ein Producer direkt eine Urheberrechtsklage angestellt hat, obwohl das Ding gar nicht public sichtbar war, sondern nur dem Producer gezeigt wurde. Gottseidank war der Richter technisch versiert, das hätte sonst übel ins Auge gehen können.
    Andererseits kenne ich einen Fall, bei dem ein bekanntes Titellied aus einem Spiel gecovered wurde und der riesige Konzern namens Disney überhaupt kein Problem damit hatte.
    Ich selbst mache gerne Cover und verteil die anonymisiert an meine Freunde per Whatsapp und Messenger usw. Da ist eh nix zurück zu verfolgen ;) (Wobei natürlich ein Restrisiko bleibt)

    1. Hi Marcel,

      ich hab das jetzt gelassen. Ich meine, wenn man schon fragt und auch herausklingen lässt, dass man das so meint, gebietet es doch der Anstand, dass sich das Gegenüber auch damit beschäftigt.

      Im Fall von Adagio for Strings habe ich vom dänischen Mutterverlag das OK bekommen, weil es ein „Remix“ und bestenfalls eine „Reinterprätation“ wäre und das für den Laden gut wäre. Der Däne meinte, dass er dafür nicht mal Geld nehmen würde. Der deutsche Verlag allerdings hat erstmal die Hand aufgehalten, bevor sie überhaupt weiter diskutiert hatten.

      Die anderen sind ja komplett indiskutabel. Und deshalb lasse ich das halt. Dann geraten halt deren Stücke irgendwann in Vergessenheit.

      Viel mehr Spaß macht es doch, wenn man so Musik „In the Style of“ macht. Das ist irgendwie eine ziemlich spannende Angelegenheit. Und wer weiß, was am Ende dann dabei herauskommt.

  2. Die Erfahrungen rund um das Thema Cover-Versionen und Urheberrecht sind in der Musikbranche ein altbekanntes, oft schmerzhaftes Kapitel. Man taucht in ein Labyrinth aus Rechten und Ansprüchen ein und stößt immer wieder auf Wände. Der zentrale Punkt hierbei: Ein Respekt vor dem Werk und eine transparente, faire Kommunikation sind entscheidend. Woher kommt die Angst, kreativen Neuauslegungen eine Chance zu geben? Sind wir nicht alle hier, um Kunst zu feiern und sie in all ihren Facetten weiterleben zu lassen?

    Zugegeben, manchmal erkennt man in der Bürokratie nicht die Leidenschaft, die dahintersteckt, und das ist enttäuschend. Auf der anderen Seite gibt es Geschichten von großen Konzernen, die überraschend offen für kreative Interpretationen sind. Dies zeigt, dass nicht immer Größe oder Prestige entscheidend sind, sondern die Philosophie und das Verständnis für Kunst.

    Es ist auch eine Frage der Perspektive. Während einige Künstler sich in Enttäuschung zurückziehen, finden andere Wege, ihre Passion auszudrücken. Das Erstellen von Musik „im Stil von“ ist ein spannender, kreativer Ausweg. In einer Welt, die so vielfältig und digitalisiert ist, sollten wir Wege finden, uns über Grenzen hinweg zu verbinden, statt sie zu errichten.

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