Hach, der hochnäsige Schönling George Michael in meinem Blog. George Michael hatte immer schon die Massen polarisiert. Mitte der 80er Jahre war er seines Projektes Wham! überdrüssig und wollte etwas anderes machen. Anzeichen dafür gab es schon lang, wie man am Hit „Careless Whisper“ feststellen konnte, das unter „Wham! feat. George Michael“ erschien.
Und dann kam der 30. Oktober 1987, und das Album „Faith“ erschien. Es war irgendwie die Flucht nach vorn. George Michael zeigte damit, dass er kein Pop-Sternchen ist. Und das stimmt ja auch. Und so kann man auch auf diesen riesigen Verkaufserfolg eingehen.
Das Album beginnt mit dem Titelstück „Faith„. George Michael als Draufgänger mit Sonnenbrille, Dreitagebart und Gitarre. Es geht um traumhafte Körper, um Spiele. Und er muss den Glauben haben, dass das wahr ist. George Michael bleibt hier bewusst vage. Das mitreißende Stück reizt zum Tanzen. Und es ist eins der besseren Stücke des Albums.
„Father Figure“ erzählt davon, dass dieser eine Moment das ist, was er wollte. Er möchte Vaterfigur sein. Ein tiefandächtiges Lied über Liebe in allen Facetten. Dies äußert sich auch in der gospelartigen Musizierung. Er sucht nach Vertrauen und Verständnis. Und er möchte stark sein. Auch ein sehr gutes Stück des Albums.
Schwere Kost bietet sich dann mit „I want your Sex„. Mich nervt das Stück, das in zwei Teilen auf über 9 Minuten sehr gestreckt erscheint. Er erzählt hier von dem Ding zwischen Mädchen und Jungs. Er wird keine Bibel brauchen, da sie ja nun Freunde sind. Ich kann mir das Lied in voller Länge irgendwie nicht antun.
Das beste Stück folgt dann aber auf dem Fuße. In fast 6 Minuten erzählt George Michael in „One more try“ über seine Suche nach dem einen Engel, der sein Lehrer ist. Er sucht in der Menge der Fremden. Er hat genug von Verletzungen und möchte nur noch berühren und lieben. Dieses famose Lied ist sein Coming-Out, wird erzählt. Es ist ja seit Jahren bekannt, dass George Michael homosexuell ist. Und in diesem langsamen Blues erzählt er verklausuliert von seinen Gefühlen. Er äußert sich in dem Lied auch darüber, dass er unverdient falsch verstanden wurde. Ich glaube, das ist eins seiner persönlichsten Lieder.
„Hard Day“ ist wieder so ein funkiges Stück. Es geht um Diskussionen der Diskussion wegen. Statt zu streiten könnte man doch einfach Sex haben. Nein, es ist nicht das ganz große Ding, aber er kann eben nur an diese Sache denken. Und deshalb sollen diese unsinnigen Debatten einfach aufhören. Es ist kein gutes Lied, aber direkt schlecht finde ich es nicht.
Eins der kritischsten Lieder von George Michael ist „Hand to mouth„, einem Lied über einen Mann, der aus Verzweiflung zum Attentäter wird, und einer Frau, die aus Einsamkeit zur Prostituierten wird. Es ist ein USA-kritisches Lied, das anprangert, dass im „Land of the free“ eigentlich jeder sich selbst der nächste ist. Ich finde es sehr gelungen.
Schade, „Look at your hands“ kann ich Ihnen nicht vorspielen. Er ist dem Sänger fremd gegangen. Und George Michael macht sich Luft mit dem Lied. Ich finde das Lied gelungen, weil es so viel Bitterkeit verbreitet. Ich habe eine Cover-Version gefunden, damit Sie einen Eindruck haben.
„Monkey“ schließlich ist auch wieder Funk. Aber sehr gelungen. Warum muss man den Partner mit dem Affen teilen? Der Affe sind die Drogen. Die zentrale Frage ist dabei, ob die Drogen wichtiger sind als die Partnerschaft. Er hasst die Freunde, von denen der Partner die Drogen hat. Und genau so hört sich das Lied auch an.
Mit „Kissing a Fool“ wird das Album beendet. Eine feine Jazz-Nummer über die Unsicherheiten, die man in einer Partnerschaft haben kann, wenn man sich zu sehr von Außenstehenden beeinflussen lässt. Auf einer solchen Unsicherheit lässt sich keine Partnerschaft begründen. Und deshalb sagt er Lebewohl.
„Faith“ ist ein Album über Beziehungen, Offenbarungen und dient George Michael als Tobeplatz für seine Vorstellungen von Musik. Das Album ist geprägt von Soul, Funk, Rhythm & Blues und Rock. Es ist irgendwie ein Selbstfindungsalbum. Es ist ein nur teilweise gutes Stück Musik. Auf der einen Seite die Glanzstücke „Faith“, „Father Figure“ oder „One more try“. Auf der anderen Seite der überlange Ausfall „I want your Sex“ und „Hard Day.
George Michael hatte mit dem Album weltweit die Charts gestürmt. 6 der 9 Stücke wurden sehr erfolgreich als Single veröffentlicht. Zu der Zeit war George Michael ein absoluter Weltstar. Und man merkt an dem Album, dass er dem Pop von Wham entfliehen wollte. Das ist ihm über große Strecken gelungen. Und doch würde ich das Album nicht als überragend bezeichnen. Mutig ja, brillant nein. Und was halten Sie von „Faith“?
Hallo
Wieder einmal jemand der George Michael degradiert ,ihn immer nur als hochnäsig und Schönling ansieht.
Ich glaube sie haben nicht einmal eine Handvoll Lieder von ihm kommentiert.
Obwohl er unzählige Hits hatte die er selbst geschrieben und Produziert hat.
Wussten sie das Faith das meistverkaufte Album 1988 in den USA war ,er hatte mehr verkauft als M.J.
ER gewann den Grammy für das beste Album des Jahres 1989 und das mehr als verdient.
Für mich ist es brillant und mittlerweile fast 33 Jahre alt.
Leider konnte ich kein 30 Jahre Faith finden ,die letzte Aktualisierung war Nov.2014
Leider konnte ich auch nicht 30 Jahre oder 35 Jahre Careless Whisper bei Ihnen entdecken,die grösste Popballade der 80ziger Jahre.
Auch nicht 30 oder 35 Jahre Make it Big von Wham eines der besten Popalben der 80ziger,mit Hits wie Wake Me UP BEFORE YOU GOGO eines der besten Poplieder überhaupt,das ich auch vergeblich bei ihnen suche.
Leider wird er von den meisten Deutschen immer nur auf Last Christmas degradiert ,was ein Klassiker und wunderschönes Weihnachtslied ist,für sie ist es nur nervtödent!
Für mich ist George Michael der Pop Superstar der 80er Jahre neben Madonna und Michael Jackson und einer der grössten überhaupt.
Der Steffen
Hallo Steffen,
ich habe ja die Vermutung, dass Sie sich mit meinem Blog gar nicht auseinander gesetzt haben. Wenn die Kritik laut wird, dass man irgendwas nicht findet, was George Michael betrifft, dann helfe ich gern auf die Sprünge:
Praying for Time
A Drifferent Corner
Club Tropicana
Und George Michael war niemals Pop. Dafür war ein viel zu schräger und genialer Geist. Aber grundsätzlich ist mir schon klar, was damit gemeint ist.
Wie oft ein Album oder eine Single verkauft wurde, sagt nichts darüber aus, wie gut oder schlecht das Alles ist. Das Album „Faith“ fand ich gar nicht so überragend, mal abgesehen von dem brillanten Hose-runter-Lied „One more try“. Ich halte ja „Listen without Prejudice, Vol. 1“ für wesentlich besser. Aber so ist das eben mit Geschmäckern, die sind halt verschieden. Und mal ganz nebenbei: Er gefiel sich durchaus in der Rolle des arroganten Schönlings, gerade im Video zu „Faith“.
Was sagt überhaupt die Anzahl der kommentierten Lieder aus? Ich kann sehr wohl meine Meinung zu einem Musiker / einer Band haben, ohne pausenlos irgendwas dazu zum besten geben zu müssen. Oder sehen Sie das anders?