Au weia, jetzt geht es los. Wer in meinem Alter kennt nicht „Dirty Dancing“? Vor allem „(I’ve had) The Time of my Life“ wurde einst ein gigantischer Welthit. Und ausgerechnet darüber muss ich erzählen? Geht es denn nicht anders? Leider nicht, da das nun mal zur Musik- und Filmgeschichte dazu gehört. Unzählige Menschen haben durch den Film den Weg in die Tanzschulen gefunden, Millionen wollten auch mal eine Wassermelone tragen. Und dann war da dieses Lied. Worum geht es denn darin überhaupt?
Now I’ve had the time of my life
Ich habe so lang gewartet. Jetzt habe ich endlich jemanden gefunden, der mir bei mir bleibt. Wir sahen es an der Wand geschrieben, als wir diese magische Fantasie spürten. Jetzt, mit Leidenschaft in den Augen, ist kein Weg, wie wir das verheimlichen können. Also nehmen wir uns an den Händen , weil wir scheinbar die Dringlichkeit verstehen.
Mit Körper und Geist will ich dich mehr, als du jemals wissen wirst. Also werden wir es einfach laufen lassen. Hab keine Angst, die Kontrolle zu verlieren. Ich weiß, welche Gedanken du hast, wenn du sagst: „Bleib bei mir heute Nacht“. Erinnere dich, du bist die einzige, von der ich nicht genug bekommen kann. Also werde ich dir mal etwas erzählen: Das könnte Liebe sein, denn ich hatte die beste Zeit meines Lebens. Ich habe mich noch nie so gefühlt. Ja, ich schwöre, ich sage die Wahrheit, und ich verdanke dir alles. Ich hatte die beste Zeit meines Lebens, und ich habe durch jede offene Tür geschaut, bis ich die Wahrheit fand. Und ich verdanke dir alles.
Was habt ihr gemacht?
Es gab Menschen damals in meinem Bekanntenkreis, die in jede Vorstellung von „Dirty Dancing“ ins Kino getappt sind. Die konnten mit der Zeit jede Szene mitspielen und brauchten eigentlich gar keine kinematografischen Bilder mehr. Und dieses Lied! Musste das zwingend fast fünf Minuten lang sein? Diese doch eher platte Geschichte hätte auch kürzer erzählt werden können. All das beherrschte meine Teenager-Zeit vom 14. bis 16. Lebensjahr. Ich konnte all das nicht mehr hören, es war zu viel. Ich frage da einfach mal: Was haben John DeNicola, Donald Markowitz und Franke Previte da angerichtet?
Sänger Bill Medley war schon in den Sechzigern mit Bobby Hatfield als „The Righteous Brothers“ weltbekannt. Jennifer Warnes war vor dem Dirty-Dancing-Erfolg als Duettsängerin bekannt. So sang sie mit Joe Cocker zusammen „Up where we belong“. Und die beiden sangen das Lied also ein, das ganze Teenie-Karrieren veränderte. Dabei musste Bill Medley erst lange bearbeitet werden, und eigentlich sollte erst Schauspielerin Jennifer Grey singen. Wer weiß, vielleicht wäre ja auch ein ganz anderes Lied dabei heraus gekommen. In einer ersten Idee sollte gar Donna Summer mit Joe Esposito singen.
Alles Mambo
Musikproduzent Jimmy Ienner forderte unbedingt für den Film einen Mambo, der langsam und ruhig beginnt und dann in einer schnellen Ekstase endet. Und so fummelten DeNicola und Markowitz herum. Während einer Autofahrt fiel dann Previte spontan die Zeile „I’ve had the time of my life“ ein, und der Rest ist dann am Ende Geschichte. Und ein eigentlich fest eingeplantes Lied von Lionel Ritchie für den Abspann war raus.
In der Folge wurden Tanzschulen bevölkert. Alle Welt wollte Mambo lernen, jeder den Dirty Dancing fabrizieren. Die Mädels wollten auch plötzlich alle so eine Frisur wie „Baby“ im Film. Jemand, der so einen Hype nicht vollends teilen kann, konnte davon tierisch genervt sein. Aber wahrscheinlich hätte es so etwas wie „Dirty Dancing“ und damit dieses Lied zu keinem anderen Zeitpunkt als im Spätsommer / Herbst 1987 geben können.