Copycats: Bin ich etwa auch eine?

Leute, wir müssen uns mal kurz unterhalten. Es geht um das Thema Copycats. Mich beschleicht das Gefühl, dass ich auch darunter zählen könnte. Es geht mir hier um meine Musik. Ich muss euch da mal eine kleine Geschichte erzählen. Und ich hoffe, ihr könnt das nachvollziehen. Mir ist das übel peinlich. Zumal mir das beim Bloggen auch schon passiert ist. Und nun ist mir das musikalisch passiert. Nein, das Stück gibt es nicht öffentlich zu hören, das habe ich gerade noch verhindert. Aber blöd ist das schon.

Was sind denn Copycats?

Copycats sind erstmal Menschen oder Unternehmen, die andere nachmachen oder nachahmen. Also Firmen, die das Geschäftsmodell anderer Firmen übernommen haben. Wir hatten bei meinem Arbeitsgeber mehrere Versuche, dass jemand das exakte Modell, wie wir als Abteilung unseren Service seit über 25 Jahren machen, nachbauen wollte. Jedes Mal ist das in die Hose gegangen, aber jedes Mal schreckten die Advokaten auf. So ungefähr, ich will da gar nicht so sehr ins Detail gehen.

Der Begriff steht für Trittbrettfahrer, die eigentlich jeder wie die Pest hasst. Und im Internet gibt es immer wieder wilde Diskussionen, ob Künstler A von Künstler B abgekupfert hat. Ihr habt vielleicht von der Nummer von Ed Sheeran gegen Marvin Gaye gehört. Das hatte sich dann in Luft aufgelöst, Ed Sheeran gehört nicht zu den Copycats. Aber grundsätzlich ist Abkupfern eben gar nicht so die tolle Idee. Und ich, der ja immer aufpasst, nirgendwo eine Schwelle zu übertreten, tritt genau in dieses Fettnäpfchen. Klasse, Uhle, haste fein gemacht.

Was ist denn passiert?

Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam, weil ich da schon länger eine Melodie im Kopf hatte, die ich mir wunderbar mit einem Synthesizer vorstellen konnte. Eines Tages fing ich also an, damit in Ableton herum zu fuhrwerken. Und ich habe gebastelt und gemacht. Es kam ein großartig klingender Bass dazu, schöne Akkorde, Arpeggios und all das. Ich hab sogar ein passendes Sample mit Gesang gefunden, was wie die Faust aufs Auge passt. Das ergibt alles eine richtig runde Sache.

Und dann höre ich neulich so nebenbei auf Spotify das an, was mir so der Algorithmus vor die Füße wirft. Das mache ich immer mal wieder. Nicht häufig, aber es kommt vor. Und plötzlich lief da ein Lied, bei dem ich dachte: Alter, das ist doch meins. Alles klang gleich, bis auf den Gesang, der war anders. Naja, und es war professionell produziert. Meine Güte, hab ich mich erschrocken. Und was ist nun mit meinem Stück? So viel Arbeit, und ich werde es nicht veröffentlichen können.

Jetzt könnt ihr natürlich fragen, wer nun Henne und wer Ei ist. Die beiden britischen DJs Eliza und Jennifer, also Eli & Fur, zusammen mit der italienischen House-Band Meduza, waren eher da. Diese Fünfer-Konstellation „MEDUZA x Eli & Fur“ hatte Anfang Februar 2023 das Stück „Pegasus“ unter die Leute geworfen, angetrieben vom Label Anjunabeats. Und ein Jahr später kommt der komplett unbekannte Uhle daher und will auch sowas machen? Kann nicht gehen.

Wie kommt denn sowas?

Nochmal, ich habe keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte. Und ich werde mich deshalb jetzt nicht zu den Copycats zählen wollen. Ich habe so die Vermutung, dass ich dazu entweder mal irgendwas irgendwo mitbekommen habe oder mir das Stück irgendwie schon mal vom Algorithmus angedreht wurde. Ich habe keine Ahnung. Aber vielleicht ist es wirklich so, dass die Erinnerung da mitkomponiert hatte. Das soll es ja geben.

Ich meine, „Pegasus“ hat sich nun nicht großartig platziert. Vielmehr weiß die Wikipedia von keiner einzigen Platzierung in den Top 100 irgendwo auf diesem Planeten. Deshalb kann ich trotzdem nicht hergehen und einfach so fast ein komplettes Stück abkupfern, auch wenn es ungewollt ist. So bleiben die rund 50 Stunden Arbeit, die ich in das Stück gesteckt habe, für meine Frau und mich. Wenigstens ihr kann ich das vorspielen. Und ihr gefällt es.

Es gibt für so etwas einen Fachbegriff: Ich bekomme etwas mit, was sich dann im Unterbewusstsein ablagert, und Monate später kommt das ans Tageslicht wie etwas neues. Ich wusste den Begriff auch mal. Aber es ist auch egal. Es gibt jede Menge andere Stücke von mir bei SoundCloud und / oder bei Spotify. Und ich mache ja trotzdem weiter. Aber das war schon erschreckend, wie nah man unbewusst einem Original kommen kann. Das ist übrigens das Stück von MEDUZA x Eli & Fur:

„Pegasus“ hat mich fast zu den Copycats getrieben

3 Replies to “Copycats: Bin ich etwa auch eine?”

  1. Es sollen auch schon große Erfíndungen unabhängig voneinander gemacht worden sein! :-)
    Bei Musik kann man doch nie genau wissen, ob man sowas schon irgendwo gehört hat – immerhin gut, dass du es bemerkt hast!
    Und: Wir stehen alle auf den Schultern von Riesen….

  2. Es gibt für so etwas einen Fachbegriff: Ich bekomme etwas mit, was sich dann im Unterbewusstsein ablagert, und Monate später kommt das ans Tageslicht wie etwas neues. Ich wusste den Begriff auch mal.

    kryptomnesischer Effekt 😔 (Hatte ich mal bei einem artikel über Led Zeppelin gelesen)

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