Längst vergessen: "Last Dance" von The Cure

Für mich ist „Disintegration“ von The Cure von 1989 eins der besten Rock-Alben der Geschichte. Darauf enthalten ist auch das tieftraurige Stück „Last Dance“. Der letzte Tanz. Der Abgesang. Was für eine Nummer! Ich mag die sphärische Eigenart des Stückes, die sich vor 30 Jahren tief in mein Bewusstsein eingebrannt hatte. Nun muss ich mal eben über dieses besondere Lied schreiben.

How we’re ending our last dance together

Ich bin froh, dass du kamst. Ich bin so froh froh, dass du daran gedacht hast, dabei zuzusehen, wie wir unseren letzten Tanz gemeinsam beenden. Erwartungsvoll, zu genau, aber hübscher als jemals zuvor. Ich habe wirklich geglaubt, dass es dieses Mal für immer sei. Aber älter als ich jetzt, gleichbleibender, echter. Der Pelz und der Mund und die Unschuld wurden zu Haar und Behaglichkeit, die auf dem Grund hängen bleiben. Jetzt steht eine Frau dort, wo einst nur ein Mädchen war.

Ich bin froh, dass du kamst. Ich bin so froh, dass du daran gedacht hast, wie wir Wände durchbrachen tief im Dezember. Die Blindheit des Glücks, wie sie lachend hinunter fällt. Und ich habe wirklich geglaubt, dass es diesmal für immer sei. Aber Weihnachten fällt dieser Tage spät, flacher und kälter. Und niemals so hell wie damals, als wir uns immer ineinander verliebten. All dies in einem Augenblick, bevor ich dich küssen kann. Jetzt steht eine Frau dort, wo einst nur ein Mädchen war.

Ich bin froh, dass du kamst. Ich bin so froh, dass du daran gedacht hast, dabei zuzusehen, wie wir unseren letzten Tanz gemeinsam beenden. Zögerlich, vorsichtig, aber hübscher als jemals zuvor. Ich habe wirklich geglaubt, dass es dieses Mal für immer sei. Aber Weihnachten fällt dieser Tage spät, flacher und kälter. Und niemals so hell wie damals, als wir uns immer ineinander verliebten. Und sogar wenn wir uns betrinken, denke ich nicht, dass wir uns so küssen werden, wie wir uns küssten, als die Frau nur ein Mädchen war.

Wenn die Zeit vergeht

Aus dem kleinen Mädchen ist eine Frau geworden. Der Zauber der Jugend ist weg. Aber zum Begräbnis der Sturm- und Drangzeit tanzt man noch ein letztes Mal zusammen. Das ist eine Erklärung zu dem verflucht trübsinnigen „Last Dance“. Die unschuldigen Teenager in der ersten großen Liebe, und sie verloren sich aus den Augen. Es mag sein, dass Robert Smith genau das gemeint hatte.

„Last Dance“ kann aber freilich auch ganz anders gemeint sein. Natürlich ist der Begriff „Last Dance“ auch gebräuchlich, wenn sich Menschen von einem geliebten Mitmenschen verabschieden. Nicht zuletzt ist „Last Dance“ auch irgendwie ein Synonym für den Todeskampf, bei dem jemand dem sterbendem Menschen beisteht.

Vielleicht ist das Lied aber auch am besten im Kontext zu erklären. Letztlich handelt es sich bei „Disintegration“ um eins der drei echten Gothic-Alben von The Cure. Und das Wort „Disintegration“ bedeutet nichts anderes als Zerfall. Noch dazu befindet sich „Last Dance“ zwischen den bekannten Liedern „Lovesong“ und „Lullaby“, einem Liebeslied und dem Schlaflied über den Spinnenmann, der einen fressen will.

„Last Dance“ könnte also auch von Verlustangst erzählen. Robert Smith kommt in dem Lied sehr kryptisch daher. Und ich glaube, das macht das Lied auch so besonders. Instrumentiert ist das Stück mit breiten Keyboard-Teppichen, fetten Bässen und einem nervösen Schlagzeug. Und mich hatte es nie losgelassen. Seit 1989, als ich das Album „Disintegration“ das erste Mal zu hören bekam.

Das Lied

Im Gegensatz zum Vorgänger „Kiss me! Kiss me! Kiss me!“ ist das Album „Disintegration“ deutlich melancholischer. Das äußert sich auch im Lied „Last Dance“ an 6. Stelle von 12 Liedern. Es hat ein langes Intro, wie die meisten Stücke auf dem Album. Ihr solltet euch die Nummer wirklich mal anhören. Ich halte sie für äußerst gelungen.

Last Dance (Remastered)
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