Bullet The Blue Sky: Völkermord in der Musik

Aus irgendeinem Grund schoss mir nun „Bullet The Blue Sky“ von U2 in den Sinn. Ich kann euch gar nicht sagen, wie es dazu gekommen ist. Aber nun ist es halt so. Jedenfalls erinnere ich mich an diese wütende Nummer aus dem großartigen Album „The Joshua Tree“ von 1987 nur zu gern. Ja, das Album mit „With or without you“. Aber die Nummer hier ist schon eine ganz andere Kategorie. Wer das Stück kennt, wird mir vermutlich zustimmen. Ich glaube, so wütend hatte man U2 selten gehört.

Bullet The Blue Sky!

In den heulenden Wind setzt ein stechender Regen ein. Sieh dir an, wie er Nägel in die Seelen am Baum der Schmerzen treibt. Vom Feuerkäfer ein rot-oranges Glühen. Ich sehe das Gesicht der Angst, das im Tal unten verängstigt herumläuft. Durchlöchert den blauen Himmel!

Im Wind der Heuschrecken kommt ein Rasseln und Summen. Jakob rang mit dem Engel, und der Engel wurde überwunden. Du pflanzt eine dämonische Saat, und du erntest eine Blume aus Feuer. Ich sehe sie, wie sie Kreuze verbrennen. Ich sehe, wie die Flammen höher und höher steigen. Durchlöchert den Himmel!

Da kommt dieser Typ zu mir hoch, sein Gesicht rot wie ein Rosenbusch, wie all die Farben eines Royal Flush. Und er zieht die 100-Dollar-Noten aus der Tasche und knallt sie einfach so hin, genau hier im Wal Mart: 100, 200! Und ich kann diese Kampfflugzeuge sehen.

Durch die Lehmhütten, wo die Kinder schlafen, durch die Gassen einer ruhigen Straße in der Stadt. Du nimmst die Treppe zum ersten Stock, drehst den Schlüssel und entriegelst die Tür, als ein Mann in ein Saxofon atmet. Und durch die Wände hörst du die Stadt ächzen: Draußen ist Amerika!

Auf der anderen Seite des Feldes siehst du den Himmel, wie er aufgerissen ist. Du siehst den Regen durch eine klaffende Wunde, wie er auf die Frauen und Kinder niederprasselt. Und die rennen in die Arme Amerikas.

Völkermord und die USA

Puh, schwieriger Text. Wartet nur, das Lied an sich ist nicht einfacher. Aber erstmal zum Hintergrund. Zunächst einmal ist „Bullet The Blue Sky“ der Grund, warum es das Album „Rattle And Hum“ gibt. Der Titel kommt hier im Text vor. Aber was will uns Bono Fox eigentlich damit sagen? Dass er extremst wütend ist, lesen wir ja und hören es auch unten.

In den 80ern führte eine rechtsradikale, diktatorische Militärregierung in El Salvador eine derb schmutzigen Krieg gegen Aufständige und politische Gegner. Im Zuge dessen wurden unter den Augen der Militärberater aus den USA rund 40000 Oppositionelle ermordet. Man kann hier von Massenmord oder gar Völkermord reden. Der damalige US-Präsident Reagan log der eigenen Bevölkerung vor, die Landreform hätte zu einer Befriedung geführt.

Als „The Joshua Tree“ entstand, war das Alles noch im vollen Gang, mittlerweile mit ca. 70000 Toten. „Bullet The Blue Sky“ ist damit ein Kommentar zu der US-gestützen Unterdrückung in Mittelamerika. Das Bild oben ist einer der vielen Vulkane in El Salvador. Bei den Aufnahmen zum Lied bat Bono Gitarrist The Edge, El Salvador durch einen Verstärker zu jagen. Mit den Gewittern, die Larry Mullen Jr. am Schlagzeug fabriziert und dem grollenden Bass von Adam Clayton wirkt das Stück genau so, wie es gedacht war: Es ist Krieg.

Das Lied

So, wir sind beim Lied. „Bullet The Blue Sky“ ist ein bitterböser Blues mit schreienden Gitarren, trockenen und donnernden Drums, einem grollenden Bass und einem brüllenden Bono, der die ganze Wut herausschreit. Was für ein großartiges Stück, das eins der besten musikalischen Dokumente ist, welche sinnlosen Kriege geführt wurden. Im Englischen gibt es dafür ein Wort: „Badass“, zu deutsch: Knallhart.

Bullet The Blue Sky (Remastered 2007)
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