Die Piraten aus Sicht der Qualitätsmedien

Die Piraten verbreiten Angst und Schrecken. So sehr, dass die Qualitätsmedien unter Federführung des Axel Springer Verlags wahre Hasstiraden lostreten. Und nachdem das passiert ist, kann man wohl mit Sicherheit behaupten, dass die Piraten im bundesdeutschen Medien- und Politzirkus angekommen sind.

Ich möchte hier einmal einen Artikel des Springer-Qualitätsorgans „Welt Online“ auseinander nehmen. Und ich möchte hierzu gleich einmal anführen, dass ich kein Pirat bin und der Partei auch nicht nahe stehe. Nur was Redakteur Ulf Porchardt in seinem Artikel ablässt, muss ausgiebig aus meiner Sicht kommentiert werden.

Zu oft wurden die Piraten belächelt mit „Das sind nun unsere neuen Qualitätspolitiker“. Da sie nun Ernst gemacht haben und das politische Treiben in Berlin und Saarbrücken mitgestalten, muss von den deutschen Qualitätsmedien herausgearbeitet werden, wie unsinnig undd gefährlich diese Partei ist.

Da schreibt Herr Porchardt darüber, dass die Partei das Parlament verachten würde. Darum wäre wohl „die Schonung dieser Dilettanten fatal“. Als politische Kraft sollte man aber das Parlament nun gerade nicht verachten. Warum hätte man sich sonst zu Wahlen aufstellen lassen? Die Piraten verstehen ihr Kerngeschäft. Bei allem anderen müssen sie dazulernen. Und nichts anderes haben sie jemals erklärt. Wenn die Spezialisierung auf das Kerngeschäft Dilettantismus ist, dann frage ich mich, warum deutsche Firmen immer mehr reine Spezialisten suchen. Hier liegt Porchardt also falsch.

Anhand der Garderobenwahl meint Herr Porchardt auch, eine Wertschätzung dem Wähler gegenüber feststellen zu können. Woran macht er das fest? Der saarländische Spitzenkandidat Michael Hilberer trug am Wahlabend ein schwarzes Hemd. Ja, Hemd, kein Sweatshirt, wie Porchardt erkannt haben will. Was ist an einem einfarbigen Hemd nicht wertschätzend? Also auch hier falsch geraten.

Auch unterstellt Porchardt dem Hilberer Ahnungslosigkeit. Die Piraten haben immer erklärt, dass sie in die Politik hineinwachsen werden. Und warum soll sich Hilberer dann nicht „Politik“ vorstellen können? Ihm dann „Ideen- und Kompetenzlosigkeit“ vorzuwerfen, ist schon wieder ein verfehltes Thema. Dass die Piraten sinnvolle Ideen haben, ist nachgewiesen. Und ohne Kompetenz sind sie ganz sicher nicht. Und ja, Herr Porchardt, die Elitepolitiker machen es nicht besser als die Piraten.

Im nächten Abschnitt seiner Hasstirade versucht Meister Porchardt, die Piraten der Lächerlichkeit Preis zu geben. Da faselt er vom Piratggio, bei dem das Guidomobil von unserem Außenhansel staatstragend gewirkt hat. Da dämonisiert er die Bürgerrechtspartei. Und er mahnt an, man solle sich darüber empören, wie schlicht und ignorant die Piraten politisch zu Werke gehen. Man solle sie keineswegs wie Kinder behandeln. Porchardt bringt ein Beispiel, wie man das macht. Vor ein paar Tagen hatte der Sänger von Element of Crime, Sven Regener, eine wild durchs Internet jagende Wutrede gegen die Piraten gehalten.

Warum bringt Porchardt den Regener ins Spiel? Es hätte doch schon längst klar sein müssen, dass das, was Regener vom Stapel gelassen hatte, grober Unfug ist. In den Genuß dieser ominösen Rede kommen Sie durch einen Link am Ende des Artikels.

Und dann holt Porchardt zum großen Finale aus. Er meint, dass die Piraten nicht vergleichbar mit den Grünen aus der Anfangszeit wären, dann schon eher mit der Tea Party in den USA. Die Wikipedia bietet Aufschluss und verrät, dass die Tea-Party-Bewegung eine „populistische Protestbewegung mit rechtsliberalen Zügen“ ist. Will uns der Herr Redakteur etwa erzählen, die Piraten wären im rechten politischen Terrain zu finden? Regt er ein Untersuchungsverfahren und darauf folgend ein Verbotsverfahren wie bei der berühmten Rechtpolitik-Partei NPD an? Hier wird dann aus grobem Unfug schließlich bösartige Hetze. Seit dem Thema Christian Wulff reagieren so einige recht angewidert auf so etwas.

Für mich und für viele andere, die diesen Artikel gelesen haben, ist klar: Für die Medienmeute stellt die Piratenpartei eine Gefahr dar. Da die Qualitätsmedien und die Elitepolitik in vielen Sachen einer Meinung sind, kristallisiert sich immer mehr heraus, dass beide Meinungsmacher unglaubliche Angst vor dem wilden orangenen Haufen haben müssen. In gewisser Weise passt Porchardts Kommentar zu den jüngsten Ausdünstungen des designierten FDP-Generalsekretärs Döring.

Ich denke, nachdem die Piraten nun so viel Angst und Schrecken verbreitet haben und bald als sichere Todesursache für das Dahinscheiden der FDP durchgehen werden, sind sie nun angekommen. Und zwar nicht in irgendwelchen Communities, sondern im mediengelenkten Politik-Grau-in-Grau Deutschlands.

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