Webmaster Friday – Ost oder West oder egal?

Standortfragen. Manche sind überflüssig. Manche spielen aber schon eine Rolle. Beim heutigen Webmaster Friday geht es um die Ausrichtung Ost / West. In Deutschland immer wieder eine sehr brenzlige Standortbestimmung. Aber es geht eben nicht um die Sache Ossi / Wessi. Es geht um einiges mehr.

Das Thema ist heikel. Das ist mir völlig klar. Aber ich möchte gern einfach meine Gedanken ziehen lassen. Ich weiß selbst noch nicht, in welche Richtung mich dieser Artikel führt. Ich lasse ihn einfach während des Schreibens reifen. Einverstanden?

Zunächst einmal: Als Leipziger bin ich natürlich ein Blogger aus dem Osten. Das ist es dann aber auch schon, was ich über Ossi / Wessi fallen lassen möchte. Wir haben die ganze Wiedervereinigung 23 Jahre hinter uns. Knapp ein viertel Jahrhundert! Irgendwann ist dann aber auch mal gut. Ich fühle mich nicht als Ossi, sondern in erster Linie als Leipziger und Sachse und Deutscher. Punkt. Aus. Ende.

Ich schreibe natürlich als Leipziger auch über Themen, die sich um das Einzugsgebiet und den Speckgürtel meiner Heimatstadt drehen. Aber eben nicht nur. Ob das nun irgendwie mit der Kompassnadel Ost / West zusammenhängt, wage ich ganz einfach mal daher anzuzweifeln, weil ein Kölner Blogger eben weniger über Leipzig schreiben kann.

Wenn wir die ganze Sache weiterdenken und dann den zweiten Teil der Vorgabe vom Webmaster Friday mit einbeziehen, wird es schon schwieriger. Da wird nämlich gefragt, ob man den Solidaritätszuschlag noch braucht. Und da muss ich einfach mal sagen: Ja, unbedingt braucht Deutschland so etwas. Aber nicht mehr in der Form. Sondern so, dass generell jedes Bundesland in einen Topf einzahlt oder daraus bekommt, und zwar gemessen am Pro-Kopf-Einkommen. Das Durchschnittseinkommen in Ganz-Deutschland wäre dann Null. Das würde dann zu so etwas führen:

  • Sehr gutes Pro-Kopf-Einkommen -> Viel einzahlen
  • Gutes Pro-Kopf-Einkommen -> Wenig einzahlen
  • Durchschnittseinkommen -> Nichts einzahlen
  • Schlechtes Pro-Kopf-Einkommen -> Wenig erhalten
  • Sehr schlechtes Pro-Kopf-Einkommen -> Viel erhalten

So würde es zwar dazu kommen, dass Baden-Württemberg weiterhin über eine Umlage Mecklenburg-Vorpommern unterstützen müsste, aber vielleicht eben Sachsen auch Bremen unter die Arme greifen muss. Das würde ich viel fairer finden. Und ich bin kein Wirtschaftler.

Henry ist in seinem Blog der Ansicht, dass der Solidaritätszuschlag so lange notwendig ist, wie in Deutschland unfähige Politiker ihr – nun ja – Unwesen treiben. Das hat er wörtlich so nicht geschrieben, aber es klingt danach. Und er sieht den Zuschlag als eine Art verkappte Einkommenssteuer.

Sabienes bringt es mit ihrem Beitrag zu der Diskussion wieder einmal auf den Punkt: Ja, es gab mal ein geteiltes Land. Hüben wie drüben wurde den Leuten erzählt, wie schlimm es doch dem jeweiligen deutschen Nachbarn gehen würde. Und in Sachen „Soli“ denkt sie, dass dieser inzwischen die falschen Signale aufwirft. Wie Henry und ich sieht sie sich als deutsche Bloggerin. Und das ist auch gut so.

Und im Blog PygoscelisPapua ist davon die Rede, dass Ost und West speziell im Internet und in der Bloggerszene irritierend ist. Und er schreibt als – wie erzählen sie einem das immer in der Politik? – „Deutscher mit Migrationshintergrund“ von seinen negativen Erfahrungen in Mecklenburg-Vorpommern und seinen positiven Erfahrungen in Leipzig. Und er empfindet weiterhin eine gewisse Trennung Deutschlands.

Wo man auch hinsieht: Der Solidaritätszuschlag, der Wahlkampfthema zur bevorstehenden Bundestagswahl wird, wird wohl als Hilfskrücke noch eine Weile bestehen bleiben. Aber dafür ist Deutschland weit weniger noch geteilt, wie es viele vielleicht immernoch annehmen. Und von wo aus man auch immer bloggt, Hauptsache ist doch, dass man bloggt.

2 Replies to “Webmaster Friday – Ost oder West oder egal?”

  1. Huhu,

    dankeschön für die Erwähnung im Blog. Nur um es noch mal ein wenig deutlicher hervor zu heben: Es handelt sich um eine individuell empfundene Trennung. Insgesamt gesehen denke ich, dass sich die Lage zu damals deutlich verbessert hat – nach über 20 Jahren wird das wohl auch langsam Zeit.

    Ansonsten ein sehr schön geschriebener Beitrag – mir gefällt Deine Idee des Solidaritätszuschlages zum Ausgleich des Verdienstes. Und ich muss sagen: Auch ich fühle mich eigentlich immer am meisten der Stadt verbunden, in der ich gerade lebe oder gelebt habe.

    Mit der politischen Korrektheit hab ich es auch nicht so – hättest auch „Halber Ausländer“ schreiben können (so bezeichne ich mich selbst oft – auch wenn ich ja eigentlich hier geboren bin ;) ).

  2. Du sprichst den Länderfinanzausgleich an und den gibt es ja eigentlich schon. Wobei die Schwaben und die (wir) Bayern uns immer bitterlich darüber beklagen. Aber richtig ist eine solche Umverteilung und solange es einen Soli gibt, wird es in unseren Köpfen immer eine Teilung geben, egal wo immer dieses Geld hinfließt
    LG
    Sabienes

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