13. Todestag von Oury Jalloh im Polizeirevier Dessau

Vor 13 Jahren kam Oury Jalloh in einer Zelle im Polizeirevier Dessau zu Tode. Aufgeklärt ist hier angeblich nichts. Es gibt aber genügend Menschen, die steif und fest behaupten werden, dass der oder die Täter eh lange bekannt sind und von staatlicher Seite her gedeckt werden. Es ist schon eine blöde Geschichte. Und man kann hier niemandem irgendeine richtige Meinung um die Ohren hauen. Und das ist mein Abwasch der Woche. Denn ich will mal meine Sicht dazu äußern.

Wer war Oury Jalloh?

Oury Jalloh stammte aus Sierra Leona in Westafrika. Er war in Deutschland geduldet. Der Asylantrag des damals 37-jährigen Mannes wurde abgelehnt. Er hatte mit einer Deutschen ein Kind, das die Frau zur Adoption freigab. Dann wurde er wegen Drogenhandels zu 3,5 Jahren Haft verurteilt. Er soll vor seiner Inhaftierung mit anderen Afrikanern mehrere Frauen belästigt haben und bei seiner Verhaftung betrunken und voller Drogen gewesen sein und sich geweigert haben, sich auszuweisen. Und wenige Wochen später war er tot.

Mir sagte der Mann nichts. Jetzt mal ehrlich, ohne als „braune Brut“ bezeichnet zu werden: Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund haben mit ähnlichen Vorwürfen zu kämpfen? Manchmal ist etwas dran, manchmal nicht. Man kann ja nun nicht jedem „Migranten“ hinterher recherchieren, wenn man nicht in einer Ermittlungsbehörde arbeitet. Und andererseits ist es doch so, ohne als „linksgrün versifft“ zu gelten: Wie viele Deutschstämmige machen genau das Gleiche? Ich denke, der Anteil ist jeweils ungefähr gleich groß. Aber weiter im Text.

Merkwürdige Todesumstände

In der Gefängniszelle, in der Oury Jalloh untergebracht war, brach ein Feuer aus. Vorher wurde nach Darstellung der Polizei die Zelle alle 30 Minuten in Augenschein genommen, kurz vor dem Feuer wohl gar alle 10 Minuten. Angeblich sei es dem gefesselten Jalloh dann gelungen, ein Feuerzeug aus einer Tasche heraus zu fummeln und Kleidung und Matratze anzuzünden. Feuermelder waren angeblich ausgestellt, weil diese oft Fehlalarme produzierten. Man vernahm dann irgendwann das Plätschern der Löschanlage, aber da war alles zu spät.

In der Wache in Dessau ging eigentümlicherweise so einiges schief. Wegen eines Telefonats war die Sprechanlage leise gestellt. Wegen der Rauchentwicklung in Jallohs Zelle hat man den Gefangenen nicht retten können. Und so gab es einige Merkwürdigkeiten. Ich bin kein Experte, aber das kommt einem doch alles sehr seltsam vor. Das fand auch die Staatsanwaltschaft und erhob Anklage wegen fahrlässiger Tötung gegen zwei Beamte. Aber das mündete in einem Freispruch, damit das Alles ein formales Ende haben kann.

Oury-Jalloh-Stadt Dessau?

Die Stadt Dessau wirbt mit einem neuen Schild an der Autobahn von sich als „Oury-Jalloh-Stadt“. Nachdem Beamte aus der Stadt nach wie vor im Verdacht stehen, nicht schuldlos am Feuertod von Oury Jalloh zu sein, darf man das schon ein wenig als zynisch ansehen. Am Ende passt diese Beschilderung nicht zu den Umständen. Am besten ist es in meinen Augen, wenn dieses Schild an der Autobahn schnell wieder abgeschraubt wird. Es ist nicht ganz abwegig, dass man da in den sozialen Netzwerken zum Teil recht irritiert ist.

Alljährliche Demonstrationen

Jedes Jahr gibt es Proteste und / oder Demonstrationen. So auch in diesem Jahr. Man bekommt immer wieder mit, dass es dabei nicht ganz friedlich bleibt. Ich weiß von Demonstrationen, bei denen Puppen angezündet wurden. Ich habe es auch immer mitbekommen, dass es da zu irgendwelchen Ausschreitungen kam. Es hieß immer, dass das Alles von Autonomen angezettelt wurde. Und die juristischen Auseinandersetzungen laufen ja immernoch. Das ist ja auch nicht unbedingt ein Geheimnis.

Abseits von den Forderungen nach neuen Verfahren, die auch gern mit Parolen und eben jenen brennenden Puppen untermalt werden, gibt es tatsächlich weitere juristische Debatten. Es gibt die Initiative Oury Jalloh, die nach wie vor die Mordthese verfolgt. Allerdings hat das Ganze zuletzt die Staatsanwaltschaft Halle (Saale) übernommen und halt einfach eingestellt. Deshalb wird es auch weiter die Demonstrationen geben. Und so lange, wie das nicht wirklich abgeschlossen ist, wird es weiter diese Dinge geben. Egal, wie viele Schilder die Stadt Dessau aufstellt.

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