Austausch: Geben und nehmen

Das Leben ist ein ständiges Geben und Nehmen. Wenn die Menschheit in den Austausch tritt, kann, wenn man es will, auch durchaus etwas richtig gutes passieren. Soweit nichts neues. Ihr habt ja auch schon davon gehört, dass Geben seliger denn Nehmen ist. Ich habe ein wenig darüber nachgedacht, was das bedeuten mag. Vor allem, was das Bloggen und meine Musik betrifft. Und ich möchte euch gern einmal daran teilhaben lassen. Denn es ist gar nicht so einfach, wenn man es mal richtig betrachtet.

Was bedeutet denn Austausch?

Ich bin kein sonderlich guter Erklärer. Meistens läuft es dann darauf hinaus, dass ich so etwas wie „Ist halt so“ von mir gebe. Das ist natürlich katastrophal, wenn man als Eltern seinen Kindern irgendwie bei den Hausaufgaben helfen will. Ich weiß das, denn ich habe es selbst erlebt. Gleichwohl muss man es immer wieder machen. Es hilft ja nichts zu sagen, dass diejenigen mit einer Frage dann halt jemand anderes fragen sollen. Nein, man muss sich halt weiterhin in den Austausch begeben.

Und ich meine damit nicht so einen Quatsch wie den „Bevölkerungsaustausch“. Nein, mir geht es um den Austausch von Erfahrungen, Erinnerungen, Informationen und all sowas. Ich weiß, grundsätzlich ist dann das Wort „Austausch“ blöd, weil es eben in unserer bescheuerten Gesellschaft negativ behaftet ist. Aber genau deshalb muss man es pflegen, damit es wieder eine positive Bedeutung bekommt. Am ehesten kommt es dann in die Richtung „Diskussion“, was ich da so meine.

Gebe ich dir, so gibst du mir

Wahrscheinlich hat eine geringe Zahl an Lesern mal meine Ausführungen mitbekommt, dass niemand auf irgendeinen Artikel gewartet hat. Wenn ich so gucke, was mir mein Statistik-Plugin dazu erzählt, das ich seit einer Weile wieder im Einsatz habe, dann weiß ich, dass dieser Artikel niemanden interessiert. Das ist auch nicht schlimm. Aber die Internetnutzer hocken eben nicht gebannt vor ihren Displays und warten darauf, dass vom Starblogger wieder irgendein Senf kommt.

Nein, ich sehe das doch bei mir: Lediglich um die 6% aller Aufrufe kommen von woanders her, als von Suchmaschinen. Zumindest laut Statify. Laut Matomo sind die Werte etwas anders. Aber egal. Das heißt doch aber: Irgendwer ist auf der Suche nach irgendwas und kommt zufällig hier vorbei. Damit das wieder passiert, muss ich doch etwas bieten. Andernfalls bleibt all das, was ich hier schreibe, Rauschen auf der Leitung. Es interessiert schlichtweg niemanden.

Zum Austausch gehört, dass man weiß, woher die anderen kommen
Zum Austausch gehört, dass man weiß, woher die anderen kommen

Am Anfang muss also stehen, dass ich gebe, was ich habe. Und wenn ich Glück habe, bekomme ich irgendwann etwas zurück. Sei es ein Kommentar, sei es, dass der jeweilige Artikel weiter verteilt wird oder woanders verlinkt wird. Dass man mit so einem popeligen Blog Geld verdienen kann, will ich dabei ja gar nicht wissen. Denn die Zeiten sind vorbei. Aber ich kann nicht darauf hoffen, dass ich irgendwas rausballere, und die Massen kommen in Scharen.

Wie kam ich denn darauf?

Ich folge auf YouTube einem Musiker, der Jameson Nathan Jones heißt. Klar, ich mache ja selbst ein bisschen Musik. Jedenfalls hatte er erst gedacht, er macht Musik, und alles andere kommt von selbst. Ein feuchter Kehrricht kam. Erst, als er anfing, darüber zu erzählen und den Leuten etwas gab, was sie zum Folgen animierte, wurde auch seine Musik bekannter. Er teilte mit den Leuten, was ihn so bewegte, was er erlebte, was er dabei lernte und wie er scheiterte. Und das unabhängig von seiner Musik.

Er macht das in einer speziellen Art. Er ist launig, redet mehr über Fehler als über Super-Duper-Erfolge. Und er schreibt auf, womit er solche Fehler dann vermeiden konnte. Mit anderen Worten: Er lässt die Hosen runter und ist er selbst. Ja, ich bin auch ich selbst. Aber ich glaube, ich gebe zu wenig, damit Leser einfach mal da bleiben und irgendwas tun. Und vielleicht kommt auch so zu wenig Austausch zustande. Wir müssen als Inhaltsmacher immer daran denken: Was haben denn völlig Fremde von uns?

No one cares about your MUSIC? Give them a reason to.
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Habe ich denn eine Lösung?

Ich weiß nicht, ob es eine wirkliche Lösung gibt. Klar, ich kann hergehen und in jedem Blog, der mir vor die Augen kommt, einen Kommentar hinterlassen. Aber wenn wir ehrlich sind, interessiert das doch nur die Blogger selbst, sonst niemanden. Und ich könnte auch hergehen und wieder mehr mit Anleitungen herum fuchteln. Aber von meinem direkten Berufsfeld heraus darf ich das nicht, da wir ja damit Geld verdienen. Und sonst habe ich nicht viel zu erklären.

Bleiben Erfahrungen, Erlebnisse, Fährnisse und all sowas. Wer weiß, vielleicht ist das ja was. Nein, ich will nach wie vor nicht reich und berühmt mit meinem Blog oder meiner Musik werden. Aber ich will schon gelesen und gehört werden. Vielleicht ist es das Beste, dass ich mich wie auch sonst nicht verbiege und davon erzähle. Denn es ist nicht einfach, sich treu zu bleiben, ohne Blessuren zu bekommen. Wie macht ihr das denn? Lasst uns mal in den Austausch treten.

8 Replies to “Austausch: Geben und nehmen”

  1. Ich glaube, was den Austausch stark erschwert ist die Zersplitterung:

    Früher gab es Blogs, da wurde sich dann in den Kommentaren und mit ganzen Artikeln samt Trackbacks und dergleichen ausgetauscht, und das zum Teil recht rege.

    Und dann kamen die Sozialen Netzwerke. Und irgendwie wurde dann dort kommentiert und nicht mehr im Ursprungsartikel, was dessen Leser:innen dann natürlich nicht mitbekamen. (mit dem Erstarken selbiger gingen die Kommentarzahlen bei mir rapide bergab!) Und der Netzwerke sind dann auch noch mehrerere, so dass sich das ganze verteilt, zersplittert und so weiter, und nicht mehr gebündelt. Und dann wird auch noch am besten von verschiedenen Leuten geteilt, so dass sich das noch mehr verteilt. Und dort werden dann oft nur noch die Überschriften gelesen, weil die ganzen Ticker das alles noch schnell- und kurzlebiger machen. Es rattert zu viel an einem vorbei, so dass man effektiv kaum noch etwas mitbekommt.

    Das allergrößte Problem beim Austausch dürfte allerdings sein, dass die Aufmerksamkeit gering ist. Keiner hört mehr richtig zu.

    1. Jedes.
      Einzelne.
      Verdammte.
      Wort!

      Ich habe das auch noch mitbekommen, als ich mit meinem Blog noch am Anfang stand. Da fanden die Kommentare tatsächlich nur im Blog statt. Nun aber – wenn überhaupt – in den sozialen Netzwerken. Und wenn dort kommentiert wird, muss ich mich ab und an tatsächlich fragen, ob man dann den Artikel überhaupt gelesen hat.

      Es ist eine Krux. Wahrscheinlich müssen wir damit leben. Aber ob ich das will? Wenn, dann müsste ich komplett auf alle Plattformen verzichten und die wenigen Klicks, die von dort kommen, sausen lassen. Und ja, ich glaube, auch Mastodon ist da keine Ausnahme.

  2. Ich glaube, es geht genau so wie du schreibst. Du entscheidest, wie viel du „die Hosen runterlassen“ willst, dann redest du darüber, was dir wichtig ist und dann schaust du, was passiert. Geben ist der Schlüssel – ob nun als Content in Form von Artikeln oder aber von Kommentaren bei anderen. Und die, mit denen der Austausch richtig Spaß macht, mit denen unterhältst du dich einfach öfter (oder auch mal intensiver per Video-Chat oder was auch immer). Die Bereitschaft zum Austausch ist ja da, aber die Aussicht, etwas zurückzubekommen wächst erst mit der Qualität der Verbindung.

    1. Ja, damit triffst du es ziemlich gut, Anna. Aber es geht ja noch weiter. Du schaffst es ja nur, dass sich jemand darauf einlässt, was du so machst, wenn du es zu zeigen schaffst, dass das eben nicht nur heiße Luft ist. Und ich glaube, das ist dann der Schlüssel.
      Dann kommt eben nach und nach eins zum anderen, wie der engere Austausch und so. Aber der Schlüssel ist, die heiße Luft wegzulassen.

  3. Henning, Ich bekomme Kommentare direkt auf meinem Blog und auf Facebook bzw. Instagram. Aber ich stelle es auch fest, dass früher mehr kommentiert wurde. Ich meine jetzt vor 20/10 Jahren. Ob die sozialen Medien daran Schuld sind, weiß ich nicht, aber das ist insgesamt eine traurige Entwicklung. Ich finde es auch sehr schade. Über Kommentare freue ich mich immer. Ich kommentiere auch gerne, wie du ja merkst.

    Lorenzo

    1. Ja, das schätze ich auch an dir. Ich glaube, es ist eine Mischung aus allem. Vor allem haben immer mehr Internetnutzer eine Aufmerksamkeitsspanne wie ein Goldfisch. Und das beunruhigt mich.

  4. Hi Henning,
    Austausch – ja. Da gibt es ja seitdem ich blogge – also so ungefähr seit 2007 – immer neue Schlaumeider, die das Rad neu erfinden wollen. Als ich damals von meinem statischen Blog zu den MSN Livespaces ging, war dies ein erster Kontakt mit Gleichgesinnten. Und man konnte direkt kommentieren und hatte eine fast in Echtzeit laufende Kommunikation (wenn die Livespaces nicht grade wieder down waren). Es gab da zwar schon WordPress und auch andere CMS-Systeme aber der direkte Austausch war mir neu – fand das aber abenteuerlich.
    Damals gabe es tatsächlich Kommentar-Threads von 200 und mehr Kommentaren, die mehr Witz hatten als der ganze Beitrag, auf den man sich bezog. Dies ist ewig lange her.. Richtige Kommentare sind selten – zu meinen Tech-Themen kommen meistens Fragen. Wenn man die beantwortet gibt es nicht mal ein Danke. Ist ja alles kostenlos im Internet..
    Irgendwann war man der Meinung, man müsste auf sozialen Medien seinen Blog bekannt machen. Wie Du festgestellt hast ist das absolute Zeitverschwendung. Auch der RSS-Feed: „Austausch ist ein Nehmen und Geben“ – da gab es namhafte Blogger die sich beschwerten, dass ich nur einen Text-Auszug im Feed veröffentliche und nicht den ganzen Beitrag und der nicht auf meinen Blog kommen will, weil er eben noch andere tausende Blogs in seinem Feed hat.
    Auf solche Typen kann ich verzichten. Wem ich nicht mal den Klick auf den Link wert bin um etwas für meinen Traffic zu tun, der kann mich gerne aus seinem Feed-Reader schmeissen.
    Das mit dem nehmen und geben, das funktioniert nur in einer perfekten Welt mit rosa Wolken und weißen Einhörnern – und mit Menschen, die eine gewisse soziale Kernkompetenz haben – im Internet und in sozialen Medien? Nööö…
    CU
    P.

    1. Oh ja, solche Experten hatte ich auch zu Genüge. Da gab es Leser darunter, die wurden regelrecht pampig. Wenn du als einzige Einnahmequelle den Zählpixel der VG-Wort hast, hast du eben ausschließlich einen Strich auf dem Bierdeckel, wenn der Artikel aufgerufen wird, nicht der RSS Feed. Deshalb habe ich letztlich auch wieder gekürzt.
      Aber ja, „Ist ja alles kostenlos im Internet“ ist der Krebsschaden an der ganzen Nummer. Mir hat mal jemand erzählt, er können problemlos alle meine Texte kopieren und ohne Quellennachweis bei sich veröffentlichen. Die Begründung: Deine Schuld, dann stell doch nichts ins Internet. Alter, wo leben wir denn?
      Ich weiß, dass ich da einen frommen Wunsch hege, dass man sich wieder mehr austauschen soll. Aber ich habe eben die Hoffnung, dass das dennoch irgendwie klappt. Du und der Lorenzo seid ja beste Beispiele dafür.

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