Leipzig-Ecken: Die drei Dörfer von Thekla

Thekla – ein Ort, den es eigentlich gar nicht gibt. Im Nordosten von Leipzig gibt es einen Ortsteil, bestehend aus drei ehemaligen Dörfern, den ich nennen will. Der Ortsteil nennt sich Thekla, wie der Frauenname. Aber es gab niemals hier im Umkreis ein Dorf namens Thekla. Wie aber kam es zu dem Namen des Ortsteils? Ich meine, die knapp 6000 Einwohner wollen das vielleicht wissen. Also schauen wir mal.

Vor 127 Jahren gab es noch kein Thekla. Aber es gab die „Kirche Hohen Thekla“ oben im Artikelbild von Martin Geisler aus der Wikipedia. Die ist schon um die 1000 Jahre alt und steht auf einem Hügel. Früher hieß die Kirche Hochentichel, weshalb es auch zwischen den Stadtteilen Paunsdorf und Heiterblick die Hohentichelnstraße gibt. Irgendwann nach dem Dreißigjährigen Krieg hieß die Kirche dann plötzlich „St.-Thekla-Kirche“, ohne dass ein echter Grund dafür existiert. Kurz darauf wurde sie fast völlig zerstört und vor 50 Jahren neu aufgebaut wieder geweiht.

Die Kirche wirft ihre Schatten auf drei Nester, die mehr oder weniger inzwischen zusammengewachsen sind. Westlich der Kirche gibt es Neutzsch, nördlich Plösen und östlich Cleuden. Links der Parthe wurde 1335 das erste Mal Neutzsch erwähnt. Ende des 17. Jahrhunderts wurde es durch einen Brand völlig zerstört, entwickelte sich aber durch die Hauptstraße durch Thekla sehr stark. Rechts der Parthe liegt Plösen, das etwa auch so alt ist. Es war in Gutsbesitz, wurde abgebrannt und geplündert und wieder aufgebaut. Und im Osten dann Cleuden, was auch so alt ist. Erst in Klosterbesitz, fiel es im 16. Jahrhundert an die Stadt Leipzig und konnte sich entwickeln.

Und dann kam das Jahr 1889, als sich Thekla aus den drei Dörfern bildete, mit der Kirche als Name. 1930 wurde es zu Leipzig eingemeindet. Die Stadt trieb den Bau von Siedlungshäusern voran, was auch heute noch am Bild des Ortsteils zu sehen ist. Für die in der Nähe entstehende Autobahn wurde eine Kiesgrube ausgehoben, die dann 1960 herum geflutet wurde. Ich habe es lange Zeit geliebt, am „Bagger“ baden zu gehen, obwohl ich dafür durch die ganze Stadt musste. Aber das hatte schon was. Und das trotz der Plattenbauten in der Nähe.

Thekla ist ein zusammengewürfelter Stadtteil. Die drei Dörfer von Thekla hatten eine unterschiedliche Geschichte und hatten sich auch sehr unterschiedlich entwickelt. Wären sie nicht so nah beieinander mit der Kirche in der Mitte, ich weiß nicht, ob es den Stadtteil Thekla in der heutigen Form gäbe. Leider gab es hier auch eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald mit Zwangsarbeitern in der Maschinenfabrik Erla. Wegen der Fabrik gibt es auch bis heute noch die Erla-Siedlung.

Erwähnenswert ist auch eine Schneise namens „An den Theklafeldern“, die von der oben genannten Hohentichelnstraße in Paunsdorf bis fast zu meinem Büro in Heiterblick führt. Sie führt durch Gartenanlagen und durch den Landschaftsraum „Grüner Bogen“ mit seinen wilden Tieren. Man hat also rund um Thekla und in Thekla jede Menge Grün. Und ich komme gern mal nach Thekla. Warum auch nicht? Das ist doch nie zu verachten, stimmt’s?

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