Nachrichten essen Seele auf: Schluss damit

Neulich bin ich auf dem Blog vom Thomas auf einen Artikel gestoßen, der sich mit dem Thema Nachrichten beschäftigt. Und ich habe nun Lust, dazu was zu schreiben. Denn irgendwie haben wir ja alle mehr oder weniger irgendeinen Bezug zu Nachrichten. Jaja, ich kenne Leute, die behaupten, dass sie damit nix zu tun haben wollen. Am Ende stimmt das ja doch nicht, da dann ja dennoch über die Familiengruppe irgendeine hanebüchene News mit riesengroßen Buchstaben als Überschrift geteilt wird. Reden wir also mal darüber.

Machen uns Nachrichten kaputt?

Leute, vor einer Weile habe ich ja zu erfahren bekommen, dass ich ziemlich im Eimer bin. Meine Ärztin hatte sich ungefähr so ausgedrückt, dass es nicht nur am Lebenswandel, an vieler Arbeit, am Tod und sowas liegt, dass ich mich in einen Burnout navigiert habe. Es läge wohl auch an den vielen Krisen, die uns seit langem umtreiben. Und über all diese Krisen berichten die Nachrichten. Ich war jahrelang „süchtig“ nach ihnen, das ist nun aber nicht mehr so.

Ich verfolge quasi nur noch die Fußballergebnisse in den Nachrichten und das Wetter, alles andere nehme ich nur noch mehr oder weniger als Störgeräusch oder Hintergrundrauschen wahr. Bei Twitter nehme ich die Spiegels, die Tagesschauen, die sonstwer zwar auch wahr, aber ich verfolge nicht mehr aktiv, was die alle so von sich geben. Abonniert habe ich nicht ein Medienhaus. Nach einem „News Addict“ klingt das jetzt nicht. Aber es war eben auch mal anders.

Was will ich denn mit dem drölfzigsten Brennpunkt, den unzähligen Breaking News und dem ganzen „Exklusiv“-Geschrei? Werde ich dadurch besser informiert, wie ich es mal dachte? Mitnichten. Diese riesige Nachrichtenflut! Ein Stück weit ist meine Seele darin ersoffen, weil sie ohnehin durch viele andere Einflüsse angeschlagen war. Ich kann also mit Fug und Recht sagen: Mich zumindest haben die Nachrichten kaputt gemacht.

Die ganze Corona-Zeit lang war es häufig so, dass mir die Themen zum Teil unter die Haut gingen. Man war in einer Endlos-Schleife aus Kopfschütteln, Aufregen, Abwinken und so weiter und so fort. Was ich da alles an News, Debatten in den sozialen Netzwerken, Sondersendungen und all dem verfolgt habe, kannst du eigentlich niemandem erzählen. Tja, und irgendwann musst du auf die Bremse treten, weil dein Körper nicht mehr mithalten kann.

Die Medien haben es verkackt

Wie sollen wir denn nun endlich mal aus dem Corona-Sumpf herauskommen? Wie kommen wir aus der Inflationsspirale, aus dem Krieg in Europa, aus der Bedrohung durch finstere Radikale, aus Hass und Hetze im Internet, aus all dem wieder heraus? Der Thomas, den ich ganz oben verlinkt habe, hat da völlig Recht: Wir brauchen doch bei so vielen Krisen (Ich habe ja den Klimawandel noch gar nicht genannt) Hoffnung, Anleitung und vor allem Würde.

Ich habe meinen Konsum von Nachrichten ganz extrem eingedampft. Und das haben die Medien letzten Endes selbst verkackt. Der Konsum von Nachrichten ist ein ständiges Geben und Nehmen. Wenn ich das Gefühl habe, die Nachrichten wollen mich nicht mehr informieren, sondern mich nur noch wie bekloppt anschreien oder mit einer Agenda vollplärren, ist das nichts, weshalb ich ihnen auch nur ein Stück über den Weg trauen würde.

Ich will eigentlich – wenn überhaupt – schnell und seriös informiert werden, ohne dass ich wie Alice im Wunderland dem Kaninchen folgen muss. Ich will nicht „Down the Rabbit Hole“, womöglich auch noch mit Jefferson Airplane als Soundtrack. Sobald ich da nur einen Fuß reinsetzen würde, hätte ich sofort das Gefühl, dass die Nachrichten meine Seele fressen wollen. Also im übertragenen Sinn. Und nein, ich habe nicht meinen Verstand verloren.

Jedenfalls haben es die Medien einfach nicht mehr drauf, mich seriös und ohne Geschrei und Breaking News und sowas zu informieren. Um mal bei einem konkreten Beispiel zu bleiben: Ich weiß, dass der Krieg in der Ukraine entsetzlich ist. Ich muss nicht jeden Morgen die Anzahl der dort eingeschlagenen Raketen serviert bekommen, möglichst mit hochaufgelösten Fotos von Opfern illustriert. Mir reicht: Der irre Iwan macht weiter, ja / nein. Für mehr habe ich keine Nerven mehr.

Nicht falsch verstehen

Mir geht es gar nicht darum, nur noch Schönwetter-Journalismus zu erleben. Aber wenn du mit einer verbrannten Seele, was ja ein Burnout ist, dem Treiben der Nachrichten hinterher hetzt, wie sie es gern hätten, gehst du vor die Hunde. Nein, nur gute Nachrichten braucht keine Sau. Gebt mir lieber nur einen Überblick, der ehrlich, ernsthaft und seriös ist, und lasst mich mit all eurem Exklusiv-Breaking News-Geschrei in Ruhe.

Ich habe gar nicht die Zeit und Gelegenheit, mir selbst einen Überblick zu verschaffen, der mir auf seriöse Art und Weise zeigt, was auf der Welt los ist. Und deshalb lasse ich es. Mag sein, dass ich es selbst übertrieben habe. Aber die Nachrichten, so wie sie aufbereitet sind, machen kaputt und fressen die Seele. Wenn ihr Medien das so wollt, braucht ihr euch dann aber nicht zu beschweren, wenn sich immer mehr Leute ausklinken. Denn deren Geist und Seele kommen einfach nicht mehr mit.

5 Replies to “Nachrichten essen Seele auf: Schluss damit”

  1. Ja, Henning, wenn Nachrichten einem nicht gut tun, sollte man sie reduzieren. Die ganzen Brennpunkte Breaking News und Exklusiv-Geschrei sind echt übertrieben. Am besten noch schöne negative Nachrichten. Die bringen Quote und Klicks. Damit Geld.

    Lorenzo

  2. Hallo!

    Deine Beiträge sind wirklich sehr interessant. Danke, dass Du sie mit uns teilen. Ich hoffe, bald mehr aktualisierte
    Artikel von Dir lesen zu können. Alles Gute und viel Erfolg für dich!

    Viele Grüße,
    Graffitiartist
    (Graffitimarketing für Unternehmen)

  3. Hi Henning,
    ja, das Thema „seriöser Journalismus“ – da bekleckern sich die Medien nicht grade mit Ruhm. Es fängt bei reisserischen Überschriften an – die Beiträge dazu verstecken sich hinter einer PayWall und wenn man so blöd ist ein Abo abzuschließen ist der Beitrag nicht die Lebenszeit wert Ihn zu lesen.
    Und natürlidch werden alle Randgruppen bedient: steht auf der einen Webseite, dass Russland kurz vorm Bankrott steht, steht auf einer anderen, dass die russische Wirtschaft erstaunlich gut gegen die Sanktionen ankämpft. Man darf also glauben was man will. Noch schlimmer ist es wenn Experten zu Rate gezogen werden – dann hat man bei 10 Experten 11 verschiedene Theorien – eine bekloppter als die Andere. Da ist eben auch mal die böse Ukraine Schuld am Krieg und die soll sich endlich ergeben, damit man es im Winter schön warm hat, denn dann sollte man auch schnell wieder mit Herrn Putin wirtschaftlich kuscheln um wieder das schöne billige Gas zu kriegen.
    Deshalb ist bei mir der Fernseher ebenfalls nur noch Freitags Abends auf SchleFaZ programmiert und Montags auf Startrek Discovery – alles andere kenn ich, will ich nicht, brauch ich nicht.
    Leider sind Unterhaltungen mit Bekannten oder auch Freunden mittlerweile ebenfalls schwer zu ertragen, da natürlich die verbreiteten Nachrichten und Hiobs-Botschaften zu der erwartenden Energiepreis-Explosion und der damit verbundenen Armut die Leute kirre macht. Alle springen auf den Zug auf, anstatt mal cool zu bleiben, mal kurz nachzudenken und entspannt zu chillen. Ich weiss nicht, was andere für Energie-Anbieter haben – ich zahle nicht einen Cent mehr als vor Kriegsbeginn und selbst wenn eine Nachforderung kommt, werde ich deshalb nicht in die Armut abrutschen. Ja, die Lebensmittelpreise sind bei einigen Produkten gestiegen – doch das, wie auch die Preissteigerungen bei anderen Produkten ist eher ein gefundenes Fressen für die Hersteller gewesen, um mal wieder Kasse zu machen und nicht, weil Sie kurz vorm Bankrott stehen. Und wenn die Fleischpreise steigen (übrigens war letztens eine Sendung im Fernsehen, bei der Testkäufe gemacht wurden: das Fleich beim heimischen Metzger war günstiger und von besserer Qualität, als das von 2 Discountern) ist das vielleicht auch mal ganz gut für die Tiere – müssen weniger sterben.
    Ich habe jedenfalls auch meine Informationsquellen stark eingedampft – ebenso wie treffen mit Bekannten. Nervt einfach zu viel…

  4. Im Grunde denken immer mehr Menschen so. Die Zeiten sind schlimm genug. Da brauchen wir die Medien nicht noch, uns die von vielen ohnehin schon als ausweglos wahrgenommene Lage, um es noch schlimmer zu machen, schreiben und zu reden.

  5. Lieber Henning,

    es tut mir sehr leid zu lesen, dass dir das alles so an die Nerven gegangen ist und ich hoffe du bist in guten Händen und wirst wieder gesund. Ich hatte mich noch gewundert, nicht mehr so viel zu lesen, dachte aber an nichts schlimmes. Das gibt es ja manchmal dass man einfach eine Pause braucht. Jetzt wo ich es weiß, pass gut auf dich auf.

    Das mit den Nachrichten … ja, da gehts mir ähnlich. Ich hab schon nach dem ersten Corona-Jahr aufgehört Nachrichten zu sehen, hören, lesen. Es hat mich angekäst. Denn wie immer haben es die Sender und Zeitungen übertrieben. Daher verstehe ich, dass du dich abgewendet hast. Im Podcast „Nach Redaktionsschluss“ (DLF) ging es in einer Folge auch darum wie Menschen Nachrichten vermeiden. Dafür gibt es sogar ein Wort in der Medienforschung: „news avoidance“. Ich hab wegen der meines Erachtens einseitigen Berichterstattung angefangen Journalismus zu studieren, um herauszufinden, wie das wirklich geht. Dieses Jahr bin ich fertig und muss leider feststellen, dass reines informieren der Leser kaum noch stattfindet. Es wird immer „geframed“ – und vielen Dingen Bedeutung beigemessen, die gar keine haben.

    Von daher muss das jeder für sich entscheiden. Deine Entscheidung verstehe ich voll und ganz und mache es genauso.

    Grüße
    Valerie

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