Mutwillig wird Jahr für Jahr der südliche Auwald von Leipzig geflutet. Dazu werden Schieber geöffnet, die extra angebaut wurden, und ein Fluss fließt. Naja, so richtig ist es kein Fluss, es ist mehr ein Bach. Die Paußnitz, so unbedeutend, wie sie vielleicht wirken mag, ist immens wichtig für den Auwald. Und deshalb ist die Paußnitz-Flutung ein jährlich stattfindendes Spektakel. Und das nun seit einem viertel Jahrhundert.
Der Leipziger Auwald ist geprägt von der Pleiße. Aber vor allem von der Weißen Elster. Mitten im Wald gibt es den Leipziger Gewässer-Knoten, in dem viele Gewässer unterschiedlicher Ordnung zusammenfließen. Beim Leipziger Gewässer-Knoten handelt es sich um ein so genanntes Binnendelta. Er vereint mehrere Flussbetten. Und eins davon das Elsterbett. Ein weiteres das Elsterflutbett. Und im südlichen Teil zweigt sich die Paußnitz ab, die dann später, weiter nördlich im Elsterflutbett in die Weiße Elster zurückfließt.
Das Flüsschen hat eine wechselvolle Geschichte. Der Name ist seit knapp 130 Jahren bekannt. Früher zweigte sich die Paußnitz von der Batschke beim Gut Lauer ab. Die Batschke heißt heute Floßgraben, und das Gut gibt es aufgrund des Tagebaus nicht mehr. Heute wird der Floßgraben vom Cospudener See gespeist. Die Paußnitz hingegen zweigt sich nun vom Lauerschen Grenzgraben ab. Mit den Jahren wurde die Paußnitz dann gewaltig verändert.
Sie wurde begradigt, unter Flüssen durchgeleitet, teilweise angehoben und so weiter und so fort. Trotz der Begradigungen vor allem zwischen Großzschocher und Connewitz sind die ursprünglichen Paußnitz-Bögen ja noch da. Und die gesamte Paußnitz bietet unzähligen Lebewesen Lebensraum, wie Schleien, Rotbarschen, Bisamratten, Nutrias, Rotfedern, Rotaugen oder der weltberühmte Eisvogel. Die Paußnitz soll weiter renaturiert werden. Und deshalb gibt es Jahr für Jahr die Flutung.
Es gibt an der Paußnitz ein oberes Siel. Ein Siel ist ein Wasserdurchlass. Deiche verfügen über Siele. Und dieses obere Siel wird genutzt, um jedes Jahr die Paußnitz anzustauen. Das macht man im Rahmen eines Langzeit-Versuchs zur Vernässung des Auwaldes. Hier soll mit der Zeit ein neuer, ständig Wasser führender Nebenarm der Paußnitz entstehen. Die seit 1993 ablaufende Maßnahme zeigt auch allmählich Wirkung.
Die vor vielen Jahren angelegte Begradigung scheint als Fehler festzustehen. Mit der Flutung erreicht man es, dass die Paußnitz einen „auentypischen, dynamischen Verlauf“ wieder annehmen kann. Das wäre die Sache mit dem Nebenarm. Zudem erreicht man es, dass die Auwald-untypischen Bewüchse zurückgehen und stattdessen typische Bewüchse wie die Feldulme zunehmen. Außerdem könnte sich das Gebiet dahin entwickeln, dass es reich an Erlen und Wasserschwertlilien sein wird. Einhergehend damit entwickeln sich auch Schnecken- und Käfer-Populationen.
In Höhe der Pistorisstraße in Schleußig wird also nahe der „Linie“ die Paußnitz-Flutung vorgenommen. Sie wird ab dem 27. Februar dafür sorgen, dass Teile des südlichen Auwaldes für 2 Wochen gesperrt sind. Mit der Flutung werden die alten Arme der Paußnitz und die alten Mäander geflutet. Und das Alles, um das Naturschutzgebiet „Pleiße- und Auewald“ zu unterstützen und zu renaturieren. Das passiert jedes Jahr. Damit hilft man der Natur, sich zurückzuholen, was der Mensch ihr genommen hat.
Ob Tagebau oder Stadtplanung, im Falle des Auwaldes hat man ja wohl festgestellt, dass eine übertriebene Begradigung und Optimierung nicht immer vorteilhaft ist. Nun muss die Paußnitz regelmäßig angestaut werden, um irgendwie einen halbwegs natürlichen Lebensraum bieten zu können. Das ist das eigentlich merkwürdige. Aber so tickt nun einmal der Mensch.
Schön und gut ist die Flutung für den Auewald und Umgebung.
Ich verstehe dennoch nicht, warum man diese Aktion bei Minusgraden im 2-stelligen Bereich durchführen muß.
Viele Kleintiere und Vögel suchen Schutz vor Kälte und man setzt das Gebiet vollkommen unter Eis.
Derzeit bemerke ich hinter dem Haus (Gustav Freytag Strasse 18a) eine täglich Ansammlung von bis zu
40 Wacholderdrosseln, die vermutlich von diesen künstlich angelegten Eisflächen kommen.
Wir füttern mit Äpfeln und erfreuen uns an den unerwarteten Wintergästen.
Ich würde mich über eine Antwort bezugnehmend auf die Flutung bei den hohen Minusgraden freuen.
Mit freundlichen Grüssen Familie Schaal
Ich bin froh, dass sich noch andere Menschen für die Paußnitz interessieren. Dennoch sind mir zahllose Fehler im Artikel aufgefallen:
– der Paußnitzbogen gehört zur oberen Paußnitz und befindet sich südlich der Brückenstraße/Ziegeleiweg neben der Kelchsteinwiese – das auf dem Bild gezeigte Stück ist nur einer von zahlreichen Mäandern der unteren Paußnitz
– für die Flutung werden keine Schieber geöffnet, sondern einer geschlossen, nämlich das obere Paußnitzsiel.
– der Leipziger Gewässerknoten liegt nicht im Wald, sondern im gesamten Stadtgebiet, und bezeichnet den Zusammenfluss von Weißer Elster, Pleiße und Parthe (und ihrer Nebenarme).
– er ist auch kein Binnendelta, welches das Ende einer Fließstrecke markiert (wie z.B. beim Okavango-Delta), sondern ein anastomosierender Fluss
– Die Paußnitz wurde nie unter Flüssen durchgeleitet, lediglich der Lauersche Grenzgraben unterquert das (meist trockene) Elsterhochflutbett
– mit der Flutung erreicht man keinen auentypischen, dynamischen Verlauf, da es etwa drei Wochen dauert, bis die wesentlich höher gelegene Fläche vom Wasser erreicht wird – bis dahin steht das Wasser im Auwald – auch bedeutet Dynamik in diesem Zusammenhang, dass die Wasserstände regelmäßig schwanken, Steilufer und Kiesbänke entstehen und das alles innerhalb von wenigen Tagen (so ein Hochwasser ist normalerweise nämlich nach kurzer Zeit auch wieder abgeflossen)
– es kommt erschwerend hinzu, dass für die Flutung die noch mäandrierende untere Paußnitz (etwa zwei Kilometer lang) mit einer Metallplatte verschlossen wird, sodass nur noch die begradigten Teile der mittleren und oberen Paußnitz durchströmt werden
– mit der Flutung werden auch keine Altarme der Paußnitz oder Mäander geflutet, da es sie in diesem wesentlich höher gelegenen Areal einfach nicht gibt – lediglich einige flache (vermutlich durch Forstwirte angelegte) Entwässerungsgräben sind vorhanden
– von einer Renaturierung könnte man sprechen, wenn die untere Paußnitz nicht mit einer Metallplatte verschlossen und stattdessen am unteren Paußnitzsiel gestaut werden würde, denn in die untere Paußnitz münden zahlreiche kleine Nebengerinne, in denen das Wasser dann in die Aue laufen würde, die hier tatsächlich auch niedrig genug ist, dass das an wenigen Tagen vonstatten gehen würde
– auch im Hinblick auf die seit Jahren angekündigte Schlitzung der Deiche nördlich der Brückenstraße/Ziegeleiweg könnte eine Renaturierung bedeuten, dass man die Begradigung der mittleren Paußnitz rückgängig macht – diese fand vor etwa einhundert Jahren im Rahmen des Deichbaues statt (der nun geschlitzt werden darf) – es fehlen nur reichlich einhundert Meter damit das Wasser nicht mehr im trostlosen, schnurgeraden Trapezprofil-Graben fließt, sondern im fast dreimal so langen, stark gewundenen urspünglichen Verlauf, der tiefe Kolke und sogar ein kleine Insel hat