Vogtland: Ein Wochenende im Göltzschtal

Das Vogtland ist eine beeindruckende Region im Grenzgebiet Sachsen / Bayern / Thüringen / Böhmen. Wir waren auf einen kleinen Abstecher am Wochenende dort. Und wir müssen einfach mal sagen: Das Vogtland lohnt sich. Wir waren begeistert und nehmen uns irgendwann mal richtig Zeit für diese beeindruckende Region. Wir waren im Tal der Göltzsch, das bei Netzschkau mit der weltbekannten Göltzschtalbrücke überspannt wird. Und darum soll es kurz gehen.

Warum eigentlich Vogtland?

Den Herren von Weida wurde von Barbarossa im 12. Jahrhundert der Titel „advocatus“ verliehen. Das Herrenhaus teilte sich dann rund 60 Jahre später in die Häuser Gera, Greiz, Plauen und Weida auf. Durch einen Vertrag waren sie gleichberechtigte Partner. Und sie teilten ein Land unter sich auf, das „terra advocarum“. Später war das dann als „woyte lande“ bekannt. Und jetzt müssen wir mal klären, was das mit dem Vogtland zu tun hat.

Der „advocatus“ ist der „Herbeigerufene“. Ein königliche bestellter Statthalter, der dann den Titel „Vogt“ (lateinisch advocatus) erhielt. So kam es dann im Laufe der Jahrhunderte zum Begriff „Vogtland“. In diesem Zuge hat sich auch das „Ascher Ländchen“ aus dem Egerland heraus entwickelt und wird seitdem „Böhmisches Vogtland“ genannt.

Namhafte Orte im Vogtland sind zweifelsohne die Städte Gera, Hof, Reichenbach, aber vor allem Plauen. Das ganze Gebiet schließt Bad Schandau, Bad Elster, Schmölln, Schleiz, Triptis und Lobenstein ein. Das „Einfallstor“ ins Vogtland ist die Stadt Zwickau. Ich habe gelesen, dass Zwickau die Grenze zwischen Vogtland und Erzgebirge ist. Und wir waren in der Kleinstadt Falkenstein., östlich von Plauen.

Vogtlands Talsperren: Die Talsperre Falkenstein

Die Talsperre Falkenstein ist eine der kleinsten Talsperren im Vogtland. Das wussten wir aber nicht. Wir genossen die Gegend. Das Bauwerk staut die „Weiße Göltzsch“ an und steht seit rund 40 Jahren. Nach dem Abzug der Industrie wird das Gewässer eigentlich nur noch zur Freizeitgestaltung und für den Tourismus genutzt. Also neben dem Hochwasserschutz und der Wasserkraft.

Kleinod Falkenstein

Falkenstein im Vogtland ist eine 8000-Seelen-Kleinstadt im Vogtlandkreis. Die Stadt liegt auf etwa 400 bis 600 Metern Höhe. Sie entstand im Schatten einer Burg und wurde 1260 erstmals erwähnt. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt ein bedeutender Standort der Textilindustrie. 1859 wurde ein großer Teil von Falkenstein durch einen Großbrand zerstört. Durch Gardinenfabriken wuchs die Stadt danach bis auf 17000 Einwohner an.

Viel ist davon nicht mehr übrig. Die Einwohnerzahlen haben sich halbiert, und vieles sieht so aus, als sei es in der Vergangenheit vergessen worden. Dabei hat Falkenstein viel zu bieten: Einen Burgfelsen der alten Burg, eine beeindruckende Kirche, ein kleines Schloss, oben gezeigte Talsperre und ein wunderschönes Rathaus, das derzeit saniert wird.

Wo haben wir denn genächtigt?

Wir haben ja auch in Falkenstein übernachtet. Und zwar im wohl „besten Haus am Platz“. Das ist in der kleinen Vogtland-Stadt zweifellos das Hotel Falkenstein. Das ist jetzt kein riesiges Hotel. Aber es war alles funktionstüchtig und gut in Schuss. Was aber beeindruckend war, war die Küche. Man schmeckt, dass dort wirklich alles von Hand hergestellt wird.

Wir hatten so ein Angebot mit Candle Light Dinner. Da das Wetter fantastisch war, disponierten wird gemeinsam mit unserem Kellner um und zogen mit dem vorbereiteten Tisch unterm Arm auf den Balkon. Dort wurden die frischen und super schmeckenden Speisen aufgetafelt. Und mit der Zeit kam man auch mit dem Kellner ins Gespräch. Man ist noch recht neu im Hotel. Aber man tut sein bestes.

Man musste sich ja festlegen. Und da will man lieber Geschäftsreisende haben als Familienurlauber, da dafür der Markt eigentlich abgesteckt ist im Vogtland. Das ist in Ordnung so. Man setzt allerdings niemanden vor die Tür. Aber es ist eben nicht das bevorzugte Klientel, Familien zu bespaßen. Aber was sie machten, war für uns äußerst gut. Wir werden da vielleicht nochmal hinfahren.

Der Tierpark Falkenstein

Ja, Falkenstein hat einen Tierpark. Und der ist sensationell. Ich fand den super. In der Nähe einer Grundschule geht es durch einen kleinen Park in den kleinen Tierpark. Etliche Tiere aus der Region und von weit her kann man dort beobachten. Ob es der Python ist, der Rotbauchamarin oder Luchse, Braunbär und Trampeltier: Es ist für jeden Tierfreund etwas geboten.

Und ganz ehrlich: 5 Euro pro Erwachsenem ist jetzt nicht teuer. Kinder zahlen zwischen 3 und 16 Jahren die Hälfte. Es ist ein Tierpark, der mit viel Hingabe gepflegt wird. Das sieht man. So auch bei den Hühnern oder im Tastgarten oder, oder, oder. Zwei, drei Stunden gehen da gern mal drauf. Ein sehr gutes Angebot der Stadt Falkenstein, wie wir fanden.

Die Göltzschtalbrücke

Meine Güte! Was für ein Bau! Zwischen 1846 und 1851 wurde sie gebaut. Zwischendurch war die Sächsisch-Bayerische Eisenbahn Compagnie chronisch blank, und so wurde der Bau dann staatlich finanziert und voran getrieben. Es wurde das Tal der Göltzsch überspannt, weil das der kürzeste Weg war, die Städte Leipzig und Nürnberg mit der Eisenbahn zu verbinden.

Die Fundamente sind in der Mitte weiter auseinander. Das lag daran, weil die Traglast zu groß war, als dass man einen sicheren Stand hinbekommen hätte. Lehmziegel wurden eingesetzt, weil die aus der Region kamen. Und seit 1851 ist die Brücke gemeinsam mit der kleinen Schwester Elstertalbrücke das Wahrzeichen des gesamten Vogtlands. Schauen Sie mal auf Lebensmittelverpackungen aus der Region: Überall finden Sie diese Brücke.

Leider ist die Brücke auch immer wieder in den Schlagzeilen, wenn Menschen von ihr in den Tod springen. Darüber hatte der Dokumentarfilm „Teuflische Spiele“ berichtet. Neben der Brücke befindet sich die Ketzelmühle, in der sich heute das Museum zur Mühle und zur Brücke befindet. Die Mühle an sich ist schon lang außer Betrieb. Aber man sollte sie sich durchaus mal anschauen.

Vogtlands Talsperren: Die Talsperre Pöhl

Bevor wir wieder heim fuhren, waren wir noch an der Talsperre Pöhl. Das ist die zweitgrößte Talsperre Sachsens. Sie wird für den Hochwasserschutz, zur Brauchwasserversorgung, zum Niedrigwasserausgleich, zur Energieerzeugung und für Freizeit und Tourismus benutzt. Sie wurde 1958 bis 1964 erbaut, um die Region vor den unfassbaren Hochwassern zu schützen. Dafür wurde das Dorf Pöhl geopfert.

Die heutige Gemeinde Pöhl schmiegt sich an den Stausee und umfasst allerlei Dörfer der Region. Dort findet sich auch die Elstertalbrücke. Von der alten Eisenstein-Verarbeitung mit Material u.a. aus Morgenröthe-Rautenkranz ist nicht mehr viel geblieben. Aber der Stausee ist eine Reise wert. Dort kann man mit dem Schiff fahren, surfen, schwimmen, Bungalows mieten etc.

Der Stausee ist riesig, vor allem verglichen mit dem in Falkenstein. Er verfügt über einige Nebenarme. In der Nähe haben wir den Naturraum Vogtländische Schweiz, der auch eine Reise wert ist. Und wir haben die Stadt Plauen. Die Talsperre Pöhl gehört damit wie die Plauener Spitze und die Quelle der Weißen Elster zum Vogtland.

Fazit der Reise

Ein Wochenende ist viel zu kurz für so einen Trip. Es war ja auch mehr spontan, dass wir ins Vogtland gereist sind. Aber wir haben es nicht bereut. Dennoch muss da nochmal eine Reise folgen. Denn es gibt so viel im „Vuchtland“ zu sehen. Bemerkenswert war, dass in Falkenstein am Wochenende das Leben scheinbar komplett zum Erliegen kommt. Aber vielleicht kommt einem das als Großstädter auch nur so vor.

Die Highlights unserer kurzen Reise habe ich Ihnen dokumentiert. Die Reise hätte gern noch einige Tage länger dauern dürfen. Vielleicht sollte man etwas Zeit vergehen lassen. Falkenstein befindet sich im Umbruch. So hat sich „New Economy“ angesiedelt, und somit erfindet sich die Stadt derzeit neu. Und die Region an sich ist umwerfend. Sie ist wirklich einen Urlaub wert. Und wir finden am Ende: So teuer ist das Ganze dort wirklich nicht.

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