Europawahl: Rechtlichen Ärger wegen Kommentaren

Pünktlich zur Europawahl dreht das Internet durch. Die sozialen Netzwerke tun so, als seien sie tendenziös. Und mich suchen Kommentare heim. Ich habe mir lange überlegt, ob ich hierzu etwas schreibe. Aber ich werde mich äußern. Was den Quatsch mit Twitter betrifft, habe ich alles gesagt. Aber die Kommentare. Die machen mir Sorgen. Und das kann ich nicht durchgehen lassen.

Die Deutungshoheit zur Europawahl

Es gab mal die Zeit, in der man lauthals über kontroverse Publikationen gestritten hatte. Es ging dabei nie darum, diese Publikationen richtig einzuordnen. Man wollte die Deutungshoheit erlangen. Schnell war man bei „Das wird man doch noch sagen dürfen“. Gern bemüht man den Publizisten Günter Grass, um die Deutungshoheit zu gewinnen.

So ist das auch derzeit rund um die Europawahl. Keine Wahlaussage kann absurd genug sein, dass es niemanden gibt, der ihr Glauben schenkt. Wenn ich die Wahlplakate der bläulich gefärbten Spaßpartei vom rechten Rand sehe, bin ich eigentlich automatisch beim obigen berühmten Zitat des deutsch-polnischen Publizisten.

Und so kommt es, dass auch gewaltige Mengen an Falschmeldungen derzeit kursieren. Man tut gut daran, sich nicht zu sehr an solchen populistischen Ergüssen zu beteiligen. Man liegt eh falsch und wird um seine eigene Ansicht betrogen und vor irgendeinen Karren gespannt. Es geht nicht darum, wer Recht hat. Es geht darum, wer am lautesten brüllt. Und wer die absurdeste These hat.

Wilde Behauptungen in den Kommentaren

Die Kommentarspalten der Nachrichten-Webseiten sind das reinste Kriegsgebiet. Ich war immer froh darüber, dass das bei mir nicht so war. Bei einem Artikel war das anders. Ich hatte das gar nicht so ernst genommen. Es handelte sich um diesen Artikel. Ich will da gar nicht weiter auf dem Artikel herumreiten, nur darauf, was ich da erlebte.

Da kommentierte jemand diesen Artikel. Umfangreich, aber gehaltvoll. Ich gab den Kommentar frei. Und dann ging es los: Tiraden an wildesten Behauptungen sonderte dieser Kommentator ab. Irgendwann hörte das auf. Aber nur in den Kommentaren. Es setzte sich in Form von Emails fort. Da war dann bei einer Partei aus dem linken Spektrum die Rede von „stalinistischer Sekte“.

Ich antwortete darauf, dass man mich hierzu in Ruhe lassen sollte. Dabei nahm ich den Verteiler wahr und ich antwortete an alle. Die Antworten waren, wenn denn welche kamen: „Lass uns mit dem zufrieden, wir haben den wegen seiner kruden Aussagen blockiert“. Und der angesprochene selbst schrieb dreisterweise:

Es spielt keine Geige, ob Sie angemailt werden wollen oder nicht.
Ich habe Sie als Zeugen angegeben zum Beweis, dass die *** Ihnen gedroht hat und Sie feige zurückgezuckt sind.

Nachricht von „Markus Wolf“

Klarstellung

Es ist schlichtweg Unsinn, was da behauptet wird. Mir hat niemand gedroht. Erst recht keine Partei, und sei sie noch so klein. Und es spielt sehr wohl eine Rolle, ob ich Mails empfangen will oder nicht. Das Ganze ist anmaßend. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Jedenfalls war dann Ruhe. Bis neulich. Wieder als Kommentar.

Ich maß dem Ganzen kein großes Gewicht bei. Bis ich Post von einer Anwaltskanzlei erhielt. Man schrieb mir, ich solle die falschen Behauptungen von Markus Wolf entfernen. Andernfalls müsse ich eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgeben. Da es mir wichtig ist, rechtlich einwandfrei zu sein, las ich die Kommentare mal aufmerksamer. Letztlich habe ich die Kommentare entfernt.

In meinem Blog habe ich das Sagen. Und ich lasse mich nicht instrumentalisieren. Das war immer mein Credo. Wenn irgendwer ein Problem mit einer Partei hat, soll man sich direkt an diese wenden. Und Falschbehauptungen haben hier ebenfalls nichts verloren. Und wer mir rechtliche Schwierigkeiten macht, ist ein ganz armer Mensch.

Diese ganze Nummer hat zur Folge, dass mein Posteingang strenger moderiert wird. Dieser Herr Wolf wurde blockiert, andere können jederzeit folgen. Und Kommentare werden momentan nur noch manuell freigegeben. Das mag übertrieben sein. Aber es ist nun einmal mein rechtlicher Schutz.

Ich stehe keiner Partei nahe

Wie mir geht es wohl auch etlichen anderen Personen und Organisationen. Dieser Mensch behauptete gar, ich stünde der ganz linken Kleinpartei nahe, die er da anfeindet. Das ist schlichtweg gelogen und könnte bei anderen Empfängern durchaus den Gang zu rechtlichen Instanzen nach sich ziehen. Allerdings scheint aufgrund des Krankheitsbildes eine rechtliche Konsequenz nicht möglich zu sein.

Aber es ist ernsthaft so, dass ich keiner Partei nahe stehe. Hier wurde mir ja auch ab und zu mal irgendwas unterstellt, das komplett absurd ist. Ich behalte mir offen, wem ich zustimme und wem nicht. Ab und zu klingt eine momentane Präferierung einer politischen Kraft durch. Aber im Prinzip halte ich mir das immer offen. Und ganz ehrlich: Politik spielt hier im Blog eher nicht mehr so die Rolle.

Don’t feed the Trolls

Rund um die bevorstehende Europawahl wird noch etliches falsches behauptet. Auch in den sozialen Netzwerken. Ich werde einen Teufel tun und auf solche Spinner eingehen. Also: Falls es mir gelingt, Spinner von realen Diskussionsteilnehmern zu unterscheiden. Am Ende gilt: Bitte füttern Sie nicht die Trolls.

Es ist schade, dass das Kommentieren hier im Moment etwas schwieriger ist. Aber was soll ich machen? Haben Sie eine bessere Lösung? Dieser Markus Wolf ist ein Beispiel. Vielleicht gibt es noch andere. Ich muss doch meine Leser vor solchen Leuten schützen, oder? Und nicht zuletzt kann ich solchen rechtlichen Ärger einfach nicht gebrauchen.

Ob sich das Thema nach der Europawahl beruhigt, werde ich sehen. Ich möchte eigentlich schon eine offene Kommentar-Kultur. Das war jahrelang hier der Fall. Und deshalb hoffe ich, dass ich die Restriktionen irgendwann wieder aufheben kann. Ich hoffe, Sie verstehen das.

One Reply to “Europawahl: Rechtlichen Ärger wegen Kommentaren”

  1. Hallo Henning,

    ein solches Problem habe ich auch schon gehabt, ist schon einige Jahre her. Seitdem gebe ich Kommentare auch nur noch per Sichtkontrolle frei und das ist auch richtig so.

    Die Irren, diesen Begriff benutze ich für die Trolls denn sie irren herum ohne Plan, werden nicht weniger.

    Ich finde, da hast Du auch alles richtig dargestellt und ich füttere keine Trolls. Wenn man ihnen keinen Platz zum herumtrollen gibt, gehen sie einfach unter.

    LG
    Manni

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