Die Datenmarmelade

Bundesinnenminister möchte Marmelade auf Vorrat horten. So für schlechte Zeiten. Dafür will er diese einwecken. Das ist dann ein Vorratsspeicher. Weil man ja alles mögliche auf dem Speicher horten kann. Er hat nur eben keine Früchte, die er zu Marmelade verarbeiten kann. Er will Daten nutzen. Die Vorratsdaten. Und die kommen dann auf den Speicher. Auf den Vorratsdatenspeicher.

Man will nun also die Daten konservieren und als schmackhaften Brotaufstrich im Glas aufbewahren. Bei Bedarf kann man dann ein Glas Pampe öffnen und sich diese aufs Brot schmieren. Die Fragestellung ist: Wie sieht Vorratsdatenpampe aus und wonach schmeckt sie? Kriegt man die einfach mal so mit einem Messer aus dem Vorratspampenglas gepopelt?

Aber vielleicht ist es ja auch so, dass die Datenmarmelade nicht als Nahrungsmittel gedacht ist, sondern als Arznei. Schließlich soll sie ja gegen Krankheiten wie Terrorismus, Spionismus und sonstwas, was man mit -ismus abschließen kann, helfen. Also vielleicht auch Dilettantismus. Nehmen sie also ein Glas Datenmarmelade, um sich vom Irgendwas-ismus zu kurieren. Zu Risiken und Nebenwirkungen brauchen Sie aber niemanden zu fragen.

Und was, wenn man noch nicht irgendeinem Ismus zum Opfer gefallen ist? Dient die Pampe dann auch der Vorbeugung? Wenn ja, was ist zu beachten? Die Marmelade besteht ja schließlich nicht aus irgendwelchen Früchten. Nein, es ist nichts sonderliches zu beachten. Schließlich handelt es sich um erlesene Ingredienzen, mit denen wir eh den ganzen Tag umgehen: SMS, MMS, Emails, Adressbücher, IP-Adressen, Geo-Daten vom Handy, Kfz-Kennzeichen und dergleichen mehr. Und das alles ohne eine Rezeptur. Es wird alles in den großen Pott namens Vorratsdatenspeicherung geworfen. Gelingt immer.

Diese Ingredienzen werden gesammelt, ohne überhaupt zu wissen, ob man die braucht, um wirklich gute Datenpampe zu erhalten. Es wird auch niemand um Erlaubnis gefragt. Das alles, um den allgemeinen Ismus zu bekämpfen. Ob dies gelingt, steht auch völlig in den Sternen. Man kann schon fast sagen: “Egal, was reinkommt” führt zu “Egal, was rauskommt”. Also Pampe.

Und wenn man dann schon mal so viel da hat von dem, was dann Pampe wird, kann man diese ganze Zeug auch noch für viel mehr hernehmen: Als Salbe gegen Falschparker. Tropfen gegen Steuersünder usw. Und das kriegt man ja alles perfekt zusammengesammelt, wenn man Demonstrationen besucht, wie die Polizei bei einer großen Anti-Nazi-Demo in Dresden. Und selbst wenn nicht nur Verbindungsdaten von “subversiven Elementen” sondern auch von Journalisten oder Politikern gesammelt werden. Na und? Alles Kolateralschäden. Aber von allen können wir ja Bewegungsprofile erstellen, werden sich die Staatshüter gedacht haben. Bestimmt gibt es bei denen auch einen Google Earth Bevollmächtigten.

Und selbst wenn da nichts ausgewertet werden sollte, es ist völlig egal. Der Vorratsspeicher ist groß genug für viele Gläser Datenmarmelade. Und dieser Vorratsdatenmarmeladengläserspeicher wird dann verwaltet von… Ja, von wem eigentlich? Wenn da niemand aufpasst, kommt vielleicht die ganze Marmelade noch weg und wird woanders teuer verkauft. Dann guckt das Bundesinnenministerium wieder dumm aus der Wäsche. Aber wenigstens haben sie es dann versucht.

Darum lassen wir das am besten mit der Datenmarmelade. Die braucht eh keiner. Und Biosprit lässt sich auch nicht draus machen. Es ist ja schließlich kein Bio, dieses “Daten”. Und um den Weltmarkt müssen wir uns dann auch nicht scheren, dafür haben wir andere Produkte. Schließen wir also schnell wieder den Vorratsdatenspeicher, ohne jemals Vorratsdatenmarmelade eingeweckt zu haben.

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One Reply to “Die Datenmarmelade”

  1. Schöner Artikel, wunderbar veranschaulicht!

    Liebe Grüße,

    M

    http :// www . gitarrenblog – n – stuff . de
    (Bearbeitet durch Bloginhaber)

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