So ein süßes Kind! Kinderfotos im Internet

Guckt mal, Leute, meine Tochter hat heute das erste Mal auf dem Töpfchen gesessen.

Bei Facebook, Twitter, Google+, Instagram und weiß der Himmel, wo sonst noch, finden immer mal wieder regelrechte Orgien rund um das Verbreiten von Fotos der lieben Kleinen statt. Als ob man das als flüchtiger oder gar nur als virtueller Bekannter wissen will.

Aber die Sache ist ja noch viel vertrackter. Wollen denn die lieben Kleinen selbst, dass die flüchtigen und virtuellen Bekannten der Eltern den nackten Babypopo des Kindes auf dem Töpfchen sehen? Fragen wir uns das einfach mal.

Von meiner Tochter gibt es in meinem Facebook-Profil naturgemäß recht wenig Bilder. Ich halte nichts davon, dass sie mit ihrem zarten Alter im Internet herumgetragen wird. Und Töpfchen-Bilder oder Windel-Bilder oder sowas habe ich ganz sicher nicht von ihr verteilt. Ich stelle mir da nämlich immer die Frage: Würde sie das gut finden? Und ich stelle mir die Frage: Gefiel mir das denn, wenn man Babyfotos von mir in peinlichen Posen herumgezeigt hat? So ein süßes Kind!

Nein, ein Kind, das zum ersten Mal aufs Töpfchen geht, ist nicht süß. Ein solcher Vorgang ist höchst intim und hat im Internet nichts verloren. Oder wenn ein solcher Vorgang geteilt werden muss, dann ist die- oder derjenige exhibitionistisch drauf. Aber davon kann ja niemand bei einem Kleinkind ausgehen.

Die Leipziger Social Media Beraterin Ulrike Bertus schnitt exakt dieses Thema vor einigen Tagen in der Huffington Post an. Eltern, die viele „Likes“ einsammeln wollen und vielleicht sogar bekannter werden wollen, die stellen womöglich Katzen- und Kinderbilder bei Facebook rein. Sie meinte dazu in ihrem wichtigen Artikel:

Kinder und Katzen gehen immer. Wer von einer der beiden Gruppen Bilder postet, der kann sicher sein, dass die Resonanz bestätigungsergiebig ist.

Ist das die neue „Like-Geilheit“ von Eltern auf Kosten der Intim- und Privatsphäre ihrer Kinder? Kinder möchten vielleicht nicht, dass man sie fotografiert und zu Facebook hoch lädt, während sie schlaftrunken frühmorgens aus dem Bett heraus klettern? Und eine Katze möchte vielleicht auch nicht, dass ein Foto von ihr bei Facebook zu sehen ist, das sie zeigt, während sie sich gerade putzt?

Mir ist völlig klar, viele Kinderfotos sind den späteren Erwachsenen peinlich. Ein Schnappschuss eines mit Schokoladeneis bekleckerten Kindes ist nun einmal zwar lustig aber eben auch peinlich. Zumindest demjenigen, der so fotografiert wird. Muss das dann aber auch noch die halbe Welt sehen? Das passiert schon nicht, die Fotos sind in einem privaten Album.

Naja, ich sehe das nicht so. Denn schließlich ist ja bekannt, wie ernst es Facebook mit der Privatsphäre nimmt. Kann denn einwandfrei sichergestellt werden, dass unter Freunden geteilte Fotos nicht weiterverteilt werden und somit völlig fremden Nutzern bekannt werden? Man sollte vielleicht einfach mal darüber nachdenken.

Wäre es Ihnen denn lieb, wenn irgendjemand von Ihnen ein Foto bei Facebook geteilt bekommt, auf denen Sie sturzbetrunken sind? Nein. Und Sie können ja von vornherein sagen: Ich möchte nicht, dass du das Foto zu Facebook (oder wohin auch immer) hoch lädst. Aber Babys und Kleinkinder können sich nun einmal nicht derart artikulieren. Aber haben sie deshalb nicht extra ein Recht auf Privatsphäre?

Gegen Familienfotos ist sicher nichts einzuwenden. Aber Töpfchen-Posen und so etwas, das muss nicht sein. Denken Sie vielleicht auch daran, wie peinlich es Ihnen war, wenn Ihre Eltern solche Fotos von Ihnen herumgezeigt hätten. Ohne Kinderbilder verdammen zu wollen, aber bestimmte Dinge muss man nicht ins Internet packen. Oder wie sehen Sie das?

2 Replies to “So ein süßes Kind! Kinderfotos im Internet”

  1. Ich stelle keine Kinderbilder von meinem Baby ins Netz.
    Jeder sollte wissen, was einmal im Netzt ist bleibt im Netz.
    Facebook Bilder löschen? Klar, aber nur von deiner Pinnwand und nicht aus deren Datenbanken.
    Es hat einen Grund wieso Kinder erst ab 14 zu Facebook können (wenn dies immernoch so ist).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert