Exchange Server SE: Das Ende einer Diva

Exchange Server SE: So soll nun die neue Version der weltgrößten IT-Diva heißen. Tolle Idee. Vor allem nachdem man alles andere beerdigt hatte. Erst sollte es ein Exchange Server 2022 werden, der dann ohne weitere Information eingestampft wurde. Dann sollte es ein Exchange Server vNext werden. Nun kommt auch der nicht. Stattdessen hat man sich nun ein Subscription-Modell ausgeschwitzt, um endlich dieses Mail-Monstrum loszuwerden. Deshalb heißt der Artikel: „Das Ende einer Diva“.

Wieso eigentlich Diva?

So lang ich mit Exchange Servern zu tun habe, und das ist nun seit 2003 der Fall, habe ich Exchange immer als störrische Diva erlebt. Also quasi wie die Mariah Careys dieser Welt: „Wie, das Hotel ist für mich ganz allein? Und das soll schon alles sein?“ – So ist das auch bei diesem Monster: „Wie, ihr habt nur alle Ressourcen des Rechenzentrums für mich?“ – Zwar ist Exchange schon etwas gelassener geworden. Aber so richtig zufrieden ist die Büchse offenbar nie.

Ich habe es erst neulich meinen Azubis erzählt, von denen ich euch auch mal berichtet hatte, dass ich eigentlich nie eine Installation von Exchange Server erlebt hatte, die von vornherein gut ging. Entweder lief die fehlerhaft ab oder brach ab, oder danach spuckte die Diva irgendwelche wüsten Fehler aus und schmollte vor sich hin. Exchange hat es einem nie einfach gemacht. Warum bitte soll das beim Exchange Server SE anders sein? Von dem erzähle ich euch jetzt.

Exchange Server SE, oder: Wir beerdigen ein Produkt

Was bedeutet nun also Exchange Server SE? Das SE steht für „Subscription Edition“. Eins der wichtigsten Produkte von Microsoft gibt es künftig nur noch im Abo. Eine wunderbare Idee. Das Gleiche veranstaltet Microsoft auch mit dem SharePoint Server. Es wird noch exakt ein kumulatives Update geben. Es wird das Exchange Server 2019 CU15 sein, das im Herbst 2024 kommen wird. Im dritten Quartal 2025 wird Microsoft dann Microsoft Exchange Server SE veröffentlichen. Das sagen sie zumindest.

Mit CU15 – das ausschließlich für Exchange Server 2019 erscheint – wird TLS 1.3 eingeführt und den Admins wieder die Möglichkeit gegeben, die Zertifikate im Admin Center und nicht nur per Exchange Management Shell zu verwalten. Die Möglichkeit der Koexistenz mit Exchange Server 2013 wird entfernt, neue Product Keys werden unterstützt und der Support für Windows Server 2025 geschaffen. Guckt an, den wird es geben.

Der Exchange Server SE ist im Prinzip dann ein Exchange Server 2019 mit Subscription-Lizenz. Es wird nicht notwendig sein, Active Directory dafür anzufassen. Die Hardware- und Software-Voraussetzungen werden die gleichen sein. Und der Exchange Server SE wird einen Lebenszyklus nach Modern Lifecycle Policy erhalten. In der gleichen Organisation werden neben ihm nur noch Exchange Server 2019 CU15 unterstützt, nichts anderes.

Ein Jahr Zeit

Seit 2 Jahren nun warten alle auf die Veröffentlichung eines neuen Exchange Servers. Denn eigentlich gab es den immer alle drei Jahre. Nun, 6 Jahre nach dem Start von Exchange 2019, wird es im kommenden Jahr die neue Version geben. Admins haben nun ein Jahr Zeit, ihren Chefs und denen, die das Geld verwalten, klar zu machen, dass mit so etwas unbedeutendem wie Email ein komplett neues Lizenzierungsmodell und das Ende von Exchange in seiner bisherigen Form kommen wird. Ohne wenn und aber.

Ich sehe gerade, wie der Öffentliche Dienst eskalieren wird. Wir haben in dem Sektor Kunden, die sich absolut nicht in die Cloud stürzen werden, was ja der Hintergrund für Exchange Server SE sein dürfte. Eine von diesen Organisationen setzt sich derzeit mit NextCloud auseinander. Und wer weiß, hier habe ich etwas davon gelesen, dass der MDaemon Email Server gut funktioniert. Vielleicht sollte man sich wirklich mal mit MDaemon auseinandersetzen.

Für uns Menschen im Support bedeutet das aber auch, dass wir uns auch in absehbarer Zeit neu erfinden müssen. Ein Teil unserer Kunden wird sicherlich auf den Exchange Server SE umsteigen oder umsteigen müssen. Einige werden dann doch in die Cloud wechseln, egal ob Microsoft 365 oder Google Workspace, Nextcloud Groupware oder sonstwas. Wieder andere werden sich mit Sonderlocken beschäftigen. Aber Exchange wird irgendwann als Server-Software verschwunden sein.

Ich gehe absolut davon aus, dass sich die IT-Landschaft, wie wir sie kennen, durch diese Entscheidung von Microsoft verändern wird. Es ist ja im Show Business auch nicht anders. Die Mariah Careys sterben allmählich aus. Das letzte Album der Diva ist 6 Jahre alt und hat sich 51000 mal verkauft. Divas werden immer unwichtiger. Vielleicht ist das am Ende ja auch der Fall, weshalb es zum Exchange Server SE kommt. Wie werden sich also die Admins dieser Welt verhalten? Was meint ihr?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert