Exchange Web Services in der Cloud am Ende

Der September neigt sich dem Ende entgegen. Und ab 1. Oktober 2026 gibt es bei Microsoft 365 keine Exchange Web Services mehr. Schrittweise werden sie abgeschaltet. Wie dann Services, die mit Exchange Online kommunizieren, das in Zukunft tun sollen? Über Microsoft Graph. Ursprünglich hatte Microsoft bereits 2018 angekündigt, irgendwann die Schnittstelle abzukündigen. Jetzt haben sie es nur nochmal verdeutlicht. Microsoft wird ab 01.10.2026 jeglichen Verkehr von Drittanbieter-Diensten zu dieser Schnittstelle blockieren.

Exchange Web Services: Ein leidiges Thema

Wir haben bei uns im Support immer wieder Anfragen, in denen irgendein Service nicht mehr mit Exchange zusammenarbeiten kann. Das betrifft dann die guten, alten Exchange Server, aber eben auch Exchange Online. In der Regel stellt sich meistens heraus, dass irgendwas mit den Exchange Web Services nicht stimmt. Diese Schnittstelle baut auf SOAP auf, einem Industriestandard, der XML zur Repräsentation von Daten verwendet.

Wenn du dann irgendeinen Fehler suchst, was machst du dann? Du fummelst in XML-Dateien herum. Und du prüfst, ob auf den Exchange Servern die „Web Services Virtual Directories“ funktionieren und die von Microsoft vorgegebenen Berechtigungen haben. Fehlersuche im Umfeld der Exchange Web Services hat viel mit der Stecknadel im Heuhaufen zu tun. Und es wurde über die Jahre nicht besser.

Ob es irgendwelche Clients waren, die darüber kommuniziert haben, oder ob Spam / Viren Appliances mit Exchange zusammengearbeitet haben, war egal. Es konnte immer etwas passieren. Ich habe jetzt keinen Einblick, ob andere Implementierungen ähnliche Probleme haben wie die Microsoft-Schnittstelle. Aber da konntest du schon bei Fehlersuche ziemlich verzweifeln. Aber ich glaube, das liest man heraus, oder?

Was gibt es zu beachten?

Sämtliche Anwendungen, die die Exchange Web Services verwenden, müssen nun nach und nach zu Microsoft Graph portiert werden. Und das betrifft nur Drittanbieter-Anwendungen, die mit Exchange Online kommunizieren. Keins der Microsoft-Produkte ist davon betroffen, also kein Exchange Server, Outlook, Teams oder was auch immer. Da sehe ich doch schon viele Fragen auf uns im Support zukommen. Denn es ist ja noch so einiges offen.

Der Zugang zu Archiv-Postfächern über Graph funktioniert noch nicht. Das Gleiche gilt für Informationen zu Ordnern oder zur Benutzerkonfiguration. Auch das Online-Management ist noch lange nicht geklärt. Ach, und das uralte Thema Öffentliche Ordner muss noch untersucht werden. Die wollte Microsoft seit Äonen loswerden, schafft es aber bis heute nicht. Und es gibt noch mehr offene Fragen. Also bellt Microsoft etwas in die Runde, ohne die Nachfolge geklärt zu haben?

Man könnte es tatsächlich denken. Letzten Endes kann ich mir vorstellen, dass alles mögliche über kurz oder lang mit dem Microsoft 365 Copilot verheiratet werden soll. Ob ich das so gut finde, muss ich noch mit mir ausmachen. Allerdings kann man es auch ein Stück weit nachvollziehen, da Microsoft Graph eine REST-Schnittstelle ist und dem zugreifenden Service egal sein darf, was dahinter liegt, vor allem in der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation.

Zieht die Köpfe ein!

Wir werden uns wohl erstmal ducken dürfen. Irgendwann wird es beginnen, dass Kunden bei uns anfragen, wieso der Dienst XYZ nicht mehr mit Exchange Online kommuniziert. Dann müssen wir uns daran erinnern, dass Microsoft das Ganze ja lange angekündigt hatte. Und viele Dinge, die sich Microsoft so vorstellt, lassen sich dann eben doch nicht so durchsetzen, wie es der Konzern gern hätte. Momentan ist da viel in der Schwebe. Warten wir also mal ab.

Und was wäre denn, wenn es tatsächlich so kommt, dass die Nutzung der Graph-API in bestimmten Bereichen kostenpflichtig werden würde, wie es hier mal beschrieben wurde? Ich meine, Exchange Server und Exchange Online sind quasi eine Art de-facto-Standard. Also schafft sich Microsoft mit dem Abschalten der Exchange Web Services und der möglicherweise kostenpflichtigen Benutzung von Graph eine Lizenz zum Geld drucken.

Viele Fragen sind da offen. Ich bin gespannt, wie wohl Anbieter von solchen Wächtern wie Spam-, Viren-, Sonstwas-Schutz darauf reagieren. Und für uns im Support heißt das am Ende dann ja auch: Mehr Arbeit. Denn wir werden auch viel mehr Anfragen zum Thema Microsoft Graph erhalten.

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