Leute, wir müssen reden. Was soll denn dieses ganze Palaver, was derzeit so betrieben wird? Haben wir alle nichts mehr zu tun? Alle Arbeit ist schon erledigt. Schön, dann schließen wir alles ab und legen uns in die Hängematte. Aber das kann es ja nicht sein. Ich habe immer weniger Lust, mich mit irgendwelchen Einlassungen im Internet herumzuschlagen. Denn es ist am Ende meistens das, wonach ich diesen Artikel hier benannt habe: Palaver – und sonst nichts weiter. Das muss unbedingt aufhören.
Welches Palaver meine ich denn?
Nein, mir geht es nicht um all das viele, schöne Zeug, das uns unterhält. Die Zeiten sind beschissen genug, da brauchen wir alle auch mal ein wenig dummes Zeug. Aber neben News, Anleitungen und all dem Nützlichen und eben der ganzen Unterhaltung gibt es etwas, das ich jetzt einfach mal Palaver nenne. Dieser überflüssige Lärm aus Nutzlos-Beiträgen, das ist es, was mich so kolossal nervt. Nicht das fünfzigtausendste Meme oder so. Nutzlos verschwendete Energie.
Was soll ich denn mit irgendeinem endlosen „Humble and honored“-Geblubber zu irgendeinem Sachverhalt, das sich in drei Sätzen zusammenfassen ließe? Wieso zum Teufel fühlt sich irgendein 70-Kilo-Haufen Quark „bescheiden und geehrt“, irgendwas geleistet zu haben? Wieso gibt es so viele Selbstbeweihräucherungs-Ölgötzen? Wollt ihr mal wissen, wie so ein beklopptes Spiel geht? Das sieht dann nämlich so aus:
Man nehme irgendein Foto von sich selbst und lade es irgendwo hoch. An dieses Foto schreibt man irgendeinen Text zu irgendeinem „Learning“, um sein „Doing“ besser zu „explainen“. Sowas ist eigentlich immer gut: Irgendeinen deutsch-englischen Text zusammenzuschustern. Und ganz wichtig: Der Text muss nicht mal zu dem Bild passen. Darüber hinaus ist es auch immer ganz gut, Blödsinn wie „Learning“ oder „Mindset“ unterzubringen.
Stimmt’s? Euch ist sowas sicherlich auch immer mal untergekommen. Wann hat dieser Mist denn eigentlich angefangen? Das kommt sogar auf Plattformen vor, auf denen es eigentlich um den fachlichen Austausch geht. Wer hat denn mit so einem Schwachsinn angefangen? Und haben die überhaupt eine Ahnung, was die damit auslösen? Sinnvolle Wortbeiträge werden damit nämlich immer mehr ins Abseits gedrängt.
Wie wird man das denn los?
Ihr habt jetzt wieder einige Tage nichts von mir gelesen. Einerseits hatte ich jede Menge um die Ohren und abseits dessen nicht mehr den Kopf fürs Bloggen frei. Andererseits begegne ich immer mehr diesem so genannten „Personal Branding“ Unfug. Und das nicht nur auf irgendeiner beliebigen Social Media Plattform. Meine Güte, mir laufen auch immer wieder irgendwelche andere Einlassungen über den Weg, die nichts anderes als so ein Palaver sind.
Letzten Endes habe ich dann so gut wie gar nichts mehr gelesen. OK, es kann sein, da ja jede Suchmaschine mehr oder weniger mit Algorithmen arbeitet, so wie Social Media eben auch, sodass ich mir da irgendwas eingetreten habe. Aber wenn selbst zu Fachbegriffen aus meinem engsten Arbeitsumfeld so ein Palaver stattfindet, wird es schon extrem ermüdend. Und da fragt man sich dann schon, wie man diesen Dreck wieder los wird.
Ich glaube, am Ende hilft es nur, sich weitgehend aus den Plattformen rauszuhalten und Browserverläufe zu leeren. Jaja, ich weiß schon: „Damit verlierst du doch an Relevanz“. Das mag ja sein, aber ich gewinne viel, weil ich meine Nerven schone. JOMO statt FOMO, wir hatten das mal. Und was jetzt Blogs, Magazine oder News sind, in denen mehr und mehr nur Palaver vorkommt, muss ich echt sagen: Die muss man ja nicht mehr verfolgen.
Na klar, es kann sein, dass ihr das bei mir auch so seht. Ich betreibe aber hier auch keinen reinen Fachblog. Das war noch nie der Fall. Insofern kann es sein, dass die, die meinem Blog folgen (und das scheinen eine ganze Menge Leute zu sein), diesen eben nicht als Palaver ansehen. Ja, ich kann das nicht einschätzen. Jedenfalls muss das aufhören. Denkt doch mal an die ganze Energie, die gespart wird, wenn wir uns solche Einlassungen sparen. Wie ist denn eure Meinung dazu?
Hi Henning,
alleine schon die Begriffe JOMO, FOMO lassen mich den Kopf schütteln. Früher sagte man statt FOMO „Die Angst davor etwas zu verpassen“ – damit konnte jeder etwas anfangen, hörte sich aber eben nicht so intelligent und wissenschaftlich an. Erst wenn man für etwas eine englische Abkürzung erfindet und die oft genug anwendet, kann man darum ja ein ganzes Tagesseminar drum rum stricken.
Ich werde jetzt auch eine Abkürzung erfinden: „FDVGCMBGZTGZW“ – die „Furcht davor von geldgeilen Coaches mit blödem Gesabbel zu Tode gelangweilt zu werden“ – wird wohl nicht hypen – ist nicht eingängig genug..
Das seltsame Selbstbeweihräucherungsspiel aka Selbstvermarktung der niedrigsten Form war auch einer der Gründe, warum ich auf Insta weg bin. Wenn irgendwelche Influencer, die zu blöd sind eine Schraube richtig rum los zu drehen unter Ihre Fotos englische Sinnsprüche schreiben, deren Sinn Sie wahrscheinlich gar nicht kapieren, dann ist auch – glaube (und hoffe) ich – das Ende der Karriereleiter erreicht, bzw. die Verzweiflung groß bald von einer Jüngeren mit noch größeren Hupen weggeflext zu werden. Eine Negativ-Karriere wie Laura Müller – beginnend als ziemlich erfolgreiche Influencerin – und dann der Abstieg auf eine „OnlyFans“ – Seite mit erotischen Fotos – ja, kann man machen – oder man springt frühzeitig ab und sucht sich einen richtigen Job. und einen Freundeskreis der nicht aus Volldeppen besteht..
Und dieses „Humbled and Honored“ ist sowas die die nie erhaltene Oskar Dankesrede der Internet-Labertaschen für die schlechteste schauspielerische Leistung des Jahres: „ich bedanke mich bei meinen Eltern, ohne die ich hier nicht stehen würde um den Preis zu empfangen..“ – dummes Gesabbel halt..
Von daher, bleib locker..
CU
P.