Ausgegruschelt. Nachdem immer wieder davon erzählt wurde, dass die VZ-Netzwerke eigentlich tot sind, scheint es nun endgültig so zu sein, dass es dazu kommt. Irgendwie hatten zwar noch ein paar Leute Hoffnung, dass durch den Verkauf der Plattformen noch ein bisschen von den Netzwerken zu retten sei. Aber das ist nun endgültig vorbei. Vielleicht wird man als ehemaliger Nutzer nun nicht mehr zu Tode erschreckt, weil eine Email aus dem Jenseits eintrifft. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Betreiber kann nicht mehr
Was mal als SchülerVZ, meinVZ und StudiVZ startete, wurde lange Zeit mit Loorbeeren überhäuft. In Sachen Datenschutz waren sie auf jeden Fall lange Zeit besser als Facebook. Doch dann wurde Facebook groß und war nicht mehr nur das lustige blaue Netzwerk von der anderen Seite des großen Teichs. Facebook bot einfach von Anfang mehr als das, wozu die VZ-Plattformen jemals in der Lage waren. Und deshalb wanderten die Leute reihenweise ab.
Dann wurden die Netzwerke vom Holtzbrink-Verlag verstoßen. Die Betreiberfirma hieß dann nicht mehr VZ net Ltd., sondern Poolworks Deutschland Ltd. Und die ist seit diesem Jahr eine Tochter des amerikanischen Medienunternehmens Momentous Entertainment Group (MMEG). Poolworks hat soweit ich weiß nie Gewinn erwirtschaftet, und nun ging das Geld aus. Am 07.09.2017 meldete das Unternehmen, das schon mal SchülerVZ geschlossen hatte, Insolvenz an.
Den VZ-Netzwerken haftete immer der Charm an, eine biedere Version von Facebook zu sein. Schließlich sind sie 1,5 Jahre jünger als das Zuckerberg-Imperium. Und nachdem es kontinuierlich zu einem Besucherschwund kam, weil nicht wirklich etwas neues gemacht wurde, wurde man natürlich immer defizitärer. Daran änderte sich auch nichts, als man Benutzerdaten verkaufte, um personalisierte Werbung anzuzeigen. Wir regen uns immer über Facebook auf, die VZ-Netzwerke waren nicht anders. Und nun sind sie pleite.
Wie geht’s jetzt weiter?
Poolworks hat erstmal Insolvenz beantragt. Das Unternehmen hat 45 Millionen Euro Schulden angehäuft. Außerdem stehen sie beim Finanzamt Berlin in der Kreide. Allerdings heißt das Ganze immernoch nicht, dass die VZ-Netzwerke nun am Ende sind. Der Insolvenzverwalter Jesko Stark ist zuversichtlich, was die Zukunft von Poolworks betrifft. Ja, Sie haben richtig gelesen: StudiVZ und meinVZ könnten immernoch überleben.
Wichtig ist, dass man das Geschäft stabilisiert, dass der Betrieb weitergeht und dass man sich endlich etwas zukunftsweisendes einfallen lässt. Die übrig gebliebenen 7 Mitarbeiter erhalten erst einmal Insolvenzgeld. Fakt ist aber, dass irgendwer eine Idee haben muss, weshalb sich irgendwer mit den VZ-Netzwerken beschäftigen soll. Allein mit Gruscheln und irgendwelchen Farmspielen wird das nichts werden. Die Betreiber wollen erstmal zum Jahresbeginn 2018 StudiVZ neu starten lassen. Ob das irgendwie weiterhilft? Keine Ahnung.
Es wäre jedenfalls gut, wenn aus Europa eine schlagkräftige Alternative zu Facebook und Co. aus den USA bestehen würde. Ich habe allerdings enorme Zweifel, dass das ausgerechnet die VZ-Netzwerke sein können. Und die innerdeutsche Konkurrenz namens Lokalisten hatte es ja auch nicht geschafft und im Spätsommer letzten Jahres aufgegeben. Jetzt wollen wir aber erstmal sehen, wie es mit StudiVZ weitergeht. Vielleicht haben sie ja eine Zukunft.