Im Abwasch der Woche geht es im Normalfall um Dinge, die mir im Laufe der jeweiligen Woche aufgefallen sind. Dieses Thema ist aber tatsächlich gerade erst wieder richtig wichtig geworden. Ich will da mal darüber schreiben. Hat denn Donald Trump mithilfe von Cambridge Analytica den Wahlkampf auf US-Facebook gewonnen? Genau das wird seit dem späten Samstagabend diskutiert. Und ich bin mir nicht sicher, was daran stimmt. Außerdem soll das Unternehmen auf Facebook wegen Brexit einiges veranstaltet haben. Schauen wir also mal.
Was hat Donald Trump mit Facebook zu tun?
Ted Cruz, Senator des Bundesstaats Texas trat zur US-Präsidentschaftswahl an und war der erste namhafte Kunde des Datenanalyse-Unternehmens Cambridge Analytica. Im Jahr 2016 zog er seine Kandidatur zurück. Cruz entzog der Firma auch den Auftrag, weil die Vorhersagen des Unternehmens auf das Wahlverhalten nicht zutrafen. Als Ersatz holte man sich als Kunden Trump ins Haus. Hierzu nahm man eine eigene Methode zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen zu Hilfe.
Für Donald Trump wurden angeblich 220 Millionen Persönlichkeitsprofile von US-Bürgern erstellt. Es hieß dazu, dass um die 50 Millionen Facebook-Nutzerprofile missbraucht wurden. Dabei wurde mit dem Kategorisieren von Persönlichkeiten und mit der speziellen Ansprache gearbeitet. Über Cambridge Analytica wurde WikiLeaks wegen der berühmt gewordenen Email-Sache von Hillary Clinton angefragt. Diese hatten aber abgelehnt. Und am Ende kam das Alles Donald Trump zu Gute. Vor allem über Facebook. Und all das wurde wieder aufgerollt.
Wer oder was ist Cambridge Analytica?
Cambridge Analytica ist ein Unternehmen, das Daten aus großen Bevölkerungsdatensätzen analysieren kann. Mit Big Data schafft es die Firma, Schlüsse über die soziale und politische Stellung zu ziehen. Es handelt sich um ein US-amerikanisches Tochterunternehmen SCL-Konzerns, der sich mit Verhaltensforschung und strategischer Kommunikation beschäftigt. Das Datenanalyse-Unternehmen sitzt in New York City und wird von allerlei Kunden als Partner genommen.
Cambridge Analytica wird vom US-Milliardär und Programmierer Robert Mercer finanziert, der sein Vermögen durch Wahrscheinlichkeitsrechnung verdient hat. Mercer arbeitete mit dem ehemaligen Trump-Berater und Rechtskonservativen Steve Bannon zusammen und wollte mit ihm zusammen das politische Establishment in Washington entmachten. Hier kam ihnen der eigentlich chancenlose Donald Trump ziemlich gelegen. Und nun hieß es, dass da Facebook-Profile missbraucht wurden?
Wurden Facebook-Nutzer mit Cambridge Analytica manipuliert?
Das ist ja so der Vorwurf: Facebook hatte Cambridge Analytica suspendiert. Man habe sich wohl illegal an Daten von Facebook-Nutzern bedient. Oder so. Denn so habe man wohl Facebook-Nutzer manipuliert. Aber ernsthaft: Welchen Vorwurf macht denn da Facebook überhaupt? Wer manipuliert denn schon seit Jahren seine Nutzer? Das ist doch Mark Zuckerberg mit Facebook. Oder sehe ich da irgendwas falsch? Und Facebook sammelt ja auch Daten im Namen der Auftraggeber. Niemand weiß, was alles mit Daten auf Facebook passieren kann.
Es ist natürlich problematisch, wenn Facebook eine Analysefirma auf Facebook sperrt, weil diese Daten analysiert. Ganz so war es dann aber doch nicht. Unter Berufung auf einen ehemaligen Mitarbeiter von Cambridge Analytica berichten mehrere Medien darüber, dass das Unternehmen 50 Millionen Facebook-Nutzer unzulässigerweise ausgewertet hatte. Das über mehrere Jahre. Und entgegen einer Absprache mit Facebook hatte das Unternehmen die Daten nicht gelöscht. Das ist der Grund für die Sperre.
Aber hat das Alles Trump gewusst? Das ist nicht gänzlich klar. Deshalb ist es auch schwierig zu behaupten, dass Cambridge Analytica den US-Wahlkampf zugunsten von Trump beeinflusst hatte. So wie es auch schwierig ist zu behaupten, dass Cambridge Analytica das Brexit-Votum in Großbritannien beeinflusst hatte. Ich denke, da manipuliert Facebook auf jeden Fall erfolgreicher. Darum sollte man eher über das Tun des größten sozialen Netzwerks der Welt diskutieren statt darüber, dass ein Unternehmen das tut, was es als Geschäftszweck angibt.
Reden wir über Facebook
Welche komische Rolle hatte denn eigentlich Facebook zum US-Präsidentschaftswahlkampf gespielt? Der Betreiber hatte ja lange Zeit schon gesagt, dass man politische Strömungen erkennen könne. Und bei dem ganzen Theater um die Algorithmen bei Facebook landet man schnell dabei, dass Facebook zur Manipulation imstande ist. Und dann ist man schnell bei „Fake News“, „Alternative Facts“ und „Lügenpresse“. Vor allem, wenn man es schafft, sich außerhalb seiner Kontakte, Gruppen und Seiten nicht aufzuhalten.
Erfährt man dann von anderen Meinungen und Fakten, dann kann man diese niemals glauben. Und das Alles hatte Facebook gewusst und auch noch gefördert und forciert. Facebook hat die Manipulation in Kauf genommen. Firmen wie Cambridge Analytica haben diese Dinge nur konsequent ausgenutzt. Ob man das nun „Bannons Tool zur psychologischen Kriegsführung“ nennen muss wie der Entwickler und Aussteiger bei Cambridge Analytica, weiß ich nicht.
Aber am Ende gilt: Facebook selbst bietet die Möglichkeit der Manipulation. Die muss niemand erfinden. Donald Trump ist nicht US-Präsident geworden, weil er Daten klaut. Sondern weil Wählerschichten mit den Möglichkeiten von Facebook gekonnt manipuliert wurden. Ob Daten geklaut wurden, ist auch nicht richtig klar. Am Ende ist das Alles eine Frage der Perspektive. Also schauen wir alle lieber etwas genauer hin und glauben nicht gleich alles, was uns serviert wird.