Ich freue mich, wenn ich zu einem Artikel Kommentare bekomme. Man sagt ja nicht umsonst, dass diese Blog-Kommentare der Lohn der Blogger sind. Allerdings muss ich ganz ehrlich sagen, dass da mal mehr passiert ist. Jetzt kann man sich fragen, woran das liegt. Aber vielleicht ist das ja auch der falsche Weg. Vielleicht muss man zur Kenntnis nehmen, dass dies einfach mal so ist. Schauen wir uns das mal an.
Wozu denn noch Blog-Kommentare?
Ich habe mich jetzt mal gefragt, wieso zu so wenigen Artikeln Kommentare herein flattern. Vor allem zu Themen, bei denen ich denke, dass die doch wesentlich mehr Leute interessieren müssten, passiert so rein gar nichts. Und ich meine damit wirklich: Gar nichts. Man sagt ja schnell, dass die Kommentare in die sozialen Netzwerke gewandert sind. Aber das stimmt ja nur zum Teil.
Aber vielleicht ist das auch eine ganz andere Nummer. Man denkt sich oftmals, dass vermeintlich große gesellschaftliche Themen, die noch dazu polarisieren können, zu einer Flut von Kommentaren führen könnten. Insofern denkt man schon, dass irgendwas nicht stimmt, wenn so gar nichts passiert. Aber ich glaube, Blog-Kommentare funktionieren anders.
Oben im Bild sehen Sie, dass tatsächlich zu Artikeln Kommentare eintrudeln. Wenn ich nun auseinander nehme, aus welchen Themengebieten die meisten Blog-Kommentare zu erwarten sind, dann sind es Hilfe-Artikel. Es sind Artikel, in denen ich über eine Lösung philosophiere, die ich bei einem Problem gefunden hatte. So etwas in der Art.
Mit weitem Abstand ist es der Artikel zur „Online Anwaltschaft“ und ihren Mahnungen. Gut, der letzte echte Kommentar stammt aus dem August 2014. Aber das meine ich. Vor etwa 1,5 Jahren hörten die Kommentare zu einem Artikel über Rechnungen von Online24 Pay auf. Oder Artikel zum Fehlverhalten des Smartphones oder wie ich meinen Blog schütze, bekamen viele Kommentare. Also nicht so schlimm?
Lohnen sich denn Blog-Kommentare überhaupt noch?
Vor geschlagenen 5,5 Jahren schrieb Content Strategy Coach Robert Weller darüber, wieso sich Kommentare sowohl für Blogger als auch für Leser lohnen. Er hat beobachtet, dass Kommentatoren so eine Art Beamten-Mikado spielen. Niemand will der erste sein, der sich bewegt. Ist der Bann gebrochen, passiert auch mehr an Kommentaren. Das stimmt auch bei mir.
Aber Kommentare lohnen sich vor allem, weil Blogger mehr über ihre Leser erfahren. Ich meine damit nicht die Email-Adresse oder sowas. Ich meine, wie die Leser „ticken“. Und aus Kommentaren können neue Artikel entstehen. Wir Blogger erfahren auch, wo wir Fehler gemacht haben. Auch so darf man gern kritisieren. Aber auch Lob ist immer gern gesehen.
Letzten Endes ist es immer so, dass Blog-Kommentare der Interaktion zwischen Blogger und Leser dienen. Also dem Austausch, was der Grundgedanke im Internet ist. Daniela Sprung wiederum schrieb vor 1,5 Jahren, dass es neben gestalterischen Mitteln am wichtigsten ist, authentisch zu sein und den Lesern einen Mehrwert zu bieten.
Naja, und wenn ich das auf meine Ausführungen weiter oben beziehe, dann ist das schon so: Ich bin auf die manipulierte Startseite gestoßen und habe mir Gedanken gemacht, wie ich die loswerde. Ich hatte massive Brute Force Attacken auf dem Blog und habe mir Gedanken gemacht, wie ich den Blog schützen kann. Und so weiter und so fort.
Persönlich erlebtes und wie man da heraus kommt: Ich glaube, das ist es. Da mir die Beobachtung, dass nicht mehr wirklich kommentiert wird, schon länger auf der Seele brennt, habe ich gestern mal bei Twitter diesbezüglich gefragt und ein paar interessante Ansätze bekommen. So geht’s dann ja auch. So hat auch Sven Lennartz ein paar sinnvolle Ideen zum Thema.
Aber Social Media…
Ja, ich weiß schon: Warum soll ich in einem Blog kommentieren, wenn ich das genauso bei Facebook und Co. tun kann? Das kann ich Ihnen sagen. Es gibt mehrere Gründe, wieso man in einem Blog kommentieren sollte und nicht in den sozialen Netzwerken. Das gilt übrigens auch, wenn Sie bei den Online-Medien kommentieren.
- Der Kommentar wird nicht für die Werbeindustrie ausgewertet. Mir ging es schon so, dass nach einem Kommentar bei Facebook zum Thema passende Werbung angezeigt wurde.
- Alle Kommentare an einem Ort hat zur Folge, dass alle Leser ein und derselben Diskussion folgen können.
- Blog-Kommentare sind im Zweifelsfall frei und öffentlich, was in den sozialen Netzwerken eben nicht der Fall ist.
- Die Kommentar-Kultur wird bei den meisten Bloggern hoch gehalten, sodass Beschimpfungen eher selten in der Diskussion stattfinden.
- Und so weiter und so fort.
Jetzt werden Sie vielleicht sagen: „Aber ich muss doch in einem Blog erst Daten angeben, bevor ich kommentieren kann“. Ja, und? Bei Facebook mussten Sie sich registrieren, und alle möglichen Daten werden ausgewertet und ggf. missbraucht. In einem Blog können Sie ggf. Fantasie-Daten angeben. Sie können dann halt nur nicht per Email-Benachrichtigung der Debatte folgen.
Ich verstehe die Diskussion nicht, wieso man lieber Kommentare in börsennotierten sozialen Netzwerken hinterlässt, statt dass man Blog-Kommentare schreibt. Und wenn dann noch die Summe aus Kommentaren in Social Media und Blog abnimmt, dann muss man sich als Blogger doch ernsthaft hinterfragen. Dann macht man selbst etwas falsch.
Provoziere zum Kommentieren!
Das ist ja ein Ansatz, an den ich mich nicht so richtig herantraue. Denn so etwas wie Provokation muss wohl überlegt sein. Dabei kann viel schief gehen, wenn man es nicht richtig macht. Entweder verpufft die Provokation. Oder die Blog-Kommentare sind voll von Beschimpfungen. Beides will man ja irgendwie vermeiden. Es gibt kein Patentrezept dafür.
Soll man es dann doch lieber lassen, mit Provokationen aufzuwarten? Am Ende ist es doch der Schlüssel zu Erfolg, wenn man jeden mit Respekt behandelt. Ob das mit Provokationen klappt, kann ich nicht beurteilen. Dann doch lieber mit Wertschätzung arbeiten, wie es schon Annette Bornfeld vor knapp 3 Jahren schrieb.
Habe ich denn ein Fazit?
Noch einmal: Blog-Kommentare sind wichtig. Für die Leser, für den Blogger, für alle möglichen Teilnehmer. Wahrscheinlich kommen am ehesten Kommentare zustande, wenn ein Artikel einen konkreten Mehrwert bietet oder die Leser unterhält. Kein Blog sollte es den Lesern unnötig schwer machen, einen Artikel zu kommentieren. Und unnötige Provokationen können auch unterbleiben.
Dann sind erst einmal die Voraussetzungen gegeben, dass Kommentare entstehen. Wenn den Lesern dann noch klar wird, dass die Diskussion aus den verschiedensten Gründen besser direkt am Artikel und nicht in den sozialen Netzwerken ablaufen sollte, findet vielleicht auch wieder etwas mehr Kommentar-Kultur statt. Das wäre allen zu wünschen.
Ob man als Blogger nun eine „Call to Action“ – also eine konkrete Handlungsanweisung – einbaut, muss man im Einzelfall sehen. Denn es ist nun einmal so, dass der Handlungsrahmen für die Leser dadurch ja beschränkt wird. Es gibt also viel zu beachten und zu tun, will man als Blogger tatsächlich wieder Blog-Kommentare haben. Aber am Ende dürfte es sich lohnen. Oder wie sehen Sie das?
Wenn du selbigen Artikel in Facebook bringst garantiere ich dir 100 Kommentare! :-)
Der Leser weiß das er einfach was von sich geben kann bei Facebook und tut es auch. Braucht sich nicht einloggen und hat damit auch keine Arbeit als einfach nur einen Kommentar abzugeben.
Bei uns auf Arbeit sind sich die meisten im klaren das Daten verarbeitet werden. Sie haben aber keine Ahnung was das für sie heißt. Werbung personalisiert als Stichwort. Das vermutlich Facebook sie besser kennt als ich der mit ihnen 20 Jahre arbeitet, begreifen die wenigsten.
Noch ein Gedankengang, vermutlich werden solche Beiträge bei Facebook besser erreicht als auf einem Blog über Suchmaschine etc.! Im übrigen wer außer ich und wenige Technikaffine nutzt noch RSS?
Im Großen und ganzen denke ich Blogs werden noch gern besucht wenn jemand eine Meinung sucht und daher haben sie die Berechtigung. Vermutlich sind sie glaubwürdiger als Facebook. Bei Facebook possaunt jeder einfach was raus.
Ich finde im Übrigen seit Jahren per RSS her.
Hallo Daniel,
das weiß ich, dass du einer meiner Stamm-RSS-Leser bist. Das hast du irgendwann mal erzählt. Aber auch so sehe ich in letzter Zeit, dass RSS bei mir wieder präsenter wird.
Zum Thema: Ich glaube, so lange die Ich-habe-doch-nichts-zu-verbergen-Mentalität vorherrscht, so lang wird lieber ein Eintrag bei Facebook gemacht als woanders. In Sachen Zugriffen von dort aus kann ich sagen: Facebook spielt so gut wie keine Rolle bei mir. Das aber auch erst in letzter Zeit, seitdem RSS zugenommen hat.
Natürlich muss man sich bei Facebook einloggen. Das macht man nur nicht, weil sich ja niemand ausloggt. Das wäre ja für ein späteres Login die Voraussetzung. Und am Ende ist das ziemlich problematisch.
Ich finde, Blog-Kommentare sind wichtig. Gerade in der heutigen Zeit. Allerdings sehe ich es so, dass in der Tech-Welt die Leute Faul werden und die News immer mal zwischendurch in der Bahn lesen, wo sie eh keine Zeit haben. Daher werden viele Kommentare aus Zeitgründen gar nicht erst verfasst. Nur wer sich aufregen möchte kommentiert.
In anderen Bereichen ist dieses Zeitproblem deutlich weniger und die Leute teilen die Erfahrung oder Produkten mit anderen. Wer und besonders was bei Facebook kommentiert wird, kann man leider in den meisten Fällen in die Tonne vergessen..
Leute, kommentiert mehr! Der Seitenbetreiber und besonders auch die anderen Leser haben etwas davon, da man auch mal andere Meinung sein kann und sich gegenseitig mit seinen Kommentaren hilft..
Liebe Grüße
Hallo Dennis,
da ist was dran. So lang man Inhalte nur noch häppchenweise konsumiert, so lang wird das auch nichts mit den Kommentaren. Aber: Das passt dann doch nicht, wenn die Kommentare zwar entstehen, aber dann doch eher in den sozialen Netzwerken.
Ich möchte das unbedingt unterschreiben, was dein letzter Absatz ist. Denn genau das ist es unterm Strich. Danke dir.
Hallo Herr Uhle, sehr gutes Thema! Ich habe mich im Rahmen meines Buches über Corporate Blogs ausführlich damit befasst und gehöre immer noch zu den Verfechtern für eine Kommentarkultur auf Corporate Blogs. Ich denke schon, dass es möglich ist, diese zu unterstützen, indem man als Betreiber den Dialog wirklich anregt. Der Thread zu einer Diskussion rund um dieses Thema befindet sich allerdings auf meiner Facebook-Seite…;)
https://www.facebook.com/meike.leopold1/posts/2589274391088009
Beste Grüße, Meike Leopold
So, nun aber: Hallo Frau Leopold,
durch die ganze Urheberrechts-Debatte kam ich nicht dazu, Ihren Kommentar zu beantworten. Das mache ich jetzt aber.
Ich bin selbst in Corporate Blogs aktiv. Und ich weiß, wie das ablaufen kann, wenn es um Kommentare geht. Manchmal werden gar keine Kommentare erwartet, dann klingen Artikel so, als ob Leser gar keine Kommentare abgeben sollen. Und selbst die Beantwortung von Kommentaren wird erst durch ein Gremium abgenickt.
Das dauert viel zu lang. Das stimmt also, dass man als Betreiber die Diskussion und damit den Dialog anregen muss. Allerdings eben nicht auf Facebook, sondern auf der eigenen Seite.
Lieber Herr Uhle,
oh, ich habe vorhin einfach gedutzt – pardon, meine Bloggerart!
Mir sind Kommentare sehr wichtig. Ich bloggte darüber 2017 und betrachtete die Kultur- und Wissenschaftsblogger im Vergleich zu Tagebuchbloggern. Die Nachhaltigkeit und die Teilhabe der Leser dauerhaft die Diskussionsstränge verfolgen zu können, ist mir sehr wichtig. Im Social Web kommen schnell Diskussionen und Austausch zustande, sie sind flüchtig, wenn nichts mit ihnen geschieht. Deshalb hole ich einzelne Diskussionen wieder als Ergänzung zurück in den jeweiligen Artikel, eine Art Memo für mich, aber auch weiterdenken. Manches Mal überarbeitete ich Beiträge nach Social Web Austausch – ein Gewinn für den Inhalt.
Und weil das so ist, habe ich deinen Beitrag unter den Linktipps ergänzt: https://www.tanjapraske.de/digitale-kommunikation/bloggen/kommentierst-du-schon-oder-bloggst-du-noch-kommentare-in-blogs/
Freue mich auf den weiteren Austausch mit Ihnen.
Herzlichen Dank und sonnige Grüße aus München
Tanja
Hallo Tanja,
ich bin bei Kommentaren eigentlich auch beim „Du“. Aber wenn jemand mit einem „Sie“ kommentiert, muss ich doch auch so antworten, oder? Also wir können gern beim „Du“ bleiben.
Ja, ich denke eben auch, Kommentare im eigenen Blog sind zielführender, eben weil in den sozialen Netzwerken alles mehr oder weniger ein „Fire and forget“ ist. Ich werde mir den Artikel mal in ruhe durchlesen. Und sicher: der Austausch ist wichtig. Dafür ist doch schließlich das Internet da.