Und es geht fröhlich weiter mit dem Durcharbeiten von Alben, die mich beschäftigt haben. Dazu gehört auch das sehr bemerkenswerte Album „Introspective“ der zwei Londoner „Pet Shop Boys“. Auf dem Album finden sich einige große Hymnen der beiden, und die muss man kurz besprechen.
Man ist zunächst überrascht, wenn man sich die Titelliste des Albums anschaut. Denn es sind lediglich 6 Stücke darauf enthalten. Trotzdem bringt es das Album auf eine Spielzeit von über einer dreiviertel Stunde. Und das liegt zweifellos daran, dass es sich um sehr lange Schinken handelt. Das Album ist nach „Very“ aus 1993 das erfolgreichste, was die beiden hingelegt haben. Auf der Platte glänzen sie mit Bombast-Sound, Latinorhythmen und stampfendem House.
Das Album beginnt schon einmal mit dem phänomenalen „Left to my own Devices“. Also wenn es nach dem Protagonisten in dem Lied ginge, könnte alles mögliche als nächstes in der Partnerschaft passieren. In den 8 Minuten glänzt das Werk durch Hollywood-reife musikalische Untermalung mit großem Orchester und mit minimalistischer House-Untermalung. Ein treibendes Meisterwerk zu Beginn.
Es folgt „I want a Dog“ ist ein teils verspieltes, ruhigeres Lied als der Eröffnungskracher. Es war bereits als B-Seite von „Rent“ vom Vorgänger-Album veröffentlicht worden. Nur hat man es nun auf „Introspective“ als vollwertiges Stück hineingeschraubt. Leider wirkt es trotzdem ein wenig wie ein Fremdkörper auf dem Album.
Wesentlich besser kommt dann die lange Version von „Domino Dancing“ daher. Der Latino-Kracher zählt bis heute zum Erfolgreichsten, was die beiden Briten je produziert haben. Die Geschichte über eine gescheiterte Partnerschaft aufgrund des vielen Streits war die Führungssingle, die das Album ankündigte, und kam am Ende der Urlaubszeit mit der passenden Melancholie und dem passenden Klang daher.
Im Sommer 1988 trat die Band „Eighth Wonder“ mit der Hymne „I’m not scared“ in Erscheinung. Das Lied war damals geschrieben und produziert von den Pet Shop Boys. Auf diesem beschaulichen Album bringen sie ihre eigene Version zu Gehör. Die Atmosphäre des Liedes kommt in seiner vollen Länge wunderbar zur Geltung. Das Stück ist nach wie vor in meinen Augen ein Muss für jeden Fan.
Nachdem Elvis Presley sich 1972 von seiner Frau Priscilla trennte, nahm er „Always on my mind“ auf und jammerte einen drauflos. Eine herzzerreißende Ballade, die etwas zu viel auftrug, entstand. Zu Weihnachten 1987 zeigten aber die Pet Shop Boys der Welt, wie man das Lied einmal so richtig optimistisch gestalten kann. Es ist bis heute wohl eine der beliebtesten Singles der Briten. Auf dem Album hören wir eine sehr abgeänderte House-Dub-Version namens „Always on my mind / In my house“.
Das Album schließt, wie es begann: Mit Bombast-Sound, gepaart mit Minimalismus. „It’s alright“ ist eine herbe Kritik auf Kriegseinsätze der weltweiten Streitkräfte. Neben der wieder sehr starken Instrumentierung hören wir aber auch Gospel-ähnliche Gesangsbegleitung. Und mit diesem starken Lied kommt dieses ungewöhnliche Album zum Ende.
Übermorgen feiert das Album seinen 25. Jahrestag. Es mag Leute geben, die von den einzelnen Liedern begeistert sind, aber dieses Album nicht kennen. In Fankreisen ist es jedenfalls eins der beliebtesten. Weil es so anders ist. Und weil es so gut ist. Und falls Sie nicht wissen, wovon ich rede, hier geht es zu „Left to my own Devices“.