40 Jahre „Killing an Arab“ von The Cure

„Killing an Arab“ – Selten gab es von The Cure politische Musik. Die Frage, die sich stellt: Ist das bei der ersten Single von The Cure denn anders gewesen? „Killing an Arab“ ist eine kontrovers diskutierte Post-Punk-Nummer der britischen Band. Und über diese müssen wir uns mal unterhalten. Ich denke, das tut auch manchmal Not. Gerade in den heutigen Zeiten.

I am the Stranger killing an Arab

Ich stehe an einem Strand mit einem Gewehr in meiner Hand. Und ich starre auf das Meer und starre auf den Sand. Ich starre den Gewehrlauf entlang, auf den Araber am Boden. Ich sehe seinen offenen Mund. Aber ich höre keinen Ton. Ich bin lebendig, ich bin tot. Ich bin der Fremde, der einen Araber tötet.

Ich kann mich umdrehen und weggehen, oder ich kann mit dem Gewehr schießen. Ich starre den Himmel und die Sonne an. Wofür auch immer ich mich entscheide, es läuft auf das Gleiche hinaus: Auf absolut gar nichts. Ich bin lebendig, ich bin tot. Ich bin der Fremde, der einen Araber tötet.

Ich fühle, wie der Stahlbolzen geschmeidig in meine Hand springt. Ich starre raus aufs Meer, ich starre auf den Sand. Und ich starre mich an, der ich reflektiert werde in den Augen des toten Mannes am Strand. Ich bin lebendig, ich bin tot. Ich bin der Fremde, der einen Araber tötet.

Meursault und der Fremde

Robert Smith hatte 1978 nie und nimmer daran gedacht, dass es eine politische Diskussion um das Lied geben würde und sich Rechtsradikale der Textzeile „Killing an Arab“ bemächtigen würden. Er las, bevor er das Lied schrieb, das Buch „L’Étranger“ (Der Fremde) von Albert Camus. Und er gewann beim Lesen diverse Eindrücke, die er mit diesem Lied ausdrücken wollte.

Im Buch gibt es den Meursault, der am Strand einen Araber erschießt, der von seiner Umgebung überwältigt ist. Meursault wird wegen der Ehrlichkeit seiner Gefühle verurteilt. Er ist ein Außenseiter, weil er eben schonungslos die Wahrheit spricht. Beim Best of Album „Standing on a Beach“ wurde dann mittels Aufkleber darüber informiert, dass es sich nicht um einen Aufruf zur Gewalt gegen Araber handelt.

Mit dem Aufkleber wurde auch verhindert, dass der Verkauf des Best of Albums komplett abgebrochen wurde. Außerdem haben The Cure gefordert, dass das Lied nicht im Radio gespielt wird. 30 Jahre später, also vor 10 Jahren ungefähr, wurde der Text um einen neuen Anfangsvers erweitert, der zur Aufklärung beitragen sollte. Aber so ist „Killing an Arab“ die umstrittenste Single von The Cure. Und deren erste Single-Veröffentlichung.

Das Lied

Es gibt wohl kein offizielles Video, aber so klingt das Lied. Ich habe es mit erweitertem Datenschutzmodus eingebunden.

The Cure - Killing an arab
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5 Replies to “40 Jahre „Killing an Arab“ von The Cure”

  1. sehr gut geschrieben. Brilliant beschrieben. Vor allem die Problematik des Liedes heutzutage. Zu Recht wurde der Song von Clear channel ab 2001 von den Äthern in den USA genommen wegen der Kontroverse.

    Dabei geht es gar nicht darum, dass ROBERT SMITH eine Wut auf araber hat

  2. Wenn Camus nicht algerischen Herkunft wäre, sondern ein Chinese, dann würde das Lied “ Killing an Chinese “ und dann würde es keinen interessieren. Aber dann hätte Camus auch nicht “ der Fremde“ geschrieben – tolles Buch übrigens, wie alles von ihm.

    1. Sie sollten sich mit Geschichte näher befassen. Camus und seine Eltern waren französischstämmige und spanischstämmige Siedler, die in Algerien gelebt haben. Er war mitnichten Araber oder hatte arabische Vorfahren

  3. Selbst wenn der Songtext nicht den Hintergrund von Camus hätte, versteh ich selbst beim reinen Lesen des Textes nicht, wie man darauf kommen kann, das wäre ein Aufruf zur Gewalt.
    Würde ich sogar genau umgekehrt interpretieren, denn er singt ja „ich bin der Fremde, der einen Araber tötet“. und ich bin am leben, ich bin tot“ usw. … Da würden mir diverse Interpretationen zu einfallen, sowohl zu einem verwirrten Menschen, aber selbst wenn man es politisch meint, wäre es für mich eher die Aussage, wonach ein Fremder (vielleicht als ausländischer Soldat) einen Araber tötet. Könnte man also auch als Anklage gegen Krieg und Gewalt interpretieren.

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