Lalala, bitte was? – Stereoact und Kerstin Ott

Die immer lacht? Aus dem Erzgebirge kommen zwei DJs, die derzeit mit einem Schlagerliedchen die Hörer heimsuchen. Das stammt von Kerstin Ott. Und irgendwie ist mir so, als ob das Lied so unfassbar schlecht ist, dass es dann schon wieder gut ist. Eins ist auf jeden Fall erst einmal Fakt: Das Lied wird – ob man will oder nicht – zum Ohrwurm. Grund genug, ein paar Takte dazu zu schreiben.

Irgendein Radio-Sender nervt mich seit einer Weile mit „Die immer lacht“ von Kerstin Ott im Remix von Stereoact. Stereoact ist ein DJ-Duo aus dem Erzgebirge, Rico Einenkel und Sebastian Seidel. Aus irgendeinem Grund sind sie zu Kerstin Ott gekommen. Die stammt aus Heide. Weder von den DJs noch von der Schlager-Sängerin habe ich bisher irgendwas gehört. Und dann kommen die mit diesem Liedchen daher.

Sie ist die Eine, die immer lacht. Immer lacht, immer lacht, immer lacht. Oder so. Gefällig ist es, aber es fällt zumindest mir irgendwann während der dreieinhalb Minuten gewaltig auf den Wecker. Denn irgendwann trällert die Frau Ott darüber, dass SIE weint. Wer auch immer diese SIE sein soll. Das wird das gesamte Lied lang nicht klar. Jedenfalls ist es SIE, die immer lacht. Lalala, bitte was?

Es ist momentan – oder seit vielleicht zwei Jahren – gewaltig in Mode gekommen, irgendwelche Lieder durch den Wolf zu drehen und mit House Beats zu unterlegen. Im Prinzip ist „Die immer lacht“ so etwas ähnliches wie die „Jugendliebe“ von Ute Freudenberg. Durch den Remix von Stereoact wird daraus ein beliebiges House-Stückchen, auf dem sich Kerstin Ott alle Mühe gibt, das Gehirn des Zuhörers mit „Immer lacht, immer lacht, immer lacht“ zu rösten.

Ich weiß nicht, habe ich hier irgendwas verpasst? Ist das unsere neue Popmusik aus deutschen Landen? Dann ist es kein Wunder, dass Deutschland beim Eurovision Song Contest irgendwelche Verlegenheitsnummern antreten lässt. Und wenn dann die deutsche Nummer ganz hinten landet, hat Kerstin Ott auch das Passende aus ihrem Lied, wenn sie „Und sie weint, und sie weint, und sie weint“ singt.

Bei solchen Liedern wird mir irgendwie Angst und Bange um die deutsche Musik. Es mag ja gut ankommen. Laut Wikipedia ist das Lied an Neujahr erschienen und hat es bislang auf Platz 45 der deutschen Single-Charts geschafft. Aber ich kann mich irgendwie nicht damit anfreunden, dass so etwas die Zukunft der Musik aus Deutschland sein soll. Aber vielleicht bin ich damit auch allein. Was ist denn Ihre Meinung zu dem Geträller? Und bitteschön:

Stereoact feat. Kerstin Ott - Die Immer Lacht (Official Video HD)
Dieses Video auf YouTube ansehen.
Datenschutz gewährleistet durch WordPress-Plugin "WP YouTube Lyte"

24 Replies to “Lalala, bitte was? – Stereoact und Kerstin Ott”

  1. Lieber Uwe, sicherlich bist Du mit Deiner Ansicht nicht völlig alleine, allerdings nur einer von wenigen auf weiter Flur.

    Berücksichtigen wir doch erstmal die Umstände, unter denen dieses Lied entstanden ist. Frau Ott schrieb es vor knapp zehn Jahren für eine schwer kranke Freundin und hatte sicher damit nicht den Eurovision Song Contest bezwingen wollen. Sie selbst hatte ursprünglich dieses Lied auch gar nicht vermarktet, sondern lediglich an diese Freundin und ein paar andere -auf CD gebrannt- verschenkt. Es kommt eben nicht immer ausschließlich auf Qualität an, manchmal einfach eben auch nur auf die Quantität und die besteht eben hier zunächst einmal lediglich in der Geste, Ihrer kranken Freundin gegenüber.

    Klar ist es etwas schnulzig aber dennoch sagt es ohne viele Worte alles aus, was man über eine, in Gesellschaft ständig lächelnde Person, die nur dann den Kopf weinend hängen lässt, wenn es niemand mitbekommt, da sie nach außen derart viel Stärke besitzt, dass sie Ihr Leid nur vollkommen allein mit sich ausmachen kann, aus. Frau Ott hat dieser Freundin mit diesem Lied Annerkennung für Ihre Tapferkeit geschenkt.

    Ob es nun unbedingt jedermanns Geschmack ist, darüber lässt sich zweifelsohne streiten. Fakt ist allerdings, eine große Anzahl Menschen hierzulande, finden die überarbeitete Version von Stereoact aus eben verschiedenen Gründen nunmal richtig klasse und hörenswert.
    Musik muss nicht immer gesangtechnisch, rethorisch und instrumental eine Spitzenleistung sein, sondern rhythmisch einfach mitunter nur gut klingen, mitreißen können und emotional berühren.

    Die Kunst der Musik besteht nicht ausschließlich in der Perfektion von Gesang und instrumentaler Hochleistung, sondern vielmehr in der Vereinigung vieler einzelner Bestandteile, die ein ansprechendes Ergebnis schafft. Unter den malerischen Werken haben nicht nur perfektionierte Gemälde Ruhm erlangt, sondern auch eben jene, bei denen sich so manch eine Person fragt, ob es überhaupt noch etwas mit einer malerischen Leistung zu tun hat. Allein die Tatsache, dass Produkte aus der Kunst zu Diskussionen ermuntern, ist der Beweis, dass die Künstler ihr Ziel erreicht haben, nämlich zu bewegen.

  2. Hallo Henning, ich habe das Lied heute zum ersten Mal gehört. Ich fand es sofort super, es ist mein Lied. Nicht weil ich krank bin, sondern weil ich vor vielen Jahren meinen Sohn zu Grabe tragen musste. Auch ich weine nur,wenn es keiner sieht. Das Lied ist toll. Danke Kerstin Ott.
    Ich hoffe sehr für dich, lieber Henning, dass du nie Fröhlichkeit vorspielen musst. Alles Gute für dich. Ecki

  3. Keine Sorge, jeder kennt solche Situationen. So auch ich. Ich breite das hier nicht aus. Aber vielleicht fällt das beim Stöbern hier im Blog auf.
    Ich habe einen weiteren Artikel zu dem Lied geschrieben, wie jeder anhand des zweiten Kommentars sehen kann. Ich möchte auch hier nochmal klarstellen, dass es mir weniger um das Lied an sich, sondern mehr um diesen Remix geht. Aber das ist ja jedem klar, oder?

    1. was denn-das ist doch ein toller „Ohrwurm“ / nun kann man
      ja über den Text denken was mann will aber ich möchte mal kurz auf z.b.den Text von „The Boss“ Bruce Springsteen/ born in the usa hinweisen- er schreit die ganze Zeit er ist geboren in den usa!!!1

  4. „Ein bisschen Frieden“? Können Sie sich noch an diesen „einfachen“, aber wirklich einprägsamen Song erinnern? Ein Mädchen, eine Gitarre-fertig! So ist es hier auch! Nun gut, ein bisschen „Elektronik“ hat man zugefügt um nicht zu sehr ubplugged zu wirken. Freilich hört es sich nach Lagerfeuer-Gitarre an, ist mir aber lieber wie ein schwülstiges Sarah Conner „schön, dass du..weil ich für dich da bin..u.u“. Starker Gesang, leicht revolutionär, erinnert mich an ins Dieters „neue Männer“..gefällt mir und ich hoffe noch mehr von ihr zu hören.

  5. Nein, der Remix ist super. So viele Menschen, die er begeistert können auch nicht irren. Was leider nur nervt sind neidische Menschen, die ihn schlecht reden. Hat ja nicht jeder das Talent der beiden DJ’s.
    Das Original ist schon 10 Jahre alt und hier hätte nie jemand darüber geschrieben, wenn es den Remix nicht geben würde.

    1. Talent? Bei DEM Remix? Sie haben einen stumpfen Housebeat druntergelegt und spielen an ein paar Stellen mit nem Filter. Das kann jeder. Mit simpelstem DJ-Spielzeug könnte jeder Zwölfjährige so was in einer halben Stunde zusammenstöpseln. Mit Musik hat das nichts, aber auch überhaupt nichts zu tun, was die beiden Stümper da gebastelt haben.

      1. Und genau da bricht der pur Neid.
        Die beiden „Stümper“ haben dafür die Diamante Schallplatte bekommen und mehrfach Platin sowie die goldene Schallplatte für andere Hits bekommen. Das schafft man sich nicht als „Stümper“.

    2. Warum soll man auch immer neidisch sein …. worauf? … auf den Welterfolg? die Milliarden an Euro auf denen die jetzt sitzen? … Schwachsinn

      Ich kenne niemanden, im Spektrum von 21-55 der sich dieses hirnverbrannte Lied von Anfang bis Ende anhören kann.
      Dieser Mist wird in meinem Umfeld ( wie im Büro, in der Familie, Fitnessclub … ) automatisch leise gedreht, ohne das jemand anderes fragt, warum man das jetzt macht.

      Die einzigen Menschen, die das nicht leise drehen sind Leute, die einem danach ungefragt ihre Leidensgeschichte aufs Auge drücken müssen und Anerkennung oder Mitleid erhaschen wollen ( meine Omma ist so jemand – jeder Fremde muss genau bescheid wissen…)

      1. Hallo Tom, wie bist Du denn drauf?
        Also ich höre mir das Lied, vor allem das Original, von vorne bis hinten an. Du solltest eigentlich ein wenig einfühlsamer sein. Denn der Song wurde für eine kranke Freundin geschrieben und ich kenne viele, auf die der Text total zutrifft. Und viele erzählen nicht gleich ihre Lebens-und Leidensgeschichte. Hast Du mal nachgedacht, warum Deine Oma jedem was erzählt? Vielleicht ist sie einsam! Ich hoffe, dass Du da hinkommst, wo Deine Oma heute ist, denn wo Du jetzt bist, war sie schon. Klugscheisser!

  6. Mir gefällt sowohl die Melodie als auch der Text des Originals.
    Dass das Ganze nochmal in einem Remix verhunzt wurde, kann
    ich insofern etwas abgewinnen, dass ich sonst gar nicht auf
    das Original gestoßen wäre.

    1. Genau das ist mein hauptsächlicher Kritikpunkt. Ja, kaum jemand hätte das Original jemals gehört. Und das Original ist auch bei weitem nicht so nervtötend wie der Remix. Aber so ist das eben.

  7. Mir gefällt dasa Lied bzw der Text. Bei youtube gibt es auch eine „Orginal Version“ – zumindest ist da eine Strophe mehr drin. In dem Text finde ich mich wieder. Ich kämpfe gegen Depression und Borderline. Vor anderen immer lachend und stark obwohl man im inneren sich verkriechen will, unsichtbar sein will. Aber das darf niemand sehen da man sofort abgestempelt wird. Also weine ich wenn ich alleine bin. Genau wie es im Text ist, daher fühle ich mich diesem sehr verbunden. Es sei so als ob sie für alle singt die nur heimlich weinen können, aus welchem Grund auch immer.

  8. Nicht das Lied ist das Problem, sondern der Remix und der Rummel. „Die immer lacht“ ist nämlich Welten davon entfernt, was man in Deutschland als Schlager bezeichnet. Ja, das Stück ist ein Ohrwurm. Aber das Original ist ein klassischer poppiger Rocksong mit genretypischen Harmoniewechseln, einer originellen Melodie und einem perfekt dazu passenden Text, kurz: ein Lied aus einem Guß, noch dazu ein authentisches und überzeugend gesungenes. Es ist kein Industrieprodukt, sondern stammt von einem echten Menschen und ist einer jener Songs, den unzählige Profis vergeblich zu schreiben versuchen, aber nicht schreiben können, da sie es um des Geldes willen unbedingt wollen. Daß er einer Hauptschülerin in einer Küche eingefallen ist, ändert nichts an dieser Tatsache. Dieses Stück wird uns alle überleben, ob es uns gefällt oder nicht. Ich freue mich darüber. Traurig ist nur, daß Kerstin Ott, diese sympathische und witzige Frau, jetzt in der Party- und Schlagerschublade steckt. Wären sie und ihr Song aus den USA zu uns gekommen, sähe es ganz anders aus. Sie gälte als Singer/Songwriterin, die einen Hit geschrieben hat, den auch Intellektuelle lieben dürfen. Ich liebe es schon jetzt, weil mehr darin steckt als in den Stücken so mancher von SPEX bejubelten Band.

  9. Da es sich nur um ein Lied handelt und nicht um ein Gesetz – kann doch jeder damit verfahren wie er will. Auf jeden Fall wird einer lachen – der oder die mit den „Taschen voller Geld“.

  10. Der wahrscheinlich übelste Ohrwurm aller Zeiten. Geht es übrigends nur mir so, dass man dauernd das Gefühl hat, während dem Lied (und danach) komplett zu verblöden.
    Das Lied passt aber auf jeden Fall zur infantilen und grenzdebilen Gesellschaft!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert