Tag der Deutschen Einheit: Ein paar Worte ans Volk

Zum Tag der Deutschen Einheit muss auch ich paar Worte aufschreiben. Wobei: Das habe ich bereits vor ein paar Jahren. Aber ich habe da etwas auf dem Herzen. Deshalb sieht das Titelbild auch so seltsam aus. Aber das muss so sein. Jedenfalls haben wir den 3. Oktober und feiern die Einheit der Deutschen (Ha!, jetzt merkt ihr, was anders an der Überschrift ist). Aber eigentlich ist dieses Land so zerrissen wie nie. Deshalb schrieb ich ja mal vom Tag der deutschen Uneinigkeit. Wieso steht man dem Nationalfeiertag so ambivalent gegenüber?

Warum gibt es den Tag der deutschen Einheit?

Am 3. Oktober 1990 war es so weit: Die abtrünnigen westlichen Landesteile traten der Deutschen Demokratischen Republik bei. Und somit wurde von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands das Land in Deutschland umbenannt. Da dies von der Sozialistischen Einheitspartei so beschlossen wurde, feiert man seitdem den Tag der Deutschen Einheit. Die Einheit aller Deutschen. Oder so. Es gibt genügend Gestalten, die genau das so Wort für Wort für bare Münze halten würden.

So, wie ich es beschrieben habe, war es natürlich nicht. Zumindest kommt so eine Möglichkeit in den Gehirnen vieler aus den veralteten Bundesländern nicht vor. „Veraltet“ deshalb, weil auch 33 Jahre nach der Einheit immernoch von „Neuen Bundesländern“ die Rede ist. Jedenfalls war es wohl tatsächlich so: Die DDR hatte fertig, und so wurden nach viel Feierei und Protesten und Versprechern und all dem die östlichen Landesteile dem Westen untergeordnet.

Ja, auch das stimmt nicht so richtig, kommt aber eher im Gedankengut vieler im „Gelobten Land“ vor. Und genau das ist das Problem: Wir denken nach wie vor in „Ost“ und „West“. „WIR GEGEN DIE“ und dergleichen. Sind wir denn auch 33 Jahre danach immernoch keinen einzigen Schritt weiter? Sind wir immernoch auf dem Standpunkt des Jammerossis und des Besserwessis? Das kann es doch nicht sein, oder? Darum frage ich mal: Warum gibt es eigentlich den Tag der deutschen Einheit?

Denke ich an Deutschland…

Wer von „innen“ auf das Land guckt, denkt sich: „Was für ein Scheiß-Staat!“ – Ist doch so, oder? Nichts läuft, alles geht den Bach runter, die Kacke ist am Dampfen. Hört mir bloß auf mit so einem Geseier. Denn wer von „außen“ auf das Land guckt, sagt sich: „Sind die alle bekloppt? Denen geht’s doch gut!“ – oder so ähnlich. Es gibt nicht wenige Länder auf der Erde, die neidisch auf Deutschland gucken. Und wir zerreißen uns das Maul? Aber so waren die Deutschen wahrscheinlich immer schon.

Und das haben sich alle Landesteile zu eigen gemacht. Jeder jammert, alle schimpfen auf „DIE DA OBEN“, und überhaupt: Es sind immer die anderen schuld. Wie mich das anödet. Das ist übrigens einer der Gründe, wieso es kaum politische Inhalte mehr hier im Blog gibt. Denke ich an Deutschland, sehe ich einfach nur einen ganzen Haufen Menschen, der auf beschissen hohem Niveau vor sich hin heult. Ja, wenn euch was nicht passt, dann ändert was.

Aber da ist man dann ja sofort in irgendeiner Ecke. Als ob ich irgendwas mit den Rechten oder den Linken zu tun haben würde. Wenn wir weniger jammern würden, hätten wir viel mehr Zeit, uns um die wichtigen Dinge zu kümmern. Kommt mir jetzt nicht mit „Die Ausländer sind schuld“, denn das stimmt oftmals gar nicht. „Die Wessis nehmen uns alles weg“ stimmt auch nicht mehr. Und erst recht nicht „Die Ossis liegen nur auf der faulen Haut“. Ohne all das wären wir weiter.

Der Angstverkäufer

Ich komme jetzt mal dem geballten West-Publikum mit der zweitgrößten Rockband der DDR, den Puhdys. Auf deren Album „Das Buch“ von 1984 gibt es das Stück „Der Angstverkäufer“. Das sollen sie schon 1983 aufgenommen haben, keine Ahnung. Lest euch mal den Text dazu durch. Ganz ehrlich, die singen da von einem Volk in der Zukunft. Der Angstverkäufer ist ein Spalter, der es schafft, in einem Volk Angst und Schrecken zu verbreiten. Als alles kaputt ist, zieht er weiter.

Wie all die Scharlatane, die euch auch an diesem Tag der deutschen Einheit wieder etwas vom Pferd erzählen werden. Hört ihnen nicht zu, sie gefährden den Frieden in dieser Gesellschaft. Ja, es läuft längst nicht alles rund. Aber diese Labersäcke reden den Zustand viel zu schlecht. Und vor allem: Selbst wenn er so schlecht wäre, sie haben ja keine Rezepte dagegen und würden den Zustand noch viel schlechter machen. An das sollte man auch an diesem Tag denken.

Wir brauchen wieder Kitt in dieser Gesellschaft. Viele junge Leute können doch eh mit „Ossi / Wessi“ nix anfangen. Lassen wir es nicht zu, dass Scharlatane wie der Angstverkäufer im Lied der Puhdys dieses Land ins Chaos stürzen. Damit haben wir genug zu tun. Und dann wächst auch endlich zusammen, was zusammengehört: Ein Land, das tatsächlich einen Tag der deutschen Einheit feiern kann.

Der Angstverkäufer
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7 Replies to “Tag der Deutschen Einheit: Ein paar Worte ans Volk”

  1. „Wie mich das anödet. “ – mich auch! Hast mir aus der Seele gesprochen, toller Text. Ich will / wollte auch was dazu schreiben, aber zum Thema Ost/West hast du eigentlich alles gesagt. Sogar mein gedachter Intro-Satz hätte denselben Inhalt gehabt!

    1. Oh, danke dir. Es regt mich einfach auf, dass immer wieder ziemlich viel Quatsch erzählt wird. Aber ich denke, mit dem Text habe ich alles in meinen Augen ausgedrückt, was ich aussagen wollte.

  2. Es ist wichtig, dass wir an Tagen wie dem Tag der Deutschen Einheit reflektieren und über unsere Gedanken und Gefühle sprechen. Deine Aussage über die Ambivalenz in Bezug auf diesen Nationalfeiertag ist interessant und spiegelt wider, dass Einheit nicht immer als absolute Harmonie oder Einigkeit verstanden wird.

    Es ist wahr, dass unsere Gesellschaft vielfältig ist und unterschiedliche Ansichten, Meinungen und Perspektiven hat. Dies kann zu einem Gefühl der Uneinigkeit führen, insbesondere wenn es um nationale Feierlichkeiten geht. Es ist wichtig, diese Vielfalt anzuerkennen und zu respektieren, um gemeinsam zu wachsen und zu lernen.

    Trotz dieser Uneinigkeit ist es entscheidend, den Wert der Einheit und des Zusammenhalts zu betonen, besonders in einem Land mit einer komplexen Geschichte wie Deutschland. Der Tag der Deutschen Einheit erinnert uns daran, wie weit wir gekommen sind und wie wichtig es ist, gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten.

    1. Das denke ich auch. Und diese Nörgelei überall hilft dabei niemandem außer den Populisten. Und nein, nicht alles, was Meinung und Ansicht ist, ist gleich Populismus.
      Wie gesagt, andere Nationen sind neidisch darauf, wie unser Land so funktioniert. Das muss man nicht gleich immer schlechtreden. Aber genau hier sind die Deutschen im Allgemeinen sehr gut.

  3. Die Reflektion des Tags der Deutschen Einheit und die Betrachtung der Einheit jenseits bloßer Geographie ist erfrischend. Es ist bemerkenswert, wie wir oft das Negative in einem Meer von Positivem sehen können, getrieben von einer seltsamen Mischung aus Selbstzweifel und Selbstkritik. Es ist eine zutiefst menschliche Reaktion, die in der digitalen Ära noch verstärkt wird. Die Nörgelei wird oft lauter wahrgenommen als der tatsächliche Zustand des Landes. Während die Ambivalenz, die der Artikel hervorhebt, real und relevant ist, ist es genauso wichtig, die Fortschritte anzuerkennen und uns an die großen Errungenschaften zu erinnern. Doch selbst in unserer Kritik liegt eine Stärke: Es zeigt unsere ständige Suche nach Verbesserung, nach Perfektion, nach dem „Noch-Besseren“. Die Einheit ist kein Ziel, sondern eine Reise, und solange wir uns gemeinsam auf dieser Reise befinden, gibt es Hoffnung und Potential für uns alle. Es ist an der Zeit, dass wir uns auf die guten Dinge konzentrieren und gemeinsam vorankommen.

    1. Hallo Katja,

      sorry, ich hab den Kommentar erst jetzt mitbekommen. Es wird ja allenthalben erzählt, Karat wären die größten gewesen. Und die hatten mich halt auch mehr angesprochen. Ich wäre allerdings auch nicht böse, wenn jemand sagen würde, Karussell wären die größten gewesen. Du merkst, ich bin da unschlüssig.

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