Zeigefinger, die mir auf den Geist gehen

Ich mag keine erhobenen Zeigefinger nach dem Motto: Ich weiß es eh besser als du. Ich beobachte derzeit die sozialen Netzwerke genau und probiere etwas herum. Denn was ich nicht leiden kann, sind so Situationen, in denen man denkt, man muss mich anpinkeln. Das hat mich immer schon auf anderen Plattformen gestört, vor allem, wenn es nicht wirklich einen stichhaltigen Grund gibt. Da ich diese ganze Belehrerei mancherorts ziemlich satt habe, bin ich mal tätig geworden. Und ich erzähle euch mal was dazu.

Wenn die erhobenen Zeigefinger kommen

Ich habe jetzt neulich einen Kontakt bei Mastodon beobachtet: Der war auf einer Demo und hat das Treiben dort bildgewaltig auf der Plattform – sorry, im Fediverse – festgehalten. Es war schon interessant. Aber jetzt kommt es eben nicht darauf an, dass man irgendwas dokumentiert, um darüber zu informieren. Er wurde nämlich ziemlich barsch angegangen, doch alternative Bildbeschreibungen zu verwenden. Der Inhalt spielte keine Rolle, Hauptsache, die Alt-Texte werden verwendet.

Nein, da kommt kein „Danke für die Impressionen“ oder „Danke für die Arbeit“ oder sonstwas. Es kommt „#AltText missing“. Was war dann das Resultat, nachdem dem Kontakt so etwas immer wieder passiert ist? Drei… Zwei… Eins… Er lässt es halt jetzt bleiben, irgendwelche Fotos bei Mastodon abzulassen. Das ist das, was die erhobenen Zeigefinger damit erreichen. Hauptsache, man hat kritisiert. Ey, der Mann war auf einer Demo und hatte keine Zeit für Alternativtexte. Das spielte aber keine Rolle.

Ach, oder wie bei mir: Irgendwelche Schwachmaten haben ein neu gebautes Haus in Leipzig unter Wasser gesetzt. Pure Zerstörung. Welcher Sinn steckt dahinter? Ich habe mich darüber aufgeregt und dummerweise den Hashtag „#Chaoten“ verwendet. Was war das Resultat: Ich soll nicht Chaoten verwenden, da das ja eine Meinungsäußerung ist. Echt jetzt? Ich will ja nichts dazu schreiben, denn sonst ist es wieder eine Meinungsäußerung, und die darf es ja nicht geben. Geht’s noch?

Ich habe auf den Quatsch keine Lust

Ich hatte mich mal von Social Media verabschiedet. Damals war es wegen all der Reizüberflutung, Falschmeldungen, Anfeindungen, den ganzen Extremisten und all dem. Social Media war damals einer der Gründe für meinen Burnout. Nun wird mir die Lust auf die Plattformen wieder vermiest. Erst ist es so, dass Twitter – oder nun X – unbenutzbar wurde. Dann wurden meine Kontakte auf Facebook immer stiller. Und jetzt die erhobenen Zeigefinger auf Mastodon. Alter, ich bin zu alt dafür.

Mir brüllt gerade Dave Stewart sein Album von 1990 in die Ohren, das er mit Teilen der Pretenders, JoBoxers und Ian Dury & The Blockheads fabriziert hatte. „Oh, Johnny, it’s you, and you’re a love child“ erzählt er. Und ich habe keine Lust auf all die erhobenen Zeigefinger. Ich bin deshalb mal von meiner bisherigen Instanz bei Mastodon auf eine andere umgezogen. Vielleicht bringt das ja schon was. Und ich teste derzeit mal Bluesky, die sich als Twitter-Nachfolger sehen und mit Einladungen arbeiten.

Aber ich frage mich ernsthaft, wieso ich mich mit all dem Quatsch überhaupt herum ärgere. Ihr habt ja alle noch die ganzen Ningel-Beiträge hier in Erinnerung. Damals wie heute stimme ich Dave Stewart zu, wenn er mir erzählt „The Devil’s just been using you“. Ja, der Teufel hat mich nur benutzt. Eigentlich müsste ich alle Social Media Accounts gnadenlos entfernen. Was will ich denn damit? Folgen tut mir darüber eh kaum jemand, wenn es um den Blog geht. Und Spaß macht das auch bloß nicht.

Was für mich zählt

Ich gehe ganz gut auf in meiner Musik. Da nervt mich niemand, dass ich einen falschen Hashtag verwendet habe oder keinen Alternativtext verwendet habe. Und mich nervt auch niemand, dass Rechtsextreme das einzig wahre seien. Mir ballert auch niemand irgendwelche Falschnachrichten um die Ohren oder beschimpft mich sonstwie. Aber das ist nicht alles, was bei mir zählt. Da geht schon noch mehr.

Es ist mein Privatleben. Auf den Plattformen werde ich mich nicht mehr dazu äußern, wie es da aussieht. Denn mein Leben mit meiner Frau ist von unschätzbarem Wert. Und es ist mein Blog. Den habe ich zuletzt extremst vernachlässigt. Und ob ich den nun mit dem Fediverse verheirate oder nicht, ist eigentlich egal, denn mein Blog ist eigenständig. Die drei Dinge sind extremst wichtig für mich, egal was die erhobenen Zeigefinger daran auszusetzen haben.

Und alles muss finanziert werden. Dafür arbeite ich. Und ich mache das gern. Ja, es sind Microsoft-Produkte, wie ihr immer wieder hier im Blog mitbekommt. Dagegen haben die erhobenen Zeigefinger ja auch etwas. Aber ich rege mich schon wieder viel zu sehr auf. Insofern weiß ich wirklich nicht, ob Social Media überhaupt noch sinnvoll für mich ist. Die erhobenen Zeigefinger und Belehrer haben ihren Teil dazu beigetragen.

Dabei kann mir nicht mal jemand irgendwas vorwerfen. Aber schon das wird argwöhnisch betrachtet. Was soll ich denn zum Teufel damit anfangen? Insofern: Belehrt euch selbst. Ich will Social Media eigentlich nur zum Austauschen und Abhängen benutzen. Wenn das ohne die erhobenen Zeigefinger und all die Schwachmaten mit ihrer Hetze, Falschinformationen und Besserwisserei nicht mehr möglich ist, werde ich die endgültigen Konsequenzen ziehen und von dort abhauen.

4 Replies to “Zeigefinger, die mir auf den Geist gehen”

  1. Hi Henning,
    dass Du dich rar machst habe ich bemerkt – auch dass die von „X“ (fka „Twitter“) abgewanderten Dumpftröten jetzt auf Mastodon den Oberlehrer spielen wollen.
    Ich lass mir von keinem ans Bein pinkeln – sollte mir einer quer kommen, wird er direkt geblockt.
    Ob BlueSky eine Alternative zu Trötenhausen ist, glaub ich nicht – eher dass man statt einem Verhaltensauffälligem, bekannten Superreichen seine Daten nun einem anderen mit ebenfalls zweifelhaftem Charakter bewaffnetem Zeitgenossen kampflos ausliefert. Dazu die Algorithmen, die dich beeinflussen sollen möglichst lange zu bleiben und dir bevorzugt Dinge in die Timeline schiebt, die dich negativ triggern.
    Langsam glaube ich, dass das bei einigen Leuten der Hang zur Selbstzerstörung ist.
    Ich werde von Neutrötenburg weder auf das eine, noch auf das andere Portal wechseln – eher werde ich SM komplett canceln..
    Bis denne..

    1. Moin Moin, ehrlich gesagt, bin ich auch langsam an genau dem Punkt angelangt. Was soll man denn damit auch anfangen? Und du fängst es genau ein.
      Ob mir der blaue Himmel tatsächlich so gut gefallen würde, dass ich dort dauerhaft meine Zelte aufschlage, weiß ich auch noch nicht. Das kann sich auch ganz schnell ändern.
      Die ganzen Erfahrungen mit Shitter, Käsebook, Trötenhausen und weiß der Kuckuck, womit sonst noch, haben da etliches kaputt gemacht. Und das, obwohl solche Einrichtungen eigentlich was ziemlich gutes sein könnten.
      Aber sie haben eben alle nicht mit dem Menschen gerechnet.

  2. “ Ich soll nicht Chaoten verwenden, da das ja eine Meinungsäußerung ist. Echt jetzt? Ich will ja nichts dazu schreiben, denn sonst ist es wieder eine Meinungsäußerung, und die darf es ja nicht geben.“

    Ich bin total verwirrt. Warum ist eine Meinungsäußerung ein Problem???
    Insbesondere eine Meinungsäußerung die das Verhalten dieser Täter gut beschreibt?

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