Blog-Artikel wie Thriller: Die Leser mitreißen

Wir reden immer davon, dass Blogs „die besseren Medien“ sein wollen. Aber viele Blog-Artikel reißen einfach überhaupt nicht mit. Das muss sich aber ändern. Denn wir wollen ja nicht unbedingt uns selbst Lügen strafen. Nicht umsonst behaupten so viele Blogger, dass es gegen irgendeinen Ethos oder meinetwegen auch die Genfer Konvention verstoßen würde, wenn man mit Lügen um sich werfen würde. Also müssen wir mal schauen, wie wir es erreichen, dass Blog-Artikel mitreißen.

Blog-Artikel können Dramen sein

Ja, ich mache auch so meine Fehler. Aber ich habe es oft erlebt, wenn man Blog-Artikel liest: Man denkt sich am Ende eines Artikels: „Und jetzt?“ – Ja, auch Lesern meiner Artikel wird das so gehen. Ab und zu bekomme ich ja entsprechende Reaktionen. Aber es wird ja gar behauptet, dass Blog-Artikel Dramen sein können, ja sogar sollen. Aber wie das?

Ich habe doch irgendwann mal erzählt, dass ich mal etwas längeres schreiben wollte. Ich wollte mal so etwas wie ein Buch schreiben. Gemacht habe ich es dann doch nicht. Ich halte das Schreiben für Kunst. Und es ist eben eine Kunst, Leser zu fesseln. Vielleicht schaffe ich das ja mit meinen Artikeln hin und wieder mal. Aber Buchautoren? Die fesseln auf 600, 800 Seiten. Wow!

Blog-Artikel können aber auch Dramen sein. Vielleicht muss man sich mit irgendwas auseinander setzen. Ich habe gelesen, dass ein Konflikt ideal ist. Und der muss im ersten Satz stattfinden. Wie beim „Tatort“. Da wird die Leiche auch oft genug in den ersten Filmminuten gefunden. Wieso macht man das bei einem Blog-Artikel nicht genau so?

Spannung in homöopathischen Dosen?

Warum sollte ein Leser einen Blog-Artikel zu Ende lesen, wenn gleich im ersten Absatz – am besten gleich nach der „Leiche“, also dem aufgezeigten Konflikt – die Lösung geschildert wird? Vielleicht sollte man immer wieder ein Stück Spannung in den Artikel hinein werfen. So, wie man seine Kinder für erledigte Aufgaben belohnt. Ich glaube, das gelingt mir überhaupt nicht.

Ich weiß nicht, wie man das am besten hinbekommt. Man muss ja den Lesern irgendwie beibringen können, dass sich das Dranbleiben lohnt. Wie sonst schafft man es denn, dass jemand einen 3000-Worte-Artikel bis zum Schluss liest? Also braucht man Spannung in homöopathischen Dosen. Das muss ich noch lernen, wie das geht.

Vorgekaut ist schlecht gegessen

Viele Blogger verbreiten ihre Artikel automatisch in die sozialen Netzwerke. Dabei ist meistens Artikel-Überschrift = Tweet. Was meinen die denn, wie viele Leser die anziehen, wenn die Überschrift aus Problem + Lösung besteht? Wer bitte kommt denn auf die Idee und erzählt bei einem Witz zuerst die Pointe? Und genau darum geht es: Die Pointe, bei Fachartikeln ist es die Punchline.

Wieso liefert man nicht einfach in einem Artikel nach und nach die Fakten und lässt die Leser selbst darauf kommen, was denn der Clou ist? Wieso halten wir die Leser für zu blöd dafür? Vielleicht wollen die ihre eigenen Schlüsse ziehen? Na klar, ich kann ja die Lösung liefern. Das muss ich ja auch. Aber eben erst, wenn das Publikum auch die Chance hatte, selbst über die einzelnen Fakten nachzudenken.

Das ist doch ein Witz!

Wissen Sie, was genau ein Witz ist? Die Wikipedia klärt uns darüber auf: Es handelt sich um eine besonders strukturierte und fiktive Erzählung, die das Publikum durch einen unerwarteten Ausgang – da ist sie wieder: die Pointe – zum Lachen bringen soll. Auch in einem Blog-Artikel darf gern mal ein Witz vorkommen. Kein platter Schenkelklopfer. Aber es lockert auf.

Man muss ja auch gönnen können. Und da das Lachen gesund ist, sollten wir unseren Lesern die Gesundheit gönnen. Es spricht ja nichts dagegen, mal zu überspitzen, zu unterhalten. Ich glaube, dass bei Fach-Artikeln und komplizierten Themen ein klein wenig Humor durchaus der Auflockerung dienlich ist. Wir wollen ja, dass unsere Leser bis zum Schluss mitmachen und den Artikel lesen.

Können so denn bessere Texte entstehen?

Andy Dufresne hatte seine Frau verloren: Erst an den Liebhaber, dann an den Tod. Und er saß deshalb lebenslänglich im Gefängnis. Die Novelle „Hope Springs Eternal: Rita Hayworth and Shawshank Redemption“ – als Film im Deutschen „Die Verurteilten“ – plätschert so dahin und ist trotzdem eins der großartigsten Werke von Stephen King.

Denn diese Novelle hält den Leser in Atem: Die immer wiederkehrenden Tiefschläge für Andy im Gefängnis, der Nackenschlag durch die Kenntnis, dass ein anderer Mörder den Mord an Andys Frau und ihrem Liebhaber zugegeben hatte usw. Und dann der Ausbruch: Schafft es Andy? Immer wieder Spannungsspitzen und zwischendurch subtiler Humor. Da bleibt man dabei.

Natürlich können mit so einer Mischung Blog-Artikel besser werden. Man darf halt nur nicht den Fehler machen und es dann übertreiben. Aber wenn wir es schaffen, komplizierte Schachtelsätze, nichtssagende Floskeln und Business-Larifari dadurch zu reduzieren, ist schon viel gewonnen.

Was meinen Sie denn, wieso es so viele Thriller, Krimis und derartiges gibt? Die Leser wollen unterhalten und gefesselt werden. Von der ersten Minute oder Silbe bis zur letzten. Langeweile ist nicht mehr. Selbst bei komplizierten Sachverhalten kann man solche Elemente einbringen. Wohl dosiert. Und dann werden Blog-Artikel auch zu Thrillern.

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