Algorithmus – Oder: Hab ich doch alles schon

Der Algorithmus bestimmt das Treiben im Internet. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass es am Ende einen großen gibt, von denen die Anbieter ihre ableiten. Es kann ja gar nicht anders sein. Und das werde ich auch einfach mal hier im Artikel erzählen. Wenn man – wie ich – sich im Internet komplett neu aufstellt, sieht man manches möglicherweise etwas anders als noch vor kurzem. Und vielleicht hält mir dann auch jemand einen Aluhut hin. Von mir aus, lacht nur darüber. Aber ich muss das einfach loswerden.

Was ist denn eigentlich ein Algorithmus?

Wenn ich vor irgendeinem Problem stehe, muss es irgendeine Handlungsanweisung oder sowas geben, wie ich das Problem löse. Vielleicht sind es auch mehrere Anweisungen zur Lösung. Die Einzelschritte sind dann wohldefiniert, sie sind also eindeutig beschrieben. Eine bestimmte Aktion führt zu irgendeinem Ergebnis, das vorher definiert ist. Es ist grob gesagt ein Wenn-Dann-Sonst. Jaja, ich weiß, das trifft es nicht richtig. Aber es geht ja nur um die Vorstellung.

All die lustigen Plattform-Anbieter haben ihren eigenen Algorithmus. Gebe ich etwas ein oder klicke ich irgendwas dort an, folgt darauf exakt ein bestimmtes Ergebnis. Das ist lang und breit in der Wikipedia beschrieben. Aber ich würde dann schon noch weiter gehen wollen. Denn in meinen Augen muss es einen darüber liegenden Algorithmus oder dergleichen geben, aus dem sich alle anderen speisen und ihre Ableitungen machen. Klingt unheimlich? Naja, es war aber abzusehen.

Lasst eure Vorschläge sein!

Als ich mein Home Office mit Möbeln ausgestattet hatte, hatte ich im Internet nach einem elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisch und einem Stuhl für Schwergewichte gesucht. Ich wurde damals fündig, aber das war gar nicht so einfach. Jedenfalls verfolgten mich dann Bürostühle und Schreibtische auf allen möglichen Plattformen und Netzwerken, auch über Browser- und Gerätegrenzen hinweg. Ich glaube, es war die IP-Adresse, aber sicher bin ich mir nicht.

Natürlich weiß ich, dass man im Google Chrome so etwas wie eine ID hat, mit der der Gigant versucht, einem immer wieder irgendwas anzudrehen. Ich bin ja nicht bescheuert. Aber auch an einem anderen Computer mit einem anderen Browser, noch dazu inkognito und ohne jeglichen Login wurden mir Bürostühle und Schreibtische feil geboten. Nachts stieß im Traum ein Bürostuhl an mein Bett, wovon ich schweißgebadet aufgewacht war.

Naja, so schlimm war es nicht. Und wir wollen mal die ganze Nummer nicht ins Lächerliche ziehen. Jedenfalls verhielt es sich vergleichbar, als ich wieder mit der Musik angefangen hatte. Diese ganzen Vorschläge, mir doch noch dutzende weitere Keyboards anzuschaffen, raubten mir schon den letzten Nerv. Das dauerte eine ganze Ewigkeit, bis das aufhörte. Was wollen denn die Plattformen? Wie viele Keyboards, Schreibtische und Bürostühle soll ich noch kaufen? Scheiß Algorithmus!

Besonders verrückt wurde es aber auf YouTube. Seit einiger Zeit werden mir da irgendwelche jungen Frauen angezeigt, denen ich dabei zugucken soll, wie sich verrenken. Splits, Oversplits, Contortion, was ihr euch auch nur vorstellen wollt. Freunde, ich habe bereits eine Frau, noch ein paar mehr brauche ich nicht. Außerdem habe ich da gar nicht die Zeit dafür. Also ist es meiner Meinung nach so, dass doch die Plattformen allesamt ihre Vorschläge sein lassen können.

Geht mir vom Leib!

Ey, Algorithmus, wieso wird mir eine Frau, die Spagat macht, angezeigt? - Bild von kalhh auf Pixabay
Ey, Algorithmus, wieso wird mir eine Frau, die Spagat macht, angezeigt? – Bild von kalhh auf Pixabay

Ich will das Alles nicht. Es muss doch möglich sein, dass ich mich im Internet informiere, mich austausche und unterhalten lasse, ohne dass mir irgendwas angezeigt wird, was ich entweder schon habe oder mich nicht interessiert. Man muss ja förmlich zur digitalen Selbstverteidigung greifen, will man dem ganzen Treiben rund um irgendeinen Algorithmus entfliehen. Ich habe deshalb angefangen, ausschließlich Inkognito-Modi oder Privat-Modi, sowie alternative Suchmaschinen zu verwenden. Ach, und als sozialen Austausch nutze ich halt Mastodon.

Geht mir einfach vom Leib. Wenn ich z.b. bei Google etwas suche, muss mir danach nicht bei Facebook ein möglicher Kontakt und bei Amazon ein passendes Produkt angezeigt werden. Das meine ich mit irgendeiner Art übergeordnetem Algorithmus. Und wer weiß, vielleicht habe ich irgendwann irgendwas für meine Frau gesucht, weshalb mir nun die Spagat-Mädels angezeigt werden.

Wenigstens verfolgen mich keine Bürostühle mehr. Mal sehen, was als nächstes kommt. Vielleicht zeigt mir Amazon bald Block-Schokolade an, weil ich bei Twitter zum Blocken aufrufe. Wir wissen es nicht. Wir müssen uns jedenfalls aus diesem digitalen Sumpf befreien. Ich bin derbe dabei. Mal sehen, wann ich sagen kann, dass mein Browserverlauf wieder mir gehört.

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