Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, die Aktivitäten von Facebook, Google und Co. in Sachen Datensammlung zu verniedlichen. Sie machen das ja hauptsächlich, um den Nutzer zu steuern und ihm passgenau Werbung anzeigen zu können. Je genauer die beiden Konzerne ihre Nutzer kennen, desto besser die Werbung. Aber es ist wohl weiterhin so, dass man den beiden nicht andichten kann, dass sie die Daten ihrer Nutzer verkaufen.
Sie machen sich also erst einmal nicht der Hehlerei schuldig. Ihr Handeln ist zwar weiterhin skeptisch zu betrachten, aber kriminell ist das erst einmal nicht, nur eben gewinnorientiert. Kriminell scheint etwas zu sein, was andere Unternehmen tun.
Der österreichische „Standard“ berichtet von der FTC, der amerikanischen Handelskomission. In dem FTC-Bericht findet der Standard besogniserregende Unternehmensnamen: Acxiom, Corelogic, Datalogix, eBureau, ID Analytics, Intelius, PeekYou, Rapleaf und Recorded Future. Ich habe mal geschaut, was die Firmen so treiben:
Acxiom befasst sich in Deutschland mit Verbraucherdaten. In den Datenbanken sind alle postalischen Daten von ca. 90% aller bundesdeutschen Haushalte gespeichert. Angeblich nur dann, wenn nicht ausdrücklich dagegen widersprochen wurde. Angeblich verhält sich das Unternehmen, das eine Tochter von Acxiom, Inc. in Little Rock, USA ist, konform zum Bundesdatenschutzgesetz und würde keine Einzelinformationen speichern. Was wäre dann aber der Geschäftszweck?
Corelogic bietet Informationen zu finanziellen, wirtschaftlichen und persönlichen Verhältnissen von Verbrauchern an. Die angebotenen Daten enthalten Informationen zum Eigentum, zu Hypotheken und Pfändungen, Fahrzeugdaten, über kriminelle Hintergründe und Steuern. Dem kalifornischen Unternehmen aus Irvine steht Anand K. Nallathambi vor, der eine längere Vergangenheit bei der „First American Corporation“ und der „First Advantage Corporation“ vorweist. Die Versicherungskonzerne sind für ihre Screening-Praktiken weithin bekannt. Mit Corelogic wird das Ganze noch weiter perfektioniert, wenn ich das richtig verstehe.
Und so geht das weiter. Verbraucher werden durchleuchtet, Statistiken gezogen und Ergebnisse an Auftraggeber verkauft. Somit ist der Mensch zur Handelsware verkommen. Lesen Sie einfach mal den Bericht im Standard. Da geht es um Essgewohnheiten und dergleichen. Und Sie regen sich immernoch darüber auf, dass bei Google Cookies gespeichert werden, um nachverfolgen zu können, wohin Sie die Google-Suche gebracht hat?
Ich will natürlich die Datensammelwut von Facebook, Google und Co. nicht klein reden. Aber sie sind in meinen Augen Waisenknaben gegenüber den eben genannten Firmen. Inwieweit da auch noch Geheimdienste ihre Finger im Spiel haben, möchte ich ehrlich gesagt nicht beurteilen. Die Daten werden sehr detailliert angelegt und sind ständig abrufbereit für das Klientel der Unternehmen, so lang diese nur genug bezahlen. Und das ist meiner Ansicht nach um einiges schlimmer als kontext- oder benutzerbezogene Werbung. Oder was meinen Sie?