„Royal Concierge“ wird wohl das neue Schlagwort der Welt werden. Der – übersetzt – „Königliche Portier“ macht allein durch die Nennung des Begriffes derzeit die diplomatischen Kreise nervös. Denn der britische Auslandsgeheimdienst GCHQ hat damit ein Einfallstor in Diplomatenkreise gefunden. Und das ist brillant. Und es dürfte die politischen Beziehungen ins Mark erschüttern.
Die Government Communications Headquarters (GCHQ) ist der britische Auslandsgeheimdient, der schwer unter Beschuss geraten ist, weil dieser mit seinem Abhörprogramm Tempora noch um einiges weiter geht als der US-amerikanische Geheimdienst NSA. Aber das ist noch längst nicht alles.
Aus Unterlagen von Edward Snowden wurde nun bekannt, dass der GCHQ mit einem Programm namens „Royal Concierge“ Hotelbuchungen aufzeichnet. Und zwar sind das Buchungen bei Hotels, die in Diplomatenkreisen sehr beliebt sind. Es geht also – um es mal plakativ zu umschreiben – nicht um die Hotels der Pauschalreisen auf Mallorca oder so. Es geht um ausgewiesene Diplomaten-Hotels.
Laut SPIEGEL ONLINE handelt es sich um die Reservierungssysteme von rund 350 Hotels weltweit, die ausspioniert werden. Es geht darum, dass der GCHQ die weltweiten Diplomatenbewegungen beobachten möchte. Wurden Email-Adresse des Buchenden mit entsprechenden Domains abgeglichen – etwa xyz@gov.org – , dann konnten Maßnahmen eingeleitet werden wie Telefonüberwachung und dergleichen.
Jetzt stellen Sie sich bitte einmal vor, welches Erdbeben das in diplomatischen Kreisen ausgelöst hat. Diplomatische Beziehungen sind ja sowieso immer als sehr fragil zu betrachten und können sehr leicht gestört sein. Und dann stellt sich heraus, dass Diplomaten auch noch schamlos von einer staatlichen Behörde aus dem Land von James Bond bespitzelt werden. Ich denke, das ist der Gipfel. So etwas konnten sich nicht mal die 007-Schreiberlinge ausdenken. Wie viel kriminelle Energie muss hinter solchen Aktivitäten stecken?
Ich denke, dass sich das kleine Königreich sich wieder mehr in den Mittelpunkt schieben will. Denn mal ehrlich, für das weltweite Gefüge ist Großbritannien schlichtweg zu unbedeutend. Asien, Russland und die USA sind nun einmal wesentlich wichtiger als die eigenwilligen Insulaner. Man will sich also einen Vorteil erarbeiten.
Und dabei geht man nicht gerade zimperlich um. Wie das Online-Nachrichtenmagazin Golem berichtet, wäre auch die Plattform des Business Netzwerks LinkedIn vom GCHQ kopiert worden. Zudem wurde der belgische Provider BelgaCom vom GCHQ attackiert. Die Berichterstattung dazu wird durch Drohungen vom britischen Premier Cameron behindert, was ein Angriff auf die Pressefreiheit ist.
Mal ehrlich, James Bond und die Men in Black würden feuchte Augen bekommen, wenn man denen von Royal Concierge erzählen würde. Aber das Abhören der weltweiten Diplomatie bringt Großbritannien einen sehr gefährlichen politischen Vorteil. Und wenn man weiß, dass sie so viel kriminelle Energie aufgebracht haben, um Diplomaten abzuhören, dann kann man sich auch vorstellen, wie sehr das GCHQ sonst alle Welt abhört. Und das sollte allen zu denken geben.
Aber die Facebook-Nutzer, Farmspiel-Farmer und wer auch immer – alle spielen sie lieber weiter, als wenigstens mal einen Moment innezuhalten und darüber nachzudenken, was der GCHQ eigentlich für den einzelnen Menschen bedeutet. Der GCHQ ist wie ein Virus, der in den Organismus eindringt. Aber das interessiert viel zu wenige.
Aber vielleicht sollte man sich auf eine ähnliche Reise wie Tobias Gillen begeben? Der freischaffende Journalist hat sich einmal mit den Tücken und Hürden der Verschlüsselung befasst und frisch und locker ein Buch darüber geschrieben, was er im Eigenvertrieb als E-Book anbietet.
Wenn die Geheimdienste nun schon so etwas tun wie der GCHQ, die NSA und totsicher auch der BND, dann muss man sich wenigstens ein bisschen schützen.