Nothing ventured, nothing gained

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Dieses geflügelte Wort heißt auf Englisch: „Nothing ventured, nothing gained“. Wir können auch sagen: „Ich will sehen, ob ich damit durchkomme“. Mark Zuckerbergs riesiger Datensammler Facebook kommt einem so vor, als würden da Leute sitzen, die genau so denken. Und das kann nicht sein. Irgendwie muss man doch mal Facebook auf die Finger hauen können. Vielleicht tut sich ja durch die kriminelle Nummer mit Cambridge Analytica nun etwas. Das kann man nur hoffen. Vorhersehen kann da niemand etwas.

Nothing ventured, nothing gained

Die Erklärung zum geflügelten Wort „Nothing ventured, nothing gained“ ist ganz einfach. Und genau deshalb passt der Satz zum ganzen Tun von Facebook. Schauen Sie mal, was im Wiktionary steht, dem Wörterbuch der Wikipedia:

If one takes no risks, one will not gain any benefits.

Und das bedeutet, dass man keine Vorteile bekommen kann, wenn man keine Risiken eingeht. Facebook hat sich immer so in einer Grauzone bewegt. Wenn man so Daten- und Verbraucherschützern zuhört, dann bewegte sich der blaue Riese immer so am Rand der Legalität. Es ist wie mit dem hochriskanten Wagniskapital (Venture Capital). Man geht ein hohes Risiko ein, um den größtmöglichen Gewinn einzufahren. Aber das Risiko des Totalverlusts besteht.

Und bei Facebook ist nun halt rausgekommen, wie manisch der Riese Daten sammelt. Das war uns ja im Prinzip klar. Dass es aber so schlimm ist, hat nicht jeder umrissen. Und es war sicherlich nicht jedem klar, dass Facebook mit Daten handelt. Und wie lukrativ diese Daten sind, sieht man am jüngsten Kurssturz: Die Aktie ist um etwas mehr als 11% eingebrochen, was irgendwas um die 50 Milliarden US-Dollar bedeuten soll. Die 2 Millionen Facebook-Nutzer sind also 500 Milliarden US-Dollar wert. Eine viertel Million pro Nutzer. Was machen denn Nutzerdaten so wertvoll?

Das Facebook-Profil als Goldgrube

Ich habe gestern mal nach diesem Artikel meine Facebook-Daten heruntergeladen. Glauben Sie mir, das sollten Sie auch machen. Die ganzen Online-Dienste machen es einem aber auch einfach, alle möglichen Daten zu Facebook zu transferieren. Wer nicht aufpasst, so habe ich gelesen, lädt unter Umständen sein komplettes Adressbuch, das sie oder er sonstwo gespeichert hat, zu Facebook. Und von dort bekommt man es gar nicht mehr weg. Wer nicht aufpasst, gibt Facebook auch Email-Adressen und Handynummern von Kontakten, die gar nicht bei Facebook registriert sind.

In dem Export des Facebook-Profils tauchen unter „Kontaktinformationen“ unter Umständen ein ganzer Pulk an Kontakten auf, die gar nicht bei Facebook ein Profil haben können. Die werden Sie auch unter „Freunde“ in Ihrem Facebook-Profil nicht finden. Dazu kann man eigentlich nur sagen: Alter Verwalter, wollt ihr mich verarschen?

Man kann gar nicht alles im Blick haben, was Facebook alles so speichert. Glauben Sie mir aber, dass der Riese die Daten dorthin verkauft, wo die Daten auf Interesse stoßen. Darum sollten Sie mal schauen, was Facebook alles über Sie speichert. Nach dem oben verlinkten Artikel bin ich wie folgt vorgegangen:

Das ist auf der Webseite von Facebook. Wie es in der unsäglichen Facebook-App gemacht wird, kann ich nicht sagen, da ich mich seit Jahren weigere, diese zu nutzen. Im Zweifelsfall nutzt man diese Webseite: https://www.facebook.com/settings. Und dann schauen Sie einfach mal nach dem Entpacken des ZIP-Archivs, was alles gespeichert ist. Dazu müssen Sie die index.html aufrufen. Aber bekommen Sie keinen Schreck.

Das entpackte Facebook-Profil auf dem Computer
Das entpackte Facebook-Profil auf dem Computer

Dann muss man den Account doch löschen

Ganz oben in dem Artikel habe ich einen Link platziert. Mit diesem gelangen zu meinem Artikel rund um den Persönlichkeitstest, bei dem gemutmaßt wird, dass damit Unmengen von Daten von Facebook-Nutzern abgegriffen wurden. Als Konsequenz habe ich dort geschrieben, dass man doch eigentlich nur noch seinen Facebook-Account löschen kann. Gern noch einmal hier der Verweis auf die 7-seitige Anleitung dazu. Das Blöde dabei ist, dass es das grundsätzliche Problem nicht löst. Denn wie Sie an Ihrem oben heruntergeladenen Facebook-Profil erkennen, können Sie diverse Daten gar nicht löschen. Die behält Facebook.

Die Daten, die von den ganzen Diensten eingespeist wurden, mit denen man sich zu Facebook verbunden hat, bleiben erhalten. Und gehen Sie getrost davon aus, dass Ihre Daten bei Facebook eben auch in den Fängen der Krake bleiben. Bei Facebook existieren unfassbare Mengen von „Schattenprofilen“. Sie wissen nicht, was das ist? Das sind Profile, die Facebook gebaut hat aufgrund von Daten, die die Nutzer quasi so nebenbei mitgegeben haben. Vielleicht tauchte Ihr Chef im Adressbuch Ihres Smartphones auf, und weil Sie das mal mit Facebook synchronisiert hatten, taucht Ihr Chef nun als Schattenprofil bei Facebook auf.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sagte in einem Statement: „Es ist in unserer Verantwortung, die Daten der Menschen zu schützen. Und wenn wir das nicht schaffen, sind wir es nicht wert, ihnen zu dienen“. Wie Recht er doch damit hat. Ein anderer Sprecher sagte mal vor einer Weile, dass die Nutzer abwandern werden, wenn Facebook versagt. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt. Aber was zum Geier passiert mit den Daten? Darauf bleibt Facebook die Antwort schuldig. Deshalb kann es nur eine politische Lösung mit enormen rechtlichen Konsequenzen geben. Und das geht wohl nur mit der Datenschutz-Grundverordnung.

Facebook hat mal geschaut, wie weit sie kommen. Nothing ventured, nothing gained. Aber nun ist es genug. Die Frage, die sich da letztlich auftut, ist: Was kommt nach Facebook? Denn eines ist mal klar: Aufgrund der Nummer mit Cambridge Analytica und zuvor mit der NSA wird sich nun die Wahrnehmung auf Facebook und Facebook selbst verändern. Ob Mark Zuckerberg damit durchkommt?

2 Replies to “Nothing ventured, nothing gained”

  1. Hallo Henning,

    Facebook sei alternativlos, schreibt Nimish Dubey hier:
    http://indianexpress.com/article/technology/social/delete-facebook-and-go-where-cambridge-analytica-data-leaks-5107337/
    und begründet das so:

    „Love it or hate it, Facebook has become an integral part of many of our lives. It is a massive platform where one keeps in touch with one’s friends, discovers old friends and of course, makes new ones. It is the place which keeps reminding us of birthdays and anniversaries and sometimes even serves up snazzy videos documenting our friendships on the network. Of course, it has its dark side too – false news, stalking and a whole lot more, but what I am trying to point out is this: for all its faults, Facebook does deliver a significant amount of value. Also, rather importantly, as of now, it has no alternative.“

    Ich bin auch skeptisch, ob Initiativen wie #deletefacebook etwas bringen. Die meisten, die das verbreiten, löschen ja nicht mal ihr eigenes Profil. Dass FB jede Menge Daten sammelt, war lange klar, hat aber nicht abgeschreckt. Und seit jeder für mehr Reichweite der eigenen Postings das Werbetool nutzen kann, ist doch auch klar, WIE punktgenau man da das Zielpublikum anhand dieser Daten bestimmen kann. Es ist DIE Methode, mit der FB Geld scheffelt – eine punktuelle „Weitergabe an Dritte“ wird jetzt kaum dazu führen, dass das endet. Insbesondere erscheint mir systemintern völlig normal, dass wirklich JEDER diese Tools nutzen kann, also auch XYZ zur Beeinflussung von Wahlen. Wieso auf einmal der Aufschrei?

    Der aktuelle Skandal entzündete sich offenbar an dieser zwielichtigen, wenn nicht gar kriminellen Firma Cambridge Analytica, die von einem Spiele-Entwickler Daten bezog, der diese mit der App „Thisisyourdigitallife“ in FB sammelte. Das Sammeln soll ok gewesen sein, da die User ja zugestimmt hätten, sagt FB und vermutlich stimmt das. Illegal sei nur die Weitergabe gewesen – womit das Ganze zu einem kriminellen Fall wird, der mit den „normalen Geschäften“ von FB nichts zu tun hätte. Nach ein wenig Aufregung und allerlei Anhörungen wird sich das alles wieder beruhigen, vermute ich.

    Der gordische Knoten rund um „Big Data“ ist nicht so leicht zu durchschlagen: Alle wollen Vernetzung und größtmögliche Bequemlichkeit – das geht aber nicht ohne massive Datenerhebung. Individuell zugeschnittene Anzeigen galten mal als das Utopia der Direktwerbung, als wünschenswerte Alternative zu vollgemüllten Briefkästen. Jetzt haben wir das, sind zumindest nah dran, aber nun ist es auch wieder nicht recht, aus nachvollziehbaren Gründen.

    Manchmal denke ich: Würden die User bei jeder neuen Datennutzung an den damit verbundenen Einkünften beteiligt, dann hätten wir vielleicht bald eine Art privatwirtschaftlich erzeugtes Grundeinkommen. Wär das nicht was?

    1. Hallo Claudia,

      dem kann ich nur zustimmen. Das mit der Bequemlichkeit fängt ja schon damit an, dass unzählige Nutzer irgendeinen Dienst einfach mal mit Facebook oder Google verbinden, weil sie sich damit anmelden. Es ist klar, dass dann die Netzwerke die Daten auch auswerten, oder? Das ist übrigens eine großartige Idee, ein werbefinanziertes Grundeinkommen zu haben. Jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, wie wir das den Paragraphenreitern in Brüssel schmackhaft machen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert