Werbeblocker und Google: Doch nicht so schlimm?

Alle Welt nutzt Werbeblocker. Und ich hatte dieser Tage geschrieben, dass es diesen nun anden Kragen gehen würde. Wahrscheinlich war das ein bisschen zu schlimm. Nachdem nun etwas mehr Klarheit herrscht, kann ich ein bisschen nachlegen. Man muss schon auch mal zugeben, wenn man über dass Ziel hinaus geschossen ist, oder? Jedenfalls kommt das neue Manifest, von dem ich schrieb, aber das wird nicht so übel, wie ich erst dachte. Darüber müssen wir uns kurz unterhalten.

Google Manifest V3

Vor ein paar Jahren hatte Google mal etwas von Manifest V3 erzählt. Für Browser, die auf der Chromium Engine aufbauen, wird dieses Feature im nächsten Jahr aktiviert. Die entscheidende Neuerung, die dabei zum Tragen kommt, ist die „DeclarativeNetRequest API“. Diese ersetzt die jetzige „webRequest API“. Es geht also um Programmierschnittstellen. Nichts, was den Otto-Normal-Internetnutzer direkt betrifft. Aber eben indirrekt.

Mit der bisherigen Schnittstelle können Nezwerkanfragen unterbrochen und eben auch blockiert werden. Diese können dann auch umgeleitet und verändert werden. Mit der neuen Schnittstelle hingegen können Netzwerkanfragen eingesehen werden. Damit ist es möglich zu entscheiden, was damit passieren soll. Außerdem wird die Anzahl der Blockierregeln enorm eingeschränkt. Genauere Zahlen hat der Horst gefunden.

Was jetzt drastisch klingt, ist allerdings wohl gar nicht so drastisch, wenn ihr euch die Zahlen beim Horst anguckt. Bisher war es ja auch so, dass Filter über eine Obergrenze von Filterregeln verfügten. Diese Grenze wird sogar nach oben gesetzt. Sprich: Mit dem neuen Manifest können Werbeblocker dann noch mehr Regeln mit sich herumtragen. Warum das jetzt nicht mehr so drastisch ausfällt, ist unklar. Es gab ja viel Kritik. Es lässt sich nicht sagen, ob Google sich hat weichklopfen lassen.

Neue Spielregeln für Werbeblocker?

Bedeutet das denn nun, dass ich nicht mehr zuverlässig auf Werbeblocker setzen kann? Bei YouTube, das ich wegen meiner Musik derzeit ziemlich exzessiv nutze, wurde ich immer mal wieder drangsaliert, meinen Werbeblocker auszuschalten. So etwas soll wohl auch bei Google Maps kommen. Derzeit diskutiert man ausschweifend ein Werbeblocker-Verbot innerhalb von Google-Produkten. Gut möglich, dass das dahinter steckt. Aber das wäre zu spekulativ.

Seit Jahren versucht ja Google, die Better Ads-Initiative zu etablieren. Weniger nervende Werbung, welch hehres Ziel! Wenn ich mir überlege, wie mich Werbung zu Begriffen, die ich irgendwann mal gesucht hatte, durchs Internet verfolgt, ist diese Initiative durchaus zu begrüßen. Und diese idiotischen Dinge, die Webseiten neuladen lassen, sind ein echter Nerventod. Mal abgesehen von den Sicherheitspoblemen, ist das ja schon Grund genug, das Manifest V3 zu begrüßen.

Wäre es denn auch denkbar, dass diese vielen Paywalls wieder fallen oder zumindest reduziert werden, wenn weniger Werbeblocker benutzt werden? Das Eine hängt ja mit dem Anderen zusammen. Wer weiß, vielleicht müssen wir dann wieder Inhalte der BILD lesen? Spaß beiseite. Es ist natürlich so, dass Webseiten Geld verdienen wollen, und sei es nur wie bei Blogs zur Finanzierung der Inhalte. Entweder die Besucher zahlen, oder sie schalten ihre Werbeblocker ab.

Was bedeutet die Diskussion für mich?

Was macht das denn jetzt mit mir? Suche ich mir jetzt eine Möglichkeit, dennoch mit uBlock Origin herum zu fuchteln? Oder – wie ich neulich auf Mastodon las – baue ich mir eine Hosts-Datei, um dem Ganzen Herr zu werden? Letzteres könnte ich machen, kein Thema. Aber wie wäre es denn, wenn ich erstmal abwarte? Also natürlich ohne, dass ich untätig bleibe. Ich wollte eh schon länger auf Firefox statt Google Chrome umsteigen. Jetzt ist die Zeit, das allmählich zu machen.

Ich bin ja seit Jahren dem Firefox fern geblieben, weil der durch irgendeinen Container vor Jahren meinen Prozessor im Rechner geröstet hatte. Ich habe jetzt testweise mal den Firefox am Laufen. Und bisher kann ich mich nicht beschweren. Natürlich habe ich uBlock Origin integriert. Ohne Werbeblocker kann man ja das Internet beim besten Willen nicht benutzen. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich ja tatsächlich perspektivisch etwas daran.

Wenn diese ganze Debatte in den letzten Tagen dazu beigetragen hat, dass wieder mehr über solche Dinge nachgedacht wird, haben wir wahrscheinlich schon etwas gewonnen. Laut dem Horst, den ich oben verlinkt habe, wird der Firefox beide Manifeste unterstützen. Da dies im Google Chrome und im Microsoft Edge anders sein wird, könnten dort einige Erweiterungen eben nicht mehr funktionieren. Wie das dann weitergeht, werden wir sehen.

5 Replies to “Werbeblocker und Google: Doch nicht so schlimm?”

  1. Dass Manifest V3 nicht so schlimm ist, wage ich zu bezweifeln, auch wenn Horst das wahrscheinlich besser beurteilen kann, aber bei Google weiß man ja nie. Die wollen nur Geld verdienen. Hauptsächlich mit Werbung.

    Lorenzo

  2. In dem Artikel geht es ja wohl um Adblocker zusammen mit dem Manifest V3 und das ist so keine Katastrophe. Es gibt bereits einen Werbeblocker für dieses Manifest. Der ist von Raimond Hill und heißt uBlock Origin Lite. Einfach mal installieren und testen. Ansonsten gibts noch andere Chromium basierte Browser. Zum Beispiel Vivaldi. Der bringt einen Adblocker mit, der auch nach Einführung dieses Manifests funktionieren soll.

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