Die Achtziger begannen in der guten, alten DDR mit dem Album „Der Steher“ von Prinzip. Darauf die Ballade „Liebesfilm in Farbe“, ein fast lyrisches Stück Musik. Ich mag das Album sehr. Es ist eigentlich ein Hardrock-Album. Damals bestand die Band aus Jürgen Matkowitz (Gesang, Gitarre), Rainer Kirchmann (Gesang, Keyboard), Frank Czerny (Gesang, Bass) und Klaus Schwarfschwerdt (Schlagzeug). Und der „Liebesfilm in Farbe“ war eine mittelprächtig erfolgreiche Nummer in der DDR. Reden wir mal darüber.
Der Liebesfilm in Farbe
Aber eines Abends saßen wir da, und der Farbfernseher lief und lief. Und das letzte nette Wort war lang her, und man hatte zu tun, dass man nicht einschlief. Und es lief ein Film von Liebe und so, und die beiden waren jung und unsagbar froh und hatten noch alles im Leben vor sich. Und da sah ich auf dich, und da sah ich auf mich. Nichts mehr, was geschah. Alles war schon da.
Oh, waren die verliebt, oh, waren die sich gut. Denn sie liefen hinaus, als flöhen sie. Bei allem, was schief ging, sie behielten den Mut und vertrauen einander und verrieten sich nie. Und es gab nur die Wahrheit, und die Wahrheit war schön. Und im Film am Ende sie zum Standesamt gehen. Doch wie es dann weiterging, behielt man für sich. Und da sah ich auf dich, und da sah ich auf mich. Nichts mehr, was geschah. Alles war schon da.
Alltag ist ein Arschloch
Ich hatte ja schon mal das Album „Der Steher“ am Wickel, als ich über die „Sonnensage“ philosophierte. Der „Liebesfilm in Farbe“ ist eine ganz andere Nummer. 1980 veröffentlicht, muss das Jahre vorher entstanden sein. Es geht um die erste große Liebe, die dann eben mit Schmetterlingen im Bauch geheiratet wird. Vielleicht geht es dem Erzähler genauso. Oder vielmehr: „Ging“. Denn die Schmetterlinge sind weggeflogen. Und der Glanz ist ebenso verblasst wie der ganze Zauber.
Ja, der Alltag ist ein Arschloch. Aber er stellt ein Paar eben auch jeden Tag aufs Neue auf die Probe. Besteht man die tägliche Prüfung? Oder lässt man es bleiben und richtet sich im tristen Alltag ein? Hat man alles schon erlebt? War alles schon da? Ich denke, das wollten Prinzip mit dem „Liebesfilm in Farbe“ ausdrücken. Es geht ja nicht darum, dass man die rosarote Brille trägt. Sondern es geht immer darum, was danach dauerhaft bleibt. Mancher wird sich da vielleicht hinterfragen.
Das heißt jetzt nicht, dass dauerhafte Beziehungen stets zum Scheitern verurteilt sind. Das ist ziemlicher Quatsch. Aber damit sie nicht scheitern, muss man ziemlich viel Kraft aufbringen. Und das immer wieder. Verlässt einen die Kraft, dann ist die Beziehung am Ende. Denn eigentlich saugt man ja aus dieser Beziehung die Kraft, die es braucht, um sie immer wieder neu zu entfachen und interessant und spannend zu halten, denkt ihr nicht?
Das Lied
Der „Liebesfilm in Farbe“ enthält den Titel nicht im Text, wie ihr oben seht. Und das Lied ist quasi dreigeteilt: Der ruhige Beginn, dann die Hauptmelodie mit den Strophen, und dann das leise Zwischenspiel, bevor es wieder zur Hauptmelodie geht. Die Rock-Elemente, die sonst bei Prinzip unüberhörbar sind, sind hier im Lied nicht ganz so dominant. Das kommt dem Stück allerdings sehr zu Gute, wie ich finde. Aber ich kann mich täuschen.
Natürlich existiert von dem Lied „Liebesfilm in Farbe“ kein offizielles Video. Hauptsächlich, weil das in der DDR nicht üblich war. Und selbst wenn, wäre die Möglichkeit gegeben, dass es verschollen gegangen ist. Aber wie dem auch sei, das ist ja gar nicht schlimm. Denn so könnt ihr euch auf dieses großartige Stück Musik aus dem Osten Deutschlands konzentrieren. Es sind ja nur knapp viereinhalb Minuten.