Sturm auf Berlin: Mit welchem Recht?

Eigentlich wollte ich mich nie wieder politisch im Blog äußern. Aber die jüngsten Geschehnisse rund um den Sturm auf Berlin lassen mir leider keine andere Wahl. Mit welchem Recht passierte dies? Und mit welchem Recht verharmlosen so viele das, was da rund um den Sturm auf Berlin geschah? Und warum gab es so viele, denen es scheißegal war, mit wem sie sich gemein gemacht hatten? Nach dem letzten August-Wochenende des Jahres habe ich so viele Fragen. Und ich bin tief erschüttert.

Sturm auf Berlin, und niemand hat etwas gewusst?

Politische Äußerungen hier im Blog sind zur Seltenheit geworden. Das hat seinen Grund, wie ihr dem verlinkten Artikel entnehmen könnt. Aber nach den Geschehnissen in Berlin kann ich gar nicht anders. Ich kann mich hier gar nicht wegducken. Es rumort in mir, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Es gab also diesen Sturm auf Berlin. Wer nach diesem Begriff recherchiert, stößt neben der abscheulichen Aktion der Nazis auch auf eine Dokumentation über die letzten Tage von Hitler-Deutschland.

Das bringt mich zu dem Gedanken, dass das am Wochenende keineswegs eine „normale“ Demo war, wie uns viele glauben machen wollen. Unter dem Mäntelchen einer Anti-Corona-Maßnahmen-Wimmer-Jammer-Demo versteckte sich ein waschechter Putschversuch. Ein Putsch ist ja eine meistens gewalttätige, überraschende Aktion von Militärs oder Paramilitärs zum Sturz der Regierung. Und nehmt es mir mal nicht übel, aber dieser Sturm auf Berlin war genau der Versuch dazu.

Es ging doch nur nach außen hin um die so schlimmen Maßnahmen der Politik zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Sonst wären nicht unzählige Leute dort mit Reichskriegsflaggen aufmarschiert und hätten auch nicht versucht, gewaltsam in den Deutschen Bundestag einzudringen. Dass es den Sturm auf Berlin geben würde, war lange bekannt. Die so genannte „Demo“ wurde dennoch erlaubt, weil die Gerichte nicht wussten, was passieren würde? Lasst euch mal nicht auslachen.

Nicht alle waren Nazis, aber…

Selbstverständlich waren nicht nur Nazis, Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger und ähnlich verkorkste Menschen auf der Demo am Wochenende. Da waren auch „Menschen wie du und ich“, die sich vielleicht gedacht haben, dass das mit den Maßnahmen nun doch ein bisschen weit gehen würde. Mal abgesehen davon, dass Deutschland gerade wegen der Maßnahmen gut durch die Krise durch kam. Sie haben damit einfach mal unrecht.

Was ich aber nicht verstehen kann: Die angeblich so normalen Menschen geistern auf einer Demo rum, wo rechtsradikale und staatsfeindliche Symbolik und Parolen verwendet werden. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hätte mir dann gesagt, dass ich nichts damit zu tun haben will. Das haben die angeblich so normalen Menschen nicht getan, sondern haben sich mit Nazis und Putschisten gemein gemacht. Das ist zum Kotzen. Sorry für den Ausdruck.

Als es in den Neunzigern die großen Ausschreitungen in Leipzig-Connewitz gab, fing das auch mehr oder weniger harmlos an. Dann zückten die Linksextremisten damals die Springmesser, Molotov-Cocktails und warfen Rauchbomben und legten sich mit der Polizei an. Ich war zwar auch nicht mit allem einverstanden, wogegen die Typen da waren. Aber bei solchen Sachen habe ich auf dem Absatz kehrt gemacht. Damit wollte ich dann doch nichts zu tun haben.

Man muss ja ein gewisses Rechtsgefühl haben. Und das heißt nun mal, dass beim Schwenken von Reichskriegsflaggen der Spaß aufhört. Jeder normal denkende, der vielleicht nur endlich wieder ohne Maske einkaufen gehen will, muss sich dann zwingend von solchen Schwenkern absondern, sonst hängt man genauso da mit drinnen. Mit gefangen, mit gehangen. Oder anders gesagt: Eine Schafherde wird immer grau, sobald ein paar schwarze Schafe darunter sind.

Wir dürfen denen das nicht durchgehen lassen

Die Scharfmacher heißen Udo Vogt, Björn Höcke, Attila Hildmann, Xavier Naidoo, Udo Schiffmann et cetera peh peh. Höcke etwa rief zur Teilnahme auf, der NPD-Kader Vogt auch. So dann eben auch AFD, NPD und alle anderen dieser Vereinigungen. Und alsbald war der Begriff „Sturm auf Berlin“ geboren. Und jetzt wollen sie nicht dafür verantwortlich sein? Die Medien reden von „einigen“ Neonazis. Es waren weit mehr als nur eine Handvoll. Das dürfen wir ihnen nicht durchgehen lassen.

Nein, das war keine „Demonstration der normalen Bürger“ gegen irgendwas. Das war ein Nazi-Aufmarsch. Das ist hier ausführlich dokumentiert. Und es war ja nicht so, dass es nicht im Vorfeld bekannt war. Tagelang gab es kein anderes Thema. Und dann erzählt das Oberverwaltungsgericht Berlin, dass das Demonstrationsrecht schwerer wiegt als vage Verdachtsmomente? Diesen Fehler darf man auch nicht einfach so durchgehen lassen. Niemandem in Politik und Justiz.

Am Ende kommt vielleicht noch der Präsident vom Verfassungsschutz daher und erzählt einen, dass die Demo am Wochenende nicht von Rechtsradikalen unterwandert worden wäre. Oh, Moment mal, da war doch was. Das Bundesamt für Verfassungsschutz ist demnach komplett nutzlos. Das darf nicht passieren. Und das muss Konsequenzen haben. Ich meine, wir sehen doch, was aus dem Sturm auf Berlin geworden ist.

Wenn ich meinen Job nur halb so schlecht machen würde wie einige der politischen Entscheider in den letzten Tagen, ich hätte schon längst meine Arbeit verloren. So fühlen sich die Nazis bestätigt und werden versuchen, die Schmerzgrenze immer weiter auszureizen. Und irgendwann greifen sie richtig nach der Macht. Es wird höchste Zeit, dass der vernünftige Teil der Bevölkerung aufsteht und etwas gegen diese Leute unternimmt. Noch einen Sturm auf Berlin wird diese Demokratie nicht aushalten.

5 Replies to “Sturm auf Berlin: Mit welchem Recht?”

  1. Lieber Henning, nur den Volksverpetzer als ausführliche Dokumentation zu verlinken ist nicht sehr ausgewogen. Man könnte auch NZZ oder die Welt lesen…
    Alles in Allem sollte man in diesen verrückten Zeiten ruhig bleiben und nicht in Extreme verfallen. In der Mitte ist zur Zeit viel Platz.

      1. Der Meinung bin ich auch! Bei diesen Beißreflexen verstehe ich nun auch warum du solche Themen lieber läßt….
        Warum ich den Kommentar nicht verstehe ist ihm offenbar egal. Solange alle in Ihren Blasen hausen wird es nicht besser.

        1. Ja, genau. Und ich hatte all diese Themen sonst gern kommentiert. Und genau das ist es doch: Ein Kommentar. Der ist weder objektiv, noch muss er richtig sein, noch soll er wie die Tagesschau sein. Das ist nun mal so bei einem Blog.
          Ich denke auch, dass das grundsätzliche Problem die Blasen sind. Ich habe mal versucht, in eine „andere“ Blase vorzudringen. Aber das ist zwecklos, weil die zum Teil wie eine Sekte sind. Und ganz ehrlich, dafür ist mir dann meine Zeit zu schade.

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