Das Oberholz – Ab in die Sommerfrische

Als Leipziger hat sicherlich jeder schon mal davon gehört: Das Oberholz südöstlich der Großstadt. Aus der muss man gelegentlich ausbrechen. Und was bietet sich da wohl besser an, als das Gebiet, das selbst dem wildesten Tagebau getrotzt hat. Man kommt sich als „Städter“ fast so vor, als würde man in die Sommerfrische übersiedeln. Und deshalb erzähle ich mal was dazu.

Wo liegt denn das Oberholz?

Stellen Sie sich vor, Sie verbringen einen lauschigen Tag am Störmthaler See. Sie genießen die Annehmlichkeiten auf der Magdeborner Halbinsel, wo Jahr für Jahr das Highfield-Festival stattfindet. Sie schauen aber nicht gerade hinüber in den Bergbau-Technik-Park. Und Sie ahnen auch nicht etwas weiter rechts die Vineta, die an die Kirche Magdeborn erinnern soll.

Nein, Sie schauen glatt nach rechts. Sie erspähen am östlichen Ufer das namensgebende Störmthal. Und dahinter befindet sich das Oberholz. Wie Störmthal und einige weitere Ortschaften südöstlich von Leipzig gehört es zur Gemeinde Großpösna. Daneben wird es von Threna, Belgershain, Oelzschau, Pötzschau, Dreiskau-Muckern und eben Störmthal umschlossen.

Mit dem Zug in den Wald?

Das gestaltete Wartehäuschen vom Bahnhof Oberholz

Es war lange Zeit Gang und Gäbe, dass die Leipziger mit dem Zug in den Wald fuhren. Es bietet sich ja auch an, nachdem die Bahnstrecke von Leipzig nach Geithain direkt daran vorbeiführt. Das Oberholz hat ja nicht umsonst seinen eigenen Bahnhof.

Das Oberholz und sein Bahnhof

Das Waldgebiet wird von der Bahnstrecke nordöstlich begrenzt. Und mit dem Zug können sozusagen die Stadtmenschen aus Leipzig, aber eben auch aus Bad Lausick und Geithain bequem in das Oberholz fahren. Der Bahnhof liegt auf 157 Metern Höhe über Normalnull. Also sollte mit Beschwerden nicht zu rechnen sein.

Die Bahnstrecke und das Oberholz – Blickrichtung: Leipzig
Hier wird das Oberholz durch die Bahnstrecke begrenzt – Blickrichtung: Geithain
Ein Alstom Coradia 641 schaut beim Oberholz vorbei

Wüstalbrechtshain: Herzog Moritz beschenkt die Uni

Vor über 600 Jahren soll das Oberholz besiedelt worden sein. Im Nordteil des Gebietes zeugen wohl Wallanlagen von dem damaligen Dorf Wüstalbrechtshain. Das Waldgebiet an sich gehörte zu der Zeit dem Dominikanerkloster Leipzig, zu dem in Leipzig auch die Moritzbastei gehört hatte. Zur Reformation wurde das Kloster aber aufgehoben.

Herzog Moritz von Sachsen wiederum schenkte dann der Universität Leipzig das Oberholz im Jahr 1544. Die bewirtschaftete das Gebiet und gewann Feuerholz. Vor etwa 80 Jahren eröffnete die Stadt Leipzig dann einen Drogistenlehrgarten und baut Heil- und Gewürzpflanzen an. Und daneben ist das Oberholz ein nach wie vor gern genutztes Ausflugsziel.

Natur, Lehrgut, Sangeszunft

Im Oberholz kann man Laub- und Nadelwald entdecken, vielfältige Kräuter, Lauche und Wildblumen findet man. Lesen Sie mal nach, wie artenreich die Pflanzenwelt ist. Da auch immer wieder Bäume absterben, findet man auch Holzstapel und manch seltsame Ansicht.

Wilde Büsche
Zapfen mitten im Wald
Unsortiert dastehende Baumkronen
Lockerer Mischwald
Harz-Tropfen an frisch geschlagenen Bäumen
Ein ausgehöhlter Baumstumpf: Hat da wer gehaust?

Die Universität betreibt im Oberholz ein Versuchsfeld mitsamt Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Veterinärmedizin hat sich angesiedelt und wird vom Versuchsfeld aus versorgt. Das Oberholz ist somit ein wichtiger Lehr-Ort für die Universität geworden. Darüber hinaus finden wir im Oberholz einen eigenen botanischen Garten.

Und nicht zuletzt gibt es im Oberholz einen „Pfad der Lieder“. Volks- und Wanderlieder sind in Form eines Parcours durch den Wald an Schautafeln angebracht. Von „Das Wandern ist des Müllers Lust“ bis „Im schönsten Wiesengrunde“ sind 12 bekannte Lieder verfügbar. Das Ganze entstand nach einer Idee des Männerchors Großpösna.

Wälder erhalten

Als wir in dem Waldgebiet waren, konnten wir natürlich auch die Schäden durch die Trockenheit des Jahres 2018 nicht übersehen. Deshalb ist auch der Pösgraben, über den der Wald entwässert, nahezu leer gewesen. Das soll zwar mal vorkommen können. Aber die Trockenheit hat durchaus ihren Tribut gefordert.

Der Pösgraben: Namensgeber für die Gemeinde Grpßpösna

Wie im letzten Sommer, als ich mit meiner Tochter im Harz Urlaub gemacht hatte und vor dem dortigen Wald erschrocken war, ist es zwar nicht. Dennoch muss auch so ein Wald wie dieser vor der Haustür der Stadt Leipzig dringend erhalten werden.

Blick in den Wald

Denn das Waldgebiet ist Heimat von vielen Tieren, unter anderem Rot-, Schwarz und Damwild, Füchsen, Dachsen, Mardern, Iltisse und Wieseln, sowie zahlreiche Vögel. Auch Lurche und Reptilien sind vorhanden. Und so stellt das Oberholz eine Oase des Lebens dar. Die sollte man unbedingt genießen und sich für Stunden aus dem Alltag einfach mal abmelden.

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