Hygiene für die Seele – Ein paar Gedanken dazu

Lasst uns mal ein paar Gedanken wälzen. Es geht um Hygiene. Nein, nicht um das Händewaschen „wegen Corona you know“. Es geht um das, was uns innerlich ausmacht. Was ist denn mit dem, was man Seele nennt? Hier muss man auch mal hygienisch sein. Ich male mal ein paar Gedanken auf, was ich mir so als Hygiene für die Seele vorstelle. Das muss alles nicht stimmen. Es ist aber für mich ein Experiment, um den ganzen Wahnsinn verarbeiten zu können, der uns so tagtäglich ereilt. Also schauen wir mal.

Hygiene für die Seele: Was bitte soll das denn sein?

Ich habe es nicht gewusst, dass es Artikel über Artikel zu dem Thema gibt. Ich halte es aber dennoch für wichtig, dass man sich von Zeit zu Zeit mit diesem Thema auseinander setzt. Das macht ja jeder anders. Aber Fakt ist, dass man aufhören muss, pausenlos an sich selbst Raubbau zu betreiben. Bei diesem doch eher ungewöhnlichen Thema für diesen Blog geht es hauptsächlich darum, dass man sich dessen entledigt, was einen herunterzieht, den Schlaf raubt und eben aufs Gemüt drückt.

Es muss doch möglich sein, aus dem Hamsterrad auszubrechen. Wir machen das regelmäßig unregelmäßig. Wir wissen doch alle, wie das ist: Ich kann nicht einfach so meine sieben Sachen packen und für eine Zeit lang abtauchen. Aber wir müssen alle schauen, dass das Ding, das wir Seele nennen, nie zu kurz kommt. Dabei ist es ja gar nicht so richtig klar, was die Seele überhaupt ist. Ich will das deshalb ein wenig anders umschreiben.

Ich denke, wir müssen das mit der Hygiene für die Seele durchaus ernst nehmen. Dieses ganze Gerede von „Was uns nicht umbringt, macht uns hart“ führt doch genau zu dem gesellschaftlichen Zustand, den wir derzeit erleben. Wenn wir alle etwas achtsamer mit uns umgehen, können wir einiges erreichen. Vor allem erreichen wir, dass es uns gut geht. Dem Gegenüber die Pest an den Hals zu wünschen, kann zwar auch helfen. Aber nur zeitweise. Nachhaltiger ist es doch, dem ganzen Mist aus dem Weg zu gehen, oder?

Es gibt keine Filterblase, die stark genug ist

Was habe ich mich immer aufgeregt, wenn ich irgendwelche Themen mitbekommen habe! Zu der Nummer in Thüringen und die Auswirkungen auf die Bundespolitik hätte ich wohl zu der Zeit etliche Blogartikel geschrieben und wäre wie ein Verrückter in Diskussionen eingestiegen. Am Ende hätte ich noch bis tief in die Nacht hinein Nachrichten gewälzt, Twitter leer gelesen und wäre wohl kaum zu Schlaf gekommen. Wahrscheinlich wäre ich dabei auch einem Trugschluss aufgesessen.

Das muss ich alles nicht weiter auseinander nehmen. Jedenfalls ist es so, dass man so schnell der Macht der Filterblasen aufsitzen kann. Ich versuche, mich dagegen zu stemmen, indem ich das weitgehend ausblende. Oftmals fängt mich hierzu auch meine Frau ein. Es ist nun einmal so, dass ich als politisch sehr interessierter Mensch schnell durch die Decke gehe. Dann ist es gut, wenn man einen Menschen hat, der da einen Gegenpol darstellt.

Es ist wichtig für jeden Menschen, im Zuge der Hygiene für die Seele auch mal alle fünfe gerade sein zu lassen. Ich habe einen verantwortungsvollen Job und ein Privatleben. Das soll immer an oberster Stelle stehen. Filterblasen helfen da niemandem weiter. Um das Leben leben zu können, was man sich so vorstellt, muss man aus diesen Ungetümen ausbrechen. Es gibt keine Alternative. Und keine Filterblase ist stark genug, dass sie uns aufhalten können.

Dann lieber Rituale

Ja, es klingt bekloppt: „Rituale für die Seelen-Hygiene“. Schwenken wir jetzt Weihrauch, trinken irgendwelche Getränke oder so etwas in der Art? Nein. Aber es gibt so Rituale, die gut für die Seele sind. Bevor man komplett irre wird wegen der Nachrichten, dem täglichen Verkehrchaos, den Verrückten in den sozialen Netzwerken etc., sollte man lieber herumblödeln oder lesen oder Spiele machen. Es gibt auch Menschen, die ganz gezielt sich ihren Müll von der Seele schreiben. OK, warum nicht?

So ein Ritual hat für die meisten Menschen einen hohen symbolischen Wert. Erinnert sich noch jemand an den sonntäglichen Gottesdienst? Das ist so ein Ritual. Morgens keine Nachrichten zu konsumieren, sondern irgendeine Serie, kann auch so etwas werden. Blogartikel zu einer bestimmten Zeit schreiben, ebenfalls. Und ganz wichtig für die Hygiene der Seele ist, abends nicht das Chaos des Tages mit ins Bett zu nehmen. Lest etwas, seid nett zueinander, blendet den Alltag aus.

Wer nur den Autopilot anschaltet, um den Tag halbwegs ohne Blessuren zu überstehen, landet irgendwann im Kiesbett und kommt nicht mehr raus. Fangen wir an zu leben. Machen wir das zum Ritual. Und selbst wenn wir als Ausrede hernehmen, dass wir dann ja produktiver im Job wären. Aber mal ehrlich: Muss es eine Begründung dafür geben, die Hygiene der Seele zu beachten? Sollen sie sich doch die Köpfe einhauen. Da muss ja nicht jeder mitmachen, oder?

2 Replies to “Hygiene für die Seele – Ein paar Gedanken dazu”

  1. Ich habe grade erlebt, dass ich eigentlich nix zu „der Nummer in Thüringen“ schreiben wollte, dann aber von einer Stammleserin heftig aufgefordert wurde, meine Meinung kund zu tun.

    Hab dann noch ein bisschen gewartet, weil es schier unmöglich ist, inmitten sich überschlagener Ereignisse eine Meinung zu alledem zu verlautbaren – dann ging es aber doch und ich habe einen halben Tag damit verbracht, möchlichst mit etwas Abstand und mehr mit Blick aufs Ganze etwas dazu zu schreiben.

    Dass „Wie weiter nach Erfurt?“ dann so gar nicht zum inhaltlichen Kommentieren anreizt, finde ich jetzt doch etwas schade!

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