Ich bin immer ein Freund davon, sich mit Alternativen zu beschäftigen. So ging es mir auch mit dem Browser Brave, der gerade gelobt wird. Entwickelt wird der Browser von der US-amerikanischen Firma Brave Software Inc. Hier muss ich schon mal aufhorchen. Aber dennoch habe ich mich mit dem Browser beschäftigt. Und darüber möchte ich einmal erzählen.
Was ist der Brave Browser?
Bei Brave handelt es sich um einen quelloffenen Browser für alle möglichen Betriebssystem-Plattformen. Sowohl für Computer (Windows, Linux, MacOS) als auch für Mobilgeräte (Android, iOS) steht er zur Verfügung. Wie Google Chrome und neuerdings auch Edge baut der Browser auf die Chromium-Engine. Insofern nichts neues.
Was gut ist: Der Browser kommt mit einem eigenen Block-System daher, mit dem Werbung und Tracking-Module blockiert werden. Damit wird der Datenschutz erhöht. Damit arbeitet der Browser schnell, keine Frage. Aber der Browser bringt auch einen gewaltigen Pferdefuß mit. Und der stößt mir ganz bitter auf und veranlasste mich zum sofortigen Löschen.
Es ist nämlich keineswegs der Fall, dass gar keine Werbung angezeigt wird. Vielmehr zeigt Brave Werbung an, mit der sich das Unternehmen finanziert. Webseiten-Betreiber können ihre Webseiten registrieren und dann Teile der Werbeeinnahmen erhalten, die über diese Werbung generiert wird. Also eine Art AdBlock Plus in neu.
Nun, ich habe versucht, meine Seite zu registrieren. Dafür habe ich ein Plugin für WordPress aktiviert, wie es Brave empfohlen hatte. Und dann brüllte mir der Betreiber entgegen, dass ich kein HTTPS verwenden würde. Ist das so? Schauen Sie mal in die Adresszeile:
Wie Sie sehen, wird dieser Blog sowohl im Edge von Microsoft als auch im Google Chrome korrekt als „HTTPS“ angezeigt. Das sehen Sie anhand des Schlosses vor der Adresse. Wieso das Brave anders sieht, ist mir nicht klar. Ich habe zwar keinerlei Werbung (bis auf das Bild meines Hosters) auf der Seite. Insofern ist mir die Monetarisierung nicht wichtig. Aber meine Leser würden vielleicht über Brave dennoch Werbung angezeigt bekommen.
Ich sehe Brave kritisch
Ja, der Browser ist schlank und blockt vieles, was in Sachen Datenschutz fragwürdig ist. Wenn aber stattdessen andere Werbung angezeigt wird und die Webseiten-Betreiber aufgrund mangelhafter Erkennung durch Brave nicht daran teilhaben können, ist das Murks. Man könnte schon von Diebstahl reden. Genauso die Synchronisierung über Gerätegrenzen hinweg könnte man dann kritisch sehen.
Man verkloppt immer Chrome und Edge, weil die eine Synchronisation hinbekommen, was aus Datenschutz-Sicht ja gar nicht geht. Und man verkloppt die Browser, weil sie aus den USA stammen. Aber worin genau besteht dann der Unterschied zu Brave? Für Firefox gilt – bis auf die Tatsache „Non-Profit“ das Gleiche.
Die Vergütung für Webseiten soll in Form von Bitcoins erfolgen. Wie halsbrecherisch das Ganze läuft, muss ich wohl niemandem erklären. Das Alles führen dazu, dass ich dem Konzept Brave, so wie es sich seit drei Jahren darstellt, nicht so freundlich gegenüber stehe. Klar, Google Chrome und Microsoft Edge haben auch diverse Fragezeichen. Aber der Heilsbringer ist nicht der Löwe aus San Francisco.
Wie sehen es denn andere?
Ich habe mich in den letzten Tagen über Brave informiert. Der Browser war auf Handy und Computer installiert, die Synchronisation war eingerichtet, die Registrierung der Webseite ging bekanntermaßen schief, und Werbung zu allerlei eigenartigen Dingen wurde mir dennoch angezeigt. Was aber sagen andere?
Es ist zunächst einmal so, dass es Leute gibt, die den Browser in den Himmel heben. Und irgendwo in ihren Einlassungen findet man dann einen Provisionslink zu Brave. Geschenkt, das ist dann vielleicht nicht objektiv genug. Andere gehen nicht wirklich mit den Fragezeichen ins Gericht. Dass es sie gibt, habe ich hier aufgeschrieben.
Brave bietet zwar inzwischen mit BAT (Basic Authentication Token) ein Etherium-Token an, mit dem festgelegte Beträge „gespendet“ werden können. Aber das funktioniert bei einem Teil der Webseiten einfach mal gar nicht. Man könnte wie hier von einer Art Mogelpackung reden. So weit würde ich nicht gehen. Aber es bleiben eben zu viele Fragezeichen.
Und was mich besonders irritiert: Wieso habe ich bislang keine aktuellen (nicht aktualisierten) Anleitungen zu Brave in deutscher Sprache gefunden? Wieso gibt es nur deutschsprachige Einschätzungen dazu, die einige Monate mindestens auf dem Buckel haben? Ist Brave vielleicht einfach uninteressant?
Mein Fazit
Am 16. August 2019 erschien die Version 0.71.13 des Brave Browsers. Es gibt also auch nach 3,5 Jahren keine Version 1.x. Davon abgesehen, existieren für mich zu viele Fragezeichen, als dass ich dem US-amerikanischen Unternehmen über den Weg trauen könnte. Gleichwohl ist mir bewusst, dass es Alternativen geben muss. Brave ist aber (noch) keine.
Ich werde es aber versuchen, dem Browser noch eine Chance zu geben. Vielleicht hatte ich einfach Pech. Dann müssten aber noch weitere aktuelle Anleitungen auf Deutsch vorhanden sein. Denn dann könnte man sagen: Ja, Brave hat da einen Nerv getroffen, und der Browser bedient wirklich die Nutzerwünsche. So lange das nicht der Fall ist, bin ich sehr skeptisch. Aber wie sehen Sie das Ganze?