Microsoft-Daten: Aus Europa in Europa

Microsoft-Daten werden nach wie vor nicht konsequent in der jeweiligen globalen Region vorgehalten. Hier also Europa. Das wird sich allerdings langsam ändern. Daten in den Cloud-Diensten des Riesen, die in Europa generiert werden, werden wohl zukünftig vollständig auch in Europa bleiben und hier verarbeitet werden. Warum ist das wichtig? Ihr werdet lachen: Datenschutz spielt hier eine wesentlich größere Rolle als woanders auf der Welt. Oder anders gesagt: Hierzulande wird anders mit Daten umgegangen.

Microsoft 365 ist böse!

Ich arbeite seit vielen Jahren im Support. Irgendwie kann ich da schon sagen, dass ich da einige Ahnung habe. Und man denkt sich, dass man alles schon mal erlebt hat. Vor ein paar Jahren bat ich einen Kunden zur Analyse seines Datenbank-Clusters um Logfiles. Aufgrund der zu erwartenden Datenmenge bat ich ihn darum, die Daten über ein Upload-Portal meiner Firma bereitzustellen. Seine Reaktion: „Hier wird nichts hoch- und runtergeladen! Datenschutz!!!“ – Warum erzähle ich das?

Es gibt so Dinge, die kann man gar nicht durchführen oder anbieten, wenn man keine Kompromisse eingeht. Wir wissen doch alle, dass in Sachen global funktionierender Zusammenarbeit in unserer veränderten Arbeitswelt die beste Wahl nach wie vor Microsoft mit seiner Plattform Microsoft 365 ist. Deshalb kann ich das Mäkeln eigentlich nur zum Teil nachvollziehen. Aber da ist ja die Sache mit dem Datenschutz. Der wird nun einmal in Europa ganz anders gehandhabt.

Microsoft-Daten werden eben synchronisiert. Das ist so, um die Ausfallsicherheit zu garantieren. Es gab ja immer wieder gigantische Störungen. Dann wäre es ja eigentlich zu begrüßen, dass man dennoch jederzeit Zugriff auf die eigenen Microsoft-Daten hat. Dennoch wurde der Riese aus den USA als schlimmer Finger und als böse hingestellt. Ob das in jedem Fall so gerechtfertigt ist, sei mal dahingestellt. Jedenfalls gibt es dazu Neuigkeiten.

Geografische Grenze für Microsoft-Daten

Microsoft hat nun in einer Pressemitteilung angekündigt, dass die Speicherung und Verarbeitung von Microsoft-Daten, die in der Europäischen Union entstehen, auch in Europa durchgeführt werden. Man werde künftig keine solchen Daten von Organisationen, die in der EU ansässig sind, mehr aus Europa heraus transferieren. Das betrifft alle Cloud-Dienste von Microsoft: Microsoft 365, Azure und Dynamics 365. Andere sagen dazu Datengrenze.

Grundsätzlich hatte Microsoft auch jetzt schon den europäischen Datenschutz weitgehend eingehalten. Es ist nun einmal so, dass sich Azure und Co. so einstellen lassen, dass all die Microsoft-Daten innerhalb der EU verarbeitet werden. Nun aber kommt es zu einer Art geografischen Grenzziehung. Dazu kommt eine Infrastruktur von europäischen Rechenzentren zum Einsatz, in die sich nicht nur Unternehmen aus EU-Staaten, sondern auch aus der Schweiz und Norwegen einmieten können.

Hintergrund ist freilich die Aufkündigung des Privacy Shields zwischen der EU und den USA. Dadurch ist die rechtliche Lage für den Datenaustausch zwischen Diesseits und Jenseits des Atlantiks eher unklar. Und darüber hinaus gibt es den US CLOUD Act, der eben einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre darstellt. Gegen diesen stellt sich auch Microsoft, aber er gilt eben auch für das Unternehmen. Mit dem Gesetz wird es den US-Behörden ermöglicht, auf Daten – und eben auch Microsoft-Daten – zuzugreifen.

Und was jetzt?

Ich weiß noch, was die so genannte „Deutschland-Cloud“ für ein Theater war. Das war eine Art hermetisch abgeriegelter Teil von Azure und Office 365, ähnlich zu den „Government Clouds“ in den USA oder sonstwo. Updates und neue Funktionen kamen später, der Support war nicht so möglich wie im Rest der Cloud-Dienste von Microsoft. Wird das nun wieder drohen, wenn der Konzern diese ominöse „Datengrenze“ zieht und europäische Microsoft-Daten gesondert schützt?

Ich glaube es ehrlich nicht. Dafür sind die europäischen Konzerne für den Riesen viel zu wichtig. Ich schaue da auf unsere Kunden. Da sind schon einige Großkaliber dabei. Das wäre dann schon eine schräge Nummer, wenn Microsoft da auch so arbeiten würde wie in der „Deutschland-Cloud“. Klar, wir können das noch nicht so ganz genau wissen. Aber Microsoft hatte immer davon erzählt, wie wichtig ihnen der europäische Markt ist.

Aber vielleicht sind dann die ganzen Mäkler zufrieden, wenn es diese Abgrenzung einmal gibt. Ich meine, was soll denn Microsoft sonst machen? Jaja, die Mäkler werden vorschlagen, dass der Konzern einfach aufhören soll zu existieren. Aber löst das dann die Fragen der Zukunft? Ich bin mir nicht sicher.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert