Abwehr von Wirtschaftsspionage – Deutschland, das Kleinkind

Wirtschaftsspionage ist ein lukratives Geschäft. Aber sie muss bekämpft werden. Deutschland macht da zu wenig. Oder fast gar nichts. Super. Damit können wir eigentlich jegliche Spionage-Debatte für beendet erklären und den Pofalla spielen. Am Ende stecken wir den Kopf in den Sand, bis die Gefahr vorüber ist. Denn wir haben doch nichts zu verbergen. Zum Glück ist Sommer, dann können wir uns einfach mal an den Strand legen.

Ob es nun Kriminelle sind oder Geheimdienste anderer Länder, ist völlig egal. Die spionieren in Deutschland herum. Und zwar nicht zu knapp. Und sie machen sich auch keinen Kopf, wie hier die gesetzlichen Bedingungen sind. Wenn dem so ist, muss man als Land etwas dagegen tun. Denke ich. Aber was macht Deutschland? Sie werden es nicht glauben, aber als eins der am weitesten entwickelten Länder der Welt ist Deutschland in Sachen Spionage-Abwehr ein Entwicklungsland. Ein Kleinkind. Deutschland, nimm einfach mal die Windel ab.

Nicht falsch verstehen, es ist nicht nur die Politik, die eindeutig zu wenig tut. Es ist auch die deutsche Wirtschaft. So erzählt es zumindest der Sicherheitsexperte Christian Schaaf der Leipziger Volkszeitung in der gestrigen Print-Ausgabe. Und das kann ich nur verstehen. Mir sind Unternehmen bekannt, die wissen davon, dass bei ihnen spioniert wird. Und was tun sie dagegen? Nun ja. Wie soll ich das sagen? Unterm Strich tun sie nichts. Und das kann es doch nicht sein.

Es geht um einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden. Die Unternehmen tun zu wenig für die Datensicherheit, und die Politik übt zu wenig Druck auf die Firmen aus. Ach, die armen Unternehmen, was sollen die denn noch alles machen? Die sollen ihre Infrastruktur absichern und dazu verpflichtet werden. Ist das denn so schwierig zu verstehen? Die Firmen jammern doch ständig darüber, dass chinesische Unternehmen ihre Produkte kopieren. Neuerdings stehen ja auch russische Firmen unter Spionage-Verdacht. Aber wenn man das weiß, muss man doch etwas dagegen tun. Oder?

Nein, die deutschen Firmen verfolgen lieber eine Vogel-Strauß-Strategie. Das ist ja mal eine richtig großartige Strategie, oder? Und derweil werden sie immer weiter ausspioniert. Ja, Russland und China werden da immer wieder genannt. Aber was ist mit den USA? Jedem ist das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP ein Dorn im Auge. Es geht das Gerücht, dass die USA oder deren Firmen deutsche und europäische Firmen ausspionieren (lassen), um sich in eine bessere Verhandlungsposition zu bringen. Das muss man sich vor Augen halten. Den Kopf in den Sand stecken, das hilft auf keinen Fall weiter.

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