Einen friedlichen Augenblick ohne das ganze Desaster

Ich erzähle Ihnen mal was: Ich will da gar nicht mehr hingucken, wenn Nachrichten kommen oder irgendwas im Internet BREAKING NEWS sein soll. Ich will es schlichtweg langsam nicht mehr wissen. Unterm Strich bleibt doch eigentlich die Erkenntnis, dass die Welt ein einziger Spielball irgendwelcher zwielichtiger Leute geworden ist. Irgendwie vermutet man jeden Augenblick, dass Agent Smith aus irgendeiner Ecke hervorgehüpft kommt. Kenner der Matrix-Trilogie wissen, wovon ich hier erzähle. Und genau dort gab es auch den Spruch: „Ihr schließt mich wieder an, und ich will alles vergessen.“ Aber ist das der Königsweg? Einfach alles vergessen?

Die Puhdys hatten mal 1984 das Album „Das Buch“. Auf dem will ich gar nicht herumreiten. Ich glaube, ich könnte eh nicht genug davon vorspielen. Das Spektakel beginnt mit einem Instrumentalteil namens „1984“ und endet mit „Das Märchen“, in dem dann auch das Instrumentalteil wieder vorkommt. Jedenfalls wird dort die Geschichte eines Musikers erzählt, der einsam auf einem Berg vor der Stadt saß und drauflos philosophierte. Er wollte ein Märchen erzählen und auf seiner Gitarre dazu spielen. Sehr lyrisch und gefühlvoll. Dann kam der Musikant nach Hause und schrieb ein ganz anderes Lied vor den Eindrücken des Fernsehers: „Wie viele Narben trägt die Zeit // ins Buch, das uns das Leben schreibt?

Wissen Sie, ich habe einen Nachmittag mit meiner Tochter im Volkspark Stünz im Leipziger Osten verbracht. Flüchtlinge waren weit weg, Truppenbewegungen waren weit weg, der Islamische Staat und die Wahnsinnigen von der Überwachungsfront waren weit weg. Ich habe da mit meiner Tochter an dem Teich gehockt, wir haben den Enten zugeschaut, vor uns hin palavert und Stöckchen ins trübe Wasser geworfen. Wir haben die wirklich großen Dinge besprochen: Wie war die erste Schulwoche? Ist zuhause alles in Ordnung? Wie weit ist der Papa mit der neuen Wohnung? Verstehen Sie, da hat mich der ganze Kram, vor dem man eigentlich weglaufen möchte, einen feuchten Dreck interessiert.

Spätsommer in Stünz
Spätsommer in Stünz

Aber ich kann nun mal nicht aus meiner Haut. Ich habe ja doch ein gewisses Engagement. Man kann ja nicht vor sich selbst weglaufen. Ich bin so ein Typ, der gern mal den Finger in die Wunde legen will. Ob ich damit richtig liege oder nicht, ist da oftmals zweitrangig. Mir geht es da meist um die Situation in dem jeweiligen Moment. Und mir geht es nun einmal derzeit so wie Dieter Hertrampf im Lied „Das Märchen“, das ich oben kurz skizziert habe. Ich bin gern in Stünz, weil das so eine völlig andere Welt ist. Aber wenn ich dann wieder zuhause bin und von irgendwoher Nachrichten konsumiere, könnte ich derzeit einfach nur laut schreien. Dann sind die ganzen Stünzer Eindrücke weg. Dann will man nur noch über Narben schreiben.

Ich lese seit Monaten in Blogs davon, dass die Welt am Abgrund stehen würde. Sie wissen ja, wie das ist, wenn man realistisch ist. Man tut das erstmal als Geschwurbel ab. Aber irgendwie ist mir so, als ob das gar nicht so ein großes Geschwurbel sein kann. Da gibt es wilde Schwankungen an den großen Börsenplätzen dieser Welt, sodass der DAX in Frankfurt/Main mal eben um über 5% abstürzt, weil die Börse in Shanghai zusammengerutscht war. Einen Tag drauf war alles wieder im Lot, und ich denke mir einfach nur: Was zum Henker?

Und dann erinnere ich mich an ein Ereignis vor 14 Jahren. Weltweit waren wohl die Börsen – so wurde es zumindest erzählt – hohen Schwankungen unterworfen. Und dann krachten Flugzeuge ins Pentagon und ins World Trade Center. Das soll wohl irgendwie gut zusammenpassen, hieß es dazu immer. Und dann drängt sich mir die Frage auf, ob das nicht irgendwer nochmal so durchzieht. So wie damals die Terroristen viel Geld, was sie über Finanztricksereien an den Börsen einnahmen, für die Anschläge damals brauchten, kann es doch jetzt auch sein, dass jemand viel Geld für etwas in der Art braucht. Was wäre denn, wenn die Sache richtig wäre, dass irgendwelche Truppen umher geschoben werden? Das kostet ja jede Menge Geld, das irgendwer einsammeln muss. Das geht durchaus mit solchen Börsenspielchen.

Der wichtige Cent
Der wichtige Cent

Die Europäische Union ist es nicht. Die ist nur rein zufällig da und bringt putzige Haustierchen mit. Die werden bespaßt, indem einfach mal Millionen von Flüchtlingen auf die Reise hierher geschickt werden. Da kann dann das blöde eingeborene Volk gegenseitig aufeinander losgehen und auf die Flüchtlinge gleich mit. Man sieht es doch in den Nachrichten, die quasi zu 50% mit Meldungen zu Flüchtlingen voll sind. Die europäischen Staatslenker sind dann auch gleich mal beschäftigt, weil sie irgendwelche Pläne heraussuchen und überarbeiten müssen, die vielleicht noch aus den Zeiten der letzten großen Fluchtwelle, nämlich im Zweiten Weltkrieg, stammen. Somit hat niemand in Europa Zeit dafür, sich mit solchen Spielchen zu befassen, die da vielleicht im Gange sind.

Ich meine, die Arabische Welt war jahrzehntelang ruhig. Also im Vergleich zu jetzt. Die Länder waren irgendwie stabil. Es gab starke Machthaber. Ob es nun Gaddafi in Libyen war, Mubarak in Ägypten, Hussein im Irak oder sonstwer – das waren alles finstere Gestalten, aber irgendwie war da halbwegs Ruhe in den Ländern. Gaddafi soll sogar von der EU bezahlt worden sein, dass der dafür Sorge trug, dass nicht so viele Flüchtlinge nach Europa kommen würden. Das wurde neulich mal in den Öffentlich-Rechtlichen behauptet. Gaddafi wurde ja – wie Hussein – entmachtet und getötet. Und seitdem – man nannte das ja „Grüne Revolution – ist die Arabische Welt ein Tollhaus, wo jeder Krieg spielen will und die zivile Bevölkerung Reißaus nimmt.

Das ist nur mal ein kurzer Eindruck dessen, wie sich mir das so darstellt. Ich sage ja nicht, dass Gaddafi, Mubarak, Hussein oder wer auch immer friedliche, gesittete Machthaber waren. Das waren Diktatoren. Keine Frage. Aber ich weiß nicht so richtig, ob man durch die Entmachtung und – wie im Falle Libyen oder Irak – durch Töten der Diktatoren nicht erst wirklich Probleme geschaffen hat. Ich denke, Assad in Syrien ist auch nicht anders. Und viele Flüchtlinge aus Syrien haben es trotz Diktatur zu etwas gebracht. Wirkliche Probleme hat man ja erst, seitdem die Arabische Welt destabilisiert ist. So ist zumindest mein Eindruck, ohne dass ich den jetzt großartig untermauern oder nachweisen will.

Da ja sowohl Gaddafi als auch Hussein nachweislich – die Kamera war omnipräsent – durch US-Truppen zu Tode kamen, könnte man jetzt wirklich denken, dass bewusst in Kauf genommen wurde, dass es eine gigantische Hadsch in Richtung Berlin, Rom, Paris oder so geben wird. Da man sich eh nicht grün mit Putin ist, ist es den USA ganz recht, dass die „Moralapostel aus Europa“ gerade mit Flüchtlingen zu kämpfen haben und abgelenkt sind. Dass die in Europa das nicht gutheißen, was die USA in Sachen Russland vorhaben, hat ja schließlich die NSA herausbekommen und dokumentiert.

Da reiben sich dann auch die USA die Hände, wenn sich der gemeine deutsche Idiot (ja, auch ich bin einer) an der Tankstelle diebisch über gefallene Spritpreise freut, weil dann nochmal ein Wochenendausflug mit Kind und Kegel drin ist. Die Freude ist derart groß, dass womöglich vorbei fahrende Panzer gar nicht registriert werden. Selbst wenn, ist es uns egal, ob die Europäischen Konzerne und Regierungen dem Land mit dem weitaus größten Rüstungsetat – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – Panzer verkaufen (nämlich Saudi Arabien), oder ob einfach nur ein paar scheinbar übrig gebliebene GIs durch die Gegend donnern. Die Tankfüllung ist billig, alles andere ist egal.

Und das nervt mich einfach. Ja, ich kann nicht aus meiner Haut. Ich will es eigentlich nüchtern betrachten und wenigstens etwas Abstand zu dem Dröhnen in den Nachrichten gewinnen. Aber bei der Flut an Nachrichten läuft dann eben das Fass auch mal über. Ich sag dazu mal: Ihr zündet Flüchtlingsheime an, weil euch fremde Kulturen in eurer scheiß Kleinbürgerlichkeit einfach mal nicht in den Kram passen, und woanders werden grad mal eben Vorbereitungen getroffen, die zum Dritten Weltkrieg reichen können.

Und wenn ich dann noch sehe, dass Medien wie die wild gewordenen Aasgeier Fotos von angeschwemmten Kinderleichen machen und diese – manchmal sogar unverpixelt – ihrer klickgeilen Leserschaft um die Ohren hauen und diese dann gleich mal wie blöd in die sozialen Netzwerke kübeln, bin ich dann doch etwas überfordert. Schon irgendwie mal irgendwas von Anstand, Totenruhe, Persönlichkeitsrecht und so etwas gehört? Muss das sein, dass aufgedunsene Wasserleichen von Kindern in den sozialen Netzwerken herumdümpeln? Denkt auch mal irgendwer daran, dass das Kinder sehen können? Leute, tut mir einen Gefallen und lasst das einfach sein. Es gehört sich nicht, so schlimm das auch alles ist.

Und da habe ich noch kein Wort über Griechenland verloren. Das Thema allein würde Bände füllen. Aber einen Satz dazu kann ich mir nicht verkneifen. Ich gehe auch in Sachen Griechenland davon aus, dass es hier genehm ist, dass Europa damit beschäftigt ist, da die putzigen Europäer auch dadurch abgelenkt sind vom wirklich großen Geschäft. Wie gesagt: Das ist alles so ein Gefühl, und deshalb halte ich mich mit Nachweisen (noch) zurück. Ich will mich ehrlich gesagt auch nicht zu sehr aufregen. Das ist schlecht für das Herz. Aber einen muss ich noch mitgeben.

Es herrscht ja quasi ein Cyberkrieg. Also ein Krieg, den man nicht durch Bomben, Flugzeuge und Panzer sieht. Ein Krieg über das Internet. Die große Virenbedrohung Stuxnet gehört dazu. Und es gibt sogar Möglichkeiten, diesen Cyberkrieg darzustellen, damit sich jeder mal ein Bild davon machen kann, was derzeit los ist. Das klingt erstmal nicht spektakulär. Aber ich denke schon, dass ein geschickt angestellter Angriff auf die Datennetze eines Staates diesen lahmlegen kann.

Und ihr schimpft immernoch über die Flüchtlinge, die auf eure rasengemähten Vorgärten schauen könnten? Macht euch lieber über ernsthaftere Probleme mal Gedanken. Und nein, mein Dopamin behalte ich für mich. Ich nehme mir für meine Tochter, meine Freundin und mich so viel Zeit, wie möglich ist. Das gibt mir mehr, als dass ich hier einen dicken Maxen daher hample und wild über Zustände schimpfe, die viel größer sind als ein paar Sprachbarrieren.

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