Facebook-Dienste: Sie sind schon lange den europäischen Behörden ein Dorn im Auge. Nun allerdings hat man auf dieser Seite des Teiches eine Handhabe gefunden. Denn der Datentransfer zwischen der EU und den USA kann nicht mehr stattfinden wie bisher, da das dazugehörige EU-US-PrivacyShield kürzlich für ungültig erklärt wurde. Nun kommen alle US-amerikanischen Anbieter in gewaltige Probleme, darunter eben auch die Facebook-Dienste WhatsApp, Instagram und Facebook selbst.
Werden die Facebook-Dienste abgeschaltet?
Ich weiß noch, wie das war, als ich angekündigt hatte, dass ich darauf verzichten würde, auf Facebook meine Blogartikel zu teilen. Ich wurde gefragt, wie man mir denn dann noch folgen könne. Darüber hinaus gibt es jede Menge Menschen, die ohne die Facebook-Dienste einfach nicht im Internet zurecht kommen. Der Publizist Sascha Lobo nannte Facebook mal das geborgte Internet. Eigentlich kann man auf die Sachen verzichten. Man macht es dann aber trotzdem nicht. Warum eigentlich nicht?
Wenn es nun hart auf hart kommt, muss man sich eine neue „Internet-Bleibe“ suchen. Denn aufgrund der geänderten rechtlichen Bedingungen erwägt Facebook wohl laut denkend, seine Dienste in Europa abzuschalten. Keine Katzenbilder und Hetz-Kampagnen mehr auf Facebook. Keine Influencer-Abziehbildchen mehr auf Instagram. Und keine Chats mehr auf WhatsApp. Und Millionen Menschen in Europa wären auf einmal vollkommen aufgeschmissen. Aber wird es so kommen?
Ich habe immer wieder gesagt, dass es sein kann, dass der Zuckerberg-Laden irgendwann mal keine Lust mehr haben könnte und euch vielleicht rausschmeißt. Nun könnte es wegen des Datenschutzes passieren. Allerdings macht der Laden mit all seinen Facebook-Diensten einen gewaltigen Teil seines Geschäfts in Europa. Und deshalb wird es wohl nicht so kommen. Man kann ja erstmal „Zeter und Mordio“ schreien, irgendwer wird schon sagen: „War doch nicht so gemeint.“
Wird man alles aussitzen?
Die irische Facebook-Datenchefin Yvonne Cunnane hat wohl gewaltig Tamtam gemacht und gejammert, dass es „unter diesen Umständen“ für den Laden nicht mehr möglich ist, die Facebook-Dienste in der EU noch bereit zu stellen. Wie sich die Plattform mit angeschlossenem Bildernetzwerk und Messenger künftig in der EU verhalten wird, werden wir wohl in spätestens 3 Wochen wissen. So lang hat der Plattform-Betreiber Zeit, auf die neuen Datenschutz-Regeln zu reagieren.
Der Markt in der Europäischen Union ist für die Firma Zuckerberg immens wichtig. Jeder vierte Facebook-Nutzer kommt aus dem hiesigen Staatenbund. Aber sie sind alle nur Ware, nicht mehr. Nutzvieh, um Milliarden zu scheffeln. Sollen sie ja auch, aber dann zu den Bedingungen, wie sie hier gelten, scheint wohl die irische Datenschutzbehörde zu verlangen. Wo kommen wir denn da hin, wenn sich Unternehmen an Regeln halten? Da kann man schnell Krokodilstränen vergießen.
Ich kann mir vorstellen, dass Facebook die Nummer aussitzen möchte. Aber so einfach wird es wohl nicht gehen. Ich denke, so einfach lässt man den Laden nicht von der Fahne. Nach all den Datenschutz-Skandalen in der Vergangenheit auch irgendwie kein Wunder, oder? Aber trotzdem glaube ich nicht daran, dass sich Facebook mitsamt seinen Satelliten-Plattformen Instagram und WhatsApp vom europäischen Markt zurückziehen wird. Dazu ist der zu wichtig.
Was wäre denn die Alternative?
Schnell kommt nun die Frage auf, was denn die Alternative zu den Facebook-Diensten wäre. Und da haben wir doch das Problem, was einem da sofort ins Auge springt: Es gibt keine. Oder wollt ihr wieder zurück in die VZ-Netzwerke? Die wären europäisch, aber eben schlechter benutzbar. Als Messenger jedoch kann ich empfehlen, sich mit Diensten wie Chiffry aus Mitteldeutschland oder Threema aus der Schweiz zu beschäftigen. Die kosten Geld, halten aber den Datenschutz ein.
Aber so eine Komplett-Lösung, wie sie die Facebook-Dienste bieten, die ist aus Europa eben nicht zu sehen. Das hat man hierzulande verpennt. So, wie man auch verpennt hat, eine sinnvolle Alternative zu Microsoft 365 / Azure / Office 365 oder zu der Google-Suchmaschine zu bauen. Nun aber wegen marktbeherrschenden Stellungen herum kreischen. Ich kann das mit dem mangelhaften Datenschutz bei Facebook nachvollziehen, mit dem anderen Gejammere aber nicht.
Also: Es gibt keine Alternative, die vollständig abbildet, was Facebook so bietet. Oder kommt ihr mir jetzt etwa mit VK.com oder WeChat? Da kann ich meine Daten auch direkt nach Moskau oder Peking schicken. Eine europäische Alternative wie die Facebook-Dienste wäre gut. Aber mir fällt einfach kein solches Angebot ein. Schade, aber nicht zu ändern. Vielleicht kommen so aber wieder mehr Menschen auf die Idee, die scheinbar vergessenen Blogs zu besuchen.