Freistaat Sachsen – oder: #DerOstenBleibtBunt

#DerOstenBleibtBunt heißt es derzeit bei Twitter. Vermutlich auch woanders, aber Internet-Menschen aus dem Freistaat Sachsen melden sich nun endlich zu Wort. Und hier gar nicht mal so wenige. Es wird auch Zeit, #DasAndereSachsen zu zeigen. So geht es jedenfalls nicht weiter. Auch der Landesregierung muss man langsam die Grenzen aufzeigen. Das ist mein Thema im Abwasch der Woche. Und ich hoffe, ich langweile niemanden.

Der Freistaat Sachsen als Blauhelm-Gebiet?

Was habe ich nicht alles über den Freistaat Sachsen gelesen. Da gibt es Leute, die meinen, bei Twitter irgendwelche wohl gedrechselten Worte von sich geben zu müssen, und die nie in Sachsen gelebt haben. Da ist die Rede davon, dass man Sachsen unter „Zwangsverwaltung“ stellen soll, weil selbst die Landesregierung „braun gefärbt“ sei. Und man solle den Freistaat zum „Blauhelm-Gebiet“ erklären. Mit welchem Recht denn eigentlich?

Diese Wortkünstler sind allesamt der Meinung, dass der Freistaat Sachsen ein reines „Nazi-Gebiet“ ist: „Was, du kommst aus Sachsen? Du Drecksnazi!“ oder ähnliches bekommt man zu hören oder zu lesen, wenn man angibt, woher man kommt. Ich hatte irgendwann mal eine Blogparade versucht, dass sächsische Blogger mal aufzeigen, dass der Freistaat nicht so ist, wie es andere vermuten. Interessiert hatte das niemanden. Und ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr darauf.

Aber wieso kommen Menschen auf die Idee, über uns Sachsen so etwas zu behaupten, wenn sie uns gar nicht kennen? Die lehnen die sächsischen Menschen ab, weil sie sächsische Menschen sind. Insofern sind diese Menschen nicht weniger diskriminierend wie dieses Nazi-Pack, das Flüchtlingsunterkünfte anzündet. Sie haben kein Recht dazu, jeden Sachsen zu verurteilen, nur weil es sich zufällig um einen Sachsen handelt.

Natürlich gibt es ein Nazi-Problem

Wer etwas anderes behauptet, ist blind. Die Rechten sind im Freistaat Sachsen nun leider einmal lauter als alle anderen. OK, wir müssen hier differenzieren: Einerseits gibt es die enorm lauten Rechtsextremen. Andererseits aber auch die enorm lauten Linksextremen. Im Prinzip sind das für mich die gleichen Haufen, sie sind nur vielleicht anders lackiert. Wobei ja nicht mal das sicher ist. Und ehrlich gesagt, finde ich das zum Kotzen.

Da gab es neulich PEGIDA-Proteste gegen Angela Merkel, bei denen ein ZDF-Team bedrängt wurde. Im Laufe der Woche kam heraus, dass der Bedrängende ein Mitarbeiter des Landeskriminalamtes ist. Ich habe dazu in den letzten Tagen gehört, dass dieser Mensch ja auch eine Meinung haben und sie vertreten darf. Selbstverständlich darf er das. Aber darf sich ein Mitarbeiter einer staatlichen Behörde einer Vereinigung anschließen, deren Verfassungsmäßigkeit kritisch gesehen wird?

Der Filz im Freistaat Sachsen ist ziemlich dick. Es ist deshalb nicht abzustreiten, dass hier ein enormes Problem vorliegt. ABER: Der Filz aus Rechtsextremen und denen, die sie dulden, ist in Sachsen die Minderheit. Und nicht jeder, der hier lebt und zuhause ist, ist automatisch ein Nazi. Wer immer die Differenzierung erwartet, dass nicht jeder Flüchtling ein Islamist ist, von dem darf man auch die Differenzierung erwarten, dass nicht jeder Sachse gleich ist.

#DerOstenBleibtBunt und #DasAndereSachsen – Macht mal lauter!

Es gibt zwei Hashtags, die ich in den letzten Tagen mitbekommen habe. Einerseits ist es #DerOstenBleibtBunt. Andererseits ist es #DasAndereSachsen. Es gab ein Brückenfest, um die Seebrücke-Bewegung zu unterstützen. Damit soll die Seenothilfe auf dem Mittelmeer unterstützt werden. Es gibt also diese Bewegungen. Allerdings sind die allesamt um einiges leiser als PEGIDA oder die Identitäre Bewegung. Und sie haben auch nicht so eine Lobby in der Landesregierung.

Wir müssen wirklich anfangen, den Freistaat Sachsen wieder in ein richtiges Licht zu rücken. Wir sind hier keine Rechtsradikale. Die ganzen rechten Spinner hier sind in meinen Augen Nestbeschmutzer. Das muss auch nach außen hin gezeigt werden. Ich will hier gar nicht über die Gründe philosophieren, wieso das hier so ist. Klar ist für mich, dass das beendet werden muss. Und zwar unabhängig davon, dass man durchaus kritisch in Sachen Umgang mit Flüchtlingen sein kann.

Das Eine hat mit dem Anderen in meinen Augen nicht viel zu tun. Denn diese rechtsradikale Brut würde sich ohne Zuwanderer / Asylanten / Flüchtlinge irgendwas anderes suchen: Behinderte, Homosexuelle, Obdachlose, was auch immer. Auch Religionen geraten ins Visier. ABER: Es ist eben nicht nur in Sachsen so. Hier sind sie halt viel lauter. Und alle, die etwas gegen diese Leute haben, müssen eben noch lauter sein. Oder?

One Reply to “Freistaat Sachsen – oder: #DerOstenBleibtBunt”

  1. Richtig lieber Henning Uhle,

    es ist nicht nur in Sachsen so. Auch im zweiten Deutschen Freistaat schickt man sich an, der braun / blauen Brut nachzulaufen. Lassen wir München oder Leipzig nicht zur neuen Hauptstadt „der Bewegung“ werden. Scheinbar haben zu viele im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst oder in Deutsch nicht „Die Welle“ gelesen.
    Ich bin mir nicht sicher, ob lauter schreien der richtige Weg ist. Ich kann nur eines sagen: Ignorieren haben wir versucht und das klappt nicht; nicht vor 90 Jahren und nicht heute. Es muss also definitiv etwas anderes her, um unserer Heimat die Vielfalt und Toleranz zu bewahren. Da wird uns weder rechts noch links nutzen.
    Eigentlich brauchen wir wieder eine echte Mitte! Nicht umsonst spricht man von“ der goldenen Mitte“.

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