Pöbler: Weshalb gibt es euch eigentlich?

Lasst uns über herzallerliebste Menschen reden: Die Pöbler. Das sind die Menschen, die lauthals und teils unqualifiziert vor sich hin schimpfen und beleidigen. Ihr kennt die, oder? Ich habe da auch so ein paar Leute in meinem – realen und virtuellen – Bekanntenkreis, die eigentlich über alles und nüscht diskutieren, schimpfen, meckern. Sie pöbeln halt. Sollen sie mal machen. Aber dann eben ohne mich. Ich habe echt anderes zu tun und auch gar keinen Nerv, mich mit sowas zu beschäftigen.

Pöbler pöbeln wie Pöbel

Eigentlich muss man die Mauer wieder hochziehen und den Osten zuscheißen.

(Autor bekannt)

Es begab sich aber zu jener Zeit, dass ich mit einem Pöbler aus dem Westen des Landes zu tun hatte. Ich versuche seit längerem, ihm aus dem Weg zu gehen. Aber damals war das noch so. Es war irgendwann so zu Beginn der Pandemie. Ich war noch frisch im Home Office. Die Nerven waren angespannt. Und dann rufst du im Westen Deutschlands an und bekommst zuallererst – noch vor der Begrüßung – das Zitat um die Ohren gehauen. Sagt mal, ihr Pöbler, seid ihr alle so drauf?

Es ging um wichtige Themen, sonst hätte ich gleich wieder aufgelegt. Aber ich habe der Person am Telefon deutlichst mitgeteilt, was ich von solchen Sprüchen halte. Die Person hatte außer „Mir doch egal“ nicht so sehr viel sinnvolles dazu beizutragen. Und das hatte mir gezeigt, dass es ziemlich unsinnig ist, sich mit dieser Person auseinander zu setzen. Das war nicht die einzige Entgleisung dieser Person, das sei mal klargestellt. Aber die Person ist auch nicht das einzige Exemplar, das so ist.

Der Duden meint übrigens zum Pöbeln, dass Pöbler andere in der Öffentlichkeit provozieren wollen. Die Frage ist halt, ob man sich auf so ein Niveau herablassen soll. Ich meine: Klar, man kann erstmal überall dagegen sein. Egal bei welchem Thema. Und wer gegen alles ist, pöbelt gegen alle anderen, die auch mal für irgendwas sind. Leute, ich muss mich da wirklich zusammenreißen, nicht immer wieder auf diese Pöbler einzugehen.

Geht es denn auch mal positiv?

Es ist wirklich unglaublich. Ich habe ja eben geschrieben, dass diese Leute erstmal dagegen sind. Ein paar Beispiele aus dem Angebot, womit ich immer wieder konfrontiert wurde: Impfungen, Umweltschutz, Rücksichtnahme, E-Mobilität, Smart Cities und so weiter und so fort. Aber irgendwas positives? Haben die auch was positives zu erzählen? Ja, was sie selbst für sich getan oder angeschafft haben. Aber bedeutet „Gesellschaft“ nicht doch noch ein bisschen mehr, als den eigenen Schatten auszuleuchten?

Ich finde es ja gut, dass diese Leute Urlaub machen und das dann auch bildgewaltig in den sozialen Netzwerken zelebrieren. Das wirkt so wie „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“. Hilft nur niemandem. Die Kinder, die diese Leute haben, werden sich aber noch bedanken. Papa oder Mama haben zwar ein Haus gebaut oder gekauft. Aber dummerweise hat der Diesel dazu beigetragen, dass die Luft verpestet wurde. Ja, es ist überspitzt formuliert.

Ich hab es oft genug erzählt: Wenn jeder eine Kleinigkeit beiträgt, wäre die Welt wahrscheinlich noch zu retten. So aber haben wir das da: Hauptsache ICH! ICH lasse mich nicht impfen und trage dazu bei, dass Deutschland in den zweiten Corona-Winter geht. ICH kaufe in Plastik verpacktes Zeug, weil sich das besser in MEINEM riesigen Panzer von Auto verstauen lässt. ICH mache Urlaub, indem ich weit weg fliege. Leute, Hauptsache, die Gartenzwerge stehen, oder?

Ach ja, wir haben ja noch gar nicht über Energie gesprochen. Oder soll ich es lassen? Die gleichen Leute, die es witzig finden, dass wir in Mitteldeutschland keine Kohle mehr haben wollen, plärren nach Petitionen, dass sie eben keine Windräder bekommen. Ich hab es schon mal gesagt: Dann verzichtet eben auf Strom. Macht euch ne Kerze an, lest ein Buch, unterhaltet euch. Das kann alles auch sehr schön sein. Netflix, Home Office etc. müssen dann eben weichen.

Der Pursche ist ein Widerporst

Wisst ihr, was mir gefallen würde? Ja, ich könnte mich jetzt vor all die hinstellen, die den Wandel der Gesellschaft eben nicht so wichtig erachten, und sie auslachen. Ich könnte all diese jämmerlichen Pöbler beschimpfen. Aber warum denn? Statt „Haut dem Arschloch doch endlich eine in die Fresse“ klingt es doch viel besser, wenn man „Werft den Purschen zu Poden, er ist ein Widerporst“ sagt, oder?

Nein, ich kann mit einem Pöbler nicht viel anfangen. Was soll dieses strikte „Dagegen“ gegen alles, was nicht nur den eigenen Schatten ausleuchtet? Die Frage ist nicht, ob sich die Welt ändert. Nein, es ist eher die Frage, wie viel Gestaltungsspielraum wir haben. Durch das Geflenne „Ich will aber keine Impfung“ verlängert sich diese Scheiß-Pandemie doch nur. Durch mangelnden Sinn für Erneuerung wird es Überflutungen wie die im Ahrtal und halb Mitteleuropa häufiger geben. Aber Hauptsache, man ist ein Pöbler. Macht doch euren Scheiß ohne uns.

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